Geschäftslage und Erwartungen verbessern sich.
Die Einschätzung der derzeitigen Geschäftslage hat sich in den meisten Branchen verbessert. 24,4 Prozent der befragten Unternehmer sind mit ihrer derzeitigen Geschäftslage zufrieden, 28,1 Prozent sind pessimistisch gestimmt. Der Saldo verbessert sich von -12,1 Punkten im Herbst auf -3,7 Punkte zu Jahresbeginn. Nur das Gastgewerbe beurteilt seine wirtschaftliche Situation deutlich schlechter als in der Vorumfrage.
Der Blick in die Zukunft zeigt nicht bei allen Branchen Optimismus. Die positiven und negativen Stimmen halten sich die Waage, 25,9 Prozent erwarten schlechte Geschäfte, 24 Prozent gehen von einer besseren Zukunft aus. Inzwischen hat sich binnen weniger Monate die Lagebewertung über fast alle Branchen hinweg etwas verbessert. Die befürchteten Schreckensszenarien für die konjunkturelle Entwicklung sind ausgeblieben. Neue Aufträge haben dazu geführt, dass Produktionsprozesse wieder aufgenommen wurden. Viele Unternehmen beginnen ihre Lagerbestände wieder aufzustocken, die sie zuvor als Reaktion auf die Nachfrageeinbrüche massiv abgebaut haben. Positive Impulse sind auch den internationalen Konjunkturpaketen zu verdanken. Sie haben öffentliche Investitionen angestoßen und zur Vertrauensbildung und damit zur Stabilisierung des privaten Verbrauchs beigetragen. Die Weltwirtschaft gewinnt weiter an Fahrt. Hersteller aus der Region sind nicht zuletzt aufgrund ihrer Auslandsinvestitionen der vergangenen Jahre dort gut positioniert. Die Unternehmen profitieren von ihrer starken Wettbewerbsposition. Dies führt auch dazu, dass sie an ihrer Stammbelegschaft festhalten - nicht zuletzt infolge des nach wie vor bestehenden Fachkräftemangels.
Die Investitionsvorhaben der Unternehmen sind gestiegen. In der Herbstumfrage waren nur 16,8 Prozent der Unternehmer bereit, ihre Investitionsvolumen aufzustocken. Jetzt werden 19,5 Prozent in geplante Projekte investieren.
Besonders stark wächst das Exportgeschäft. Innerhalb von wenigen Monaten haben sich die Aussichten für das Auslandsgeschäft deutlich verbessert. Nur 14,6 der befragten Unternehmen beklagen rückläufige Exporte; mehr als das Dreifache (45,8 Prozent) berichten von ansteigenden Exporten. Der Saldo verbessert sich spürbar von -6,4 Punkten auf 31,3 Punkte. Noch vor einem Jahr waren die Unternehmen stark durch Auftragsrückgänge aus dem Ausland im hohen Maß gezeichnet. Die Erholung im Exportgeschäft ist herausragend.
Die Beschäftigungsaussichten stabilisieren sich. 13,4 Prozent der Unternehmer werden ihr Personal aufstocken, in der Herbstumfrage waren es 12,2 Prozent. Die Beschäftigungsrückgänge werden auch in den kommenden Monaten vergleichsweise moderat ausfallen. Die gleich bleibenden Beschäftigungspläne deuten an, dass das Thema "Bindung und Gewinnung qualifizierter Mitarbeiter" für die Unternehmen auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten hohe Priorität besitzt. Insbesondere der zurückliegende Aufschwung, der zwischenzeitlich einen sehr großen Mangel an Fachkräften offengelegt hat, ist den Unternehmen im Bewusstsein. Der noch relativ hohe Beschäftigungsstand in Bonn/Rhein-Sieg verhindert, dass das Konsumverhalten einschränkt wird: Die Kaufkraft vieler Verbraucher ist bislang robust.
"Die Konjunktur hat sich nach dem Einbruch im vergangenen Jahr erneut verbessert und stabilisiert sich auf niedrigem Niveau. Noch ist der Konjunkturklimaindikator unter der 100er Grenze; d.h. dass noch die pessimistischen Stimmen überwiegen, was auf den Einbruch in der Gastronomie und Hotellerie zurückzuführen ist. Die Erholung der Wirtschaft kommt aber langsam voran. Die Unternehmen fassen wieder Mut und investieren vermehrt. Auch die Belegschaft wird nicht gekürzt. Sehr erfreuliche Signale kommen vom Exportgeschäft," sagte Dr. Ernst Franceschini, Präsident der IHK Bonn/Rhein-Sieg, bei der Vorstellung der IHK-Konjunkturumfrage zu Jahresbeginn 2010.
"Nach dem harten Absturz der Exporte im vergangenen Jahr zeigen sich die Exporterwartungen der Unternehmen inzwischen wieder deutlich aufwärts gerichtet. Ihre Hoffnungen schöpfen die Unternehmen aus dem fortschreitenden Erholungsprozess in europäischen Wachstumsregionen. Die Exportwirtschaft konnte in den zurückliegenden Jahren ihre Wettbewerbsfähigkeit aufbauen. Hier wollen die Unternehmen nun ansetzen und vermehrt investieren. Die Zuversicht der Unternehmen darf nicht durch schleppende Debatten gebremst werden. Die Bundesregierung muss dafür Sorge tragen, dass die Standortbedingungen für die Unternehmen verbessert werden und notwendige Reformen schnell voran getrieben werden. Das Ziel des ausgeglichenen Staatshaushalts darf nicht aus den Augen verloren werden. Eine drohende Schuldenfalle darf nicht die Investitionsbereitschaft der Unternehmen ausbremsen; nur eine langfristig angelegte Sparpolitik kann die Wirtschaft stützen."
Die einzelnen Branchen im Überblick
In fast allen Branchen verbessert sich das Stimmungsbild erneut. Die Dienstleister erreichen den höchsten Wert weit über der 100er Grenze. Der Klimaindex, das geometrische Mittel aus Geschäftslage- und Erwartungssaldo, steigt von 119,9 Punkten auf 128 Punkte. Die Betriebe in diesem Sektor hatten und haben auch weiterhin die stärkste Positionierung am Markt in Bonn/Rhein-Sieg.
Ebenso konnte der Handel seine Werte erneut deutlich nach oben korrigieren: Der Klimaindex steigt ausgehend von 97,8 Punkten auf 101,4 Punkte. Die Branche profitiert von der Konsumfreude der Verbraucher. Die Konsumenten legen derzeit nur wenig Geld für schlechtere Zeiten zur Seite und kurbeln mit ihrer Kauflaune die Konjunktur weiter an.
Die Industrie zieht ebenfalls mit und holt von 86,5 Punkten auf 95,6 Punkte auf. In der Krise liegen gebliebene Auftragsbearbeitungen sowie Anschaffungen und Investitionen können jetzt nachgeholt werden.
Das Gastgewerbe dagegen verzeichnet einen deutlichen Einbruch. Der Klimaindex fällt erheblich von 91,3 Punkten auf 70,6 Punkte. Sowohl die Gastronomen als auch die Hoteliers korrigieren ihre Wirtschaftsbeurteilungen stark nach unten. Ausschlaggebend ist der rückläufige Geschäftsreiseverkehr, welcher dem Gastgewerbe rückläufige Auslastungen und folglich leere Kassen beschert.