Im aktuellen Stimmungsbarometer spiegelt sich die gesamtwirtschaftliche Eintrübung auf hohem Niveau wieder. Zum zweiten Mal in Folge liegt der Wert unter der 100er Grenze. Die zurückhaltende Wirtschaftsentwicklung der letzten Monate schlägt sich auf die Einschätzungen der Unternehmen nieder. So gehen deutlich mehr Betriebe von einer ungünstigen Geschäftsentwicklung für das Jahr 2009 aus, als von einer günstigeren. Zum fünften Mal in Folge beurteilen die Befragten ihre Lage schlechter als in der Vorumfrage, ein deutliches Zeichen für eine starke Abkühlung, aber keine chronische Konjunkturschwäche.
Sowohl die Einschätzung der Geschäftslage als auch die Beurteilung der zukünftigen Erwartungen haben sich verschlechtert. 29,9 Prozent der befragten Unternehmen schätzen ihre derzeitige Geschäftslage zu Jahresbeginn schlecht ein, nur 22 Prozent sind mit ihrer wirtschaftlichen Situation zufrieden. Noch stärker sehen sich die Betriebe zu einer spürbaren Korrektur ihrer Zukunftserwartungen nach unten gezwungen. Die Hälfte der Befragten schätzt ihre zukünftige Geschäftslage schlecht ein. Dagegen sind es nur acht Prozent, die gute Geschäfte erwarten. Der Saldo verschlechtert sich von der Herbstumfrage im vergangenen Jahr mit -12,9 Punkten auf -40,9 Punkte zu Jahresbeginn 2009. In diesem Stimmungsbild spiegeln sich die ohnehin erwartete Konjunkturabkühlung sowie ein hohes Maß an zusätzlicher Verunsicherung wieder.
Ein ähnliches Bild zeigt sich in den Investitionsplänen der Betriebe. Die Investitionsdynamik lässt erneut nach. Lediglich 18,5 Prozent setzen ihre Investitionsvorhaben um, mehr als die doppelte Anzahl an Betrieben (39,1 Prozent) wird die Investitionen zurückfahren. Die Wirtschaft kann sich nicht von den Folgen der Krise freimachen: Die Kursschwankungen und Unsicherheiten an den Börsen werden den einen oder anderen Konsumenten anregen, wieder mehr zu sparen. Ein Lichtblick für die Unternehmen ist die gesunkene Inflationsrate sowie die niedrigen Energiekosten. Insbesondere das Transportgewerbe profitiert von den günstigen Energiepreisen.
Das Exportwachstum schaltet einen Gang zurück. 47,8 Prozent der Unternehmer berichten von rückläufigem Exportvolumen, nur 13 Prozent verzeichnen einen Exportanstieg. Der Saldo fällt spürbar von +8 Punkten auf -34,8 Punkte. Wichtige Absatzmärkte für die Betriebe aus der Region stagnieren, insbesondere in Westeuropa. Auch die Dynamik aufstrebender Märkte in Mittel- und Osteuropa sowie Asien erleidet Dämpfer. Trotzdem bleibt der Aufholprozess in diesen Ländern bestehen. Das Gesamtbild schlägt sich in der hiesigen Exportwirtschaft nieder. Dennoch handelt es sich nur um eine vorübergehende Eintrübung. Die Betriebe haben eine gute Marktpositionierung und verfügen auch weiterhin über eine starke Wettbewerbsfähigkeit.
Der Beschäftigungsaufbau kommt zum Stillstand. Durch die internationale Finanz- und Konjunkturkrise hat sich auch die Einstellungsbereitschaft von zusätzlichem Personal verschlechtert. Ein Drittel der befragten Unternehmen werden eher Stellen abbauen, als zusätzliches Personal einzustellen. Nur zehn Prozent werden ihre Beschäftigungspläne ausweiten. Die Beschäftigungszahlen sind aber auch ein Indiz dafür, dass es zunehmend schwerer wird, geeignetes Fachpersonal zu finden. Positive Signale kommen vom Ausbildungsmarkt. Die Ausbildungswilligkeit der Betriebe hat nach dem derzeitigen Stand nicht nachgelassen.
"Die Stimmung in der Region Bonn/Rhein-Sieg ist deutlich eingetrübt. Der IHK-Indikator hat einen neuen Tiefstand erreicht. Die bislang gute Geschäftslage bekommt immer mehr Kratzer. Die Einschätzungen der Unternehmen haben sich zum fünften Mal in Folge verschlechtert. In diesem Stimmungsbild spiegeln sich die Konjunkturabkühlung und die Verunsicherung der Unternehmer. Insbesondere geht das Motiv der Investitionsvorhaben zurück. Die Betriebe leiden aber auch unter dem stagnierenden Exportgeschäft. Dies führt dazu, dass sich auch auf dem Arbeitsmarkt ein Stillstand abzeichnet. Zum jetzigen Zeitpunkt herrscht in den Unternehmen nur eine verhaltene Einstellungsbereitschaft.
Die Konjunkturpakete der Bundesregierung gehen in die richtige Richtung. Sie setzen viele kleine Wachstumsimpulse und steuern dazu bei, dass das Vertrauen in die Finanzwirtschaft wieder zurückgewonnen wird. Ferner sind die Maßnahmen wichtig, um die Märkte zu beruhigen und die Banken vor weiteren Liquiditätsproblemen zu bewahren. Sie können Transparenz auf dem Bankensektor schaffen und zukünftig Krisen mindern oder sogar vermeiden. Gerade bei öffentlichen Problemen setzt das zweite Konjunkturpaket an den richtigen Stellen an: Bildung, Verkehr und Breitband. Dennoch darf es nicht bei den vorgesehenen Maßnahmen bleiben.
Die Bundesregierung muss Reformen vorantreiben, die sowohl kurzfristig wirken als auch langfristig Wachstumsimpulse entfalten. Neben dem Vorziehen staatlicher Infrastrukturmaßnahmen muss insbesondere den Bürgern und Unternehmen wieder mehr Raum für Konsum und Investitionen gegeben werden. Entlastungen für kleinere und mittlere Einkommen bei der Einkommensteuer und investitionsfördernde Nachbesserungen bei der Unternehmenssteuerreform sind der richtige Weg. Sowohl die Unternehmen als auch die Bürger brauchen Anreize für Wachstum und Konsum," sagte Dr. Ernst Franceschini, Präsident der IHK Bonn/Rhein-Sieg, bei der Vorstellung der IHK-Konjunkturumfrage zu Jahresbeginn 2009.
Die einzelnen Branchen im Überblick
Über alle Branchen hinweg zeigt sich ein eingetrübtes Stimmungsbild. Den stärksten Einbruch verzeichnet der Dienstleistungssektor: der Klimaindex - das geometrische Mittel aus Geschäftslage- und Erwartungssaldo - fällt ausgehend von einem hohen Niveau von +138,8 auf +104,7 Punkte. Damit ist der Wert aber immer noch über der 100er Grenze.
In der Industrie sind die Werte eingebrochen. Bereits von einem niedrigen Niveau (+99 Punkte) sinkt der Industrieindex auf +68,6 Punkte. Hier zeigt sich, dass insbesondere das verarbeitende Gewerbe unter der Finanz- und Konjunkturkrise leidet.
Die Konsumzurückhaltung der Verbraucher bekommen vor allem die Handelsunternehmen zu spüren: Das Stimmungsbild des Einzelhandels trübt sich erneut ein. Ausgehend von einem bereits niedrigen Wert (+76,4 Punkte) sinkt der Index auf +65,3 Punkte. Im Großhandel sieht es ähnlich aus. Der Klimaindex gibt nach und fällt von +85 Punkten auf +73,1 Punkte. Die Kaufkraft ist und bleibt unter ihren Möglichkeiten. Die lang andauernde Durststrecke beim privaten Konsum wird sich auch in 2009 fortsetzten.
Das Schlusslicht bilden Gastronomie und Hotellerie mit dem niedrigsten Indikatorwert von +62,2 Punkten; im Herbst waren es noch +89,3 Punkte. Auch das Gastgewerbe leidet unter dem verhaltenen Konsum. Mancher Verbraucher macht sich angesichts der negativen Meldungen im Zusammenhang mit der Finanzkrise Sorgen und spart sein Geld für die Zukunft.