Die Lageeinschätzung ist dabei optimistischer als die Beurteilung der Geschäftserwartungen. Annähernd 30 Prozent der befragten Unternehmen schätzen ihre aktuelle Situation gut ein, 22,6 Prozent beklagen eine schlechte Geschäftslage. Die Lagebeurteilung ist mit einem Saldo von +6,5 Punkten weiterhin auf hohem Niveau. Bei den Geschäftserwartungen überwiegen die skeptischen Stimmen. 32,4 Prozent der Unternehmen haben ungünstige Erwartungen, nur knapp 20 Prozent blicken optimistisch in die Zukunft.
Die Investitionsneigung zeigt sich in den kommenden Monaten weniger dynamisch. Annähernd jedes dritte Unternehmen plant weniger zu investieren, 22,2 Prozent rechnen mit steigenden Investitionen. Energie- und Rohstoffpreise wirken sich dämpfend auf die Investitionsvorhaben aus. Zusätzlich erschweren gestiegene Kreditstandards aufgrund der Finanzmarktturbulenzen in den USA risikoreiche Investitionen.
Das Exportvolumen trotzt der weltweiten Konjunkturabkühlung. Die Auftragsbücher sind voll. 29 Prozent der Betriebe rechnen mit Zuwächsen beim Auslandsgeschäft, nur 21 Prozent verzeichnen Einbußen. Der Saldo steigt vom Frühsommer mit +4,9 Punkten auf +8 Punkte im Herbst. Insbesondere die Industrie rechnet mit steigendem Exportvolumen, was sich auf das zukünftige wirtschaftliche Wachstum positiv auswirken könnte.
Die Arbeitsmarktreformen zeigen nur langsam ihre Wirkung. Die Beschäftigungsabsichten bleiben bei den Unternehmen auf annähernd gleichem Niveau. 12,6 Prozent der befragten Betriebe rechnen mit zusätzlichen Einstellungen, im Frühsommer waren es 14,5 Prozent. 21,8 Prozent werden Personal abbauen. Die Beschäftigungspläne deuten darauf hin, dass es zunehmend schwerer wird, geeignetes Fachpersonal zu finden.
"Der IHK-Indikator gibt nach. Die hohen Energie- und Rohstoffkosten schlagen bei den Unternehmen in der Region zu Buche. Weitere staatliche Regulierungen sowie die Erwartung steigender Lohnkosten trüben die Zukunftseinschätzungen der Unternehmen. Ein positiver Trend zeigt sich im Exportgeschäft. Die hohe Qualität der Waren und Dienstleistungen der hiesigen Unternehmen wird im Ausland geschätzt. Die Unternehmen sind im internationalen Wettbewerb gut aufgestellt. Trotzdem blicken die Betriebe angesichts der wirtschaftspolitischen Weichenstellungen sorgenvoll in die Zukunft. Die Diskussion um die Erbschaftssteuer verunsichert insbesondere Familienbetriebe ganz erheblich. Die Unternehmen befürchten aufgrund der Reform zusätzlichen Bürokratieaufbau. Durch die Lohnsummenregel und die Behaltensfrist von Betriebsvermögen sind sie im wirtschaftlichen Handeln eingeschränkt. Um wettbewerbsfähig zu bleiben müssen die Betriebe flexibel am Markt agieren können. Staatliche Regulierungen sind hier fehl am Platz," sagte Dr. Ernst Franceschini, Präsident der IHK Bonn/Rhein-Sieg, bei der Vorstellung der IHK-Konjunkturumfrage im Herbst 2008.
Die einzelnen Branchen im Überblick
Im verarbeitenden Gewerbe ist der Klimaindex im Herbst 2008 erneut gesunken und rutscht erstmalig seit dem Frühsommer 2005 mit +99 Punkten unter die 100er Grenze. Zum vierten Mal in Folge hat sich der Indexwert zur Vorumfrage verschlechtert. Die hohen Energie- und Rohstoffpreise schwächen die Industrie.
In der Dienstleistungsbranche stabilisiert sich der Klimaindex auf hohem Niveau. Er fällt nur leicht von +140,9 auf +138,8 Punkte. Der Dienstleistungssektor ist in der Region am stärksten ausgeprägt. Die hohen Umfragewerte zeigen, dass die Dienstleistungsunternehmen im internationalen Wettbewerb stark positioniert sind. Im Einzelhandel sind die Unternehmen pessimistischer. Der Index des Einzelhandels gibt nach und fällt von +83,7 auf +76,4 Punkte. Die Belebung der Konsumnachfrage, wie sie aufgrund der positiven Entwicklungen auf dem Arbeitsmarkt erhofft wurde, bleibt weiterhin aus. Ein ähnliches Bild zeigt sich im Großhandel, des Index rutscht von +103,5 unter die 100er Grenze auf +83,3 Punkte. Die Stimmung im Handel ist spürbar eingetrübt. Im Gastgewerbe zeigt sich erstmalig seit Jahresanfang 2007 ein Aufwärtstrend. Der Index klettert von +78,2 Punkten auf +89,3 Punkte. Nicht nur die aktuelle Lage wurde nicht mehr so schlecht eingestuft, auch der Pessimismus hinsichtlich des weiteren Verlaufs hat deutlich nachgelassen.