Die Einschätzung der derzeitigen Geschäftslage hat sich in fast allen Branchen erneut stark verbessert, der Saldo konnte von 19 Punkte im Herbst 2010 auf jetzt 26 Punkte zulegen. Die optimistischen Zukunftsbeurteilungen aus der Vorumfrage spiegeln sich nun in der aktuellen Lagebeurteilung wieder. Die Anzahl der pessimistischen Stimmen ist sehr gering. Nur 13 Prozent beurteilen ihre Geschäftslage schlecht, im Herbst waren es noch 15 Prozent. Nur in die Lagebeurteilung der Dienstleister mischt sich nach sehr langer Zeit eine gewisse Skepsis. Jedoch bleiben die Dienstleister auch weiterhin mit einem soliden konjunkturellen Niveau die Top-Branche in der Region Bonn/Rhein-Sieg.
Auch die Zukunftsperspektiven fallen erneut optimistischer aus als in der Vorumfrage, wenngleich mit vermindertem Tempo. 35 Prozent der befragten Unternehmen erwarten gute Geschäfte, nur 13 Prozent befürchten eine schlechte Wirtschaftsentwicklung. Der Saldo steigt von 18 Punkten im Herbst auf 22 Punkte zum Jahresanfang. Die positive Entwicklung der Konjunktur zeigt, dass der Aufschwung auf breiter Basis weitergeht.
Das hohe Investitionsvolumen wirkt sich auch weiterhin positiv auf die Konjunktur aus. 28,7 Prozent der befragten Unternehmen werden mehr investieren, 13,5 Prozent halten sich mit ihren Ausgaben zurück. Weltweit verstärkt sich das Vertauen in die Wirtschaft und es wird wieder mehr investiert.
Ein deutliches Plus verzeichnet auch das Exportgeschäft. 46,8 Prozent der Unternehmen berichten von steigenden Exportvolumen. Nur 6,4 Prozent beklagen rückläufige Exportgeschäfte. Die Konjunktur hat auch in anderen Ländern wieder angezogen und die Nachfrage steigen lassen. Davon profitiert auch die heimische Wirtschaft. Das Exportgeschäft wird deutlich angekurbelt.
Der Arbeitsmarkt bleibt das Aushängeschild Deutschlands für die starke Wettbewerbsstellung der Unternehmen. Es werden wieder mehr Unternehmen Mitarbeiter einstellen als Personal abbauen. Der Saldo verbessert sich von 6,5 Punkte auf 9,2 Punkte. Somit stocken 18,4 Prozent der Betriebe ihre Belegschaft auf, 9,2 Prozent bauen Stellen ab. 72,4 Prozent halten an ihrem Mitarbeiterstamm fest. Dies ist auch ein Ausdruck der neuen Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen: Sie haben sich gesträubt, Mitarbeiter während der Krise zu entlassen, obwohl Aufträge fehlten. Die Beschäftigungssicherung zahlt sich jedoch aus: Kosten für Neueinstellungen für zusätzliche Aufträge fallen weg. Die Personaldecke bleibt stabil. Die Mitarbeiterzufriedenheit aufgrund von Jobsicherheit führt zu weiteren Synergieeffekten.
Die positiven Einstellungsabsichten wirken sich auf die Verbraucher aus. Das konjunkturelle Hoch fördert den Konsum. Der Abbau der Arbeitslosigkeit sichert die verfügbaren Einkommen der privaten Haushalte. Die verminderten Arbeitsplatzsorgen schaffen Vertrauen in die persönliche Haushaltslage. Ein sicherer Job führt dazu, dass die Konsumenten auch wieder mehr Geld ausgeben und nicht für schlechte Zeiten sparen. Dies kurbelt wiederum die Nachfrage in Einzelhandel und Gastgewerbe an und beschert den Unternehmen höhere Umsätze.
"Die Konjunktur ist weiter im Aufschwung. Zum fünften Mal in Folge berichten die Unternehmen von besseren Geschäften als in der jeweiligen Vorumfrage. Beide Konjunkturindikatoren - Lage und Erwartungen - steigen abermals an. Alle Anzeichen stehen auf Aufschwung, auch wenn er etwas an Tempo verlieren dürfte. Für die Wirtschaft scheint die Krise kein Thema mehr zu sein. Die verbesserte Nachfrage schlägt sich in einer besseren Absatzlage wieder, was es einigen Unternehmen ermöglicht, auch wieder die Preise anzuziehen", sagte Dr. Ernst Franceschini, Präsident der IHK Bonn/Rhein-Sieg, bei der Vorstellung der IHK-Konjunkturumfrage zu Jahresbeginn 2011: "Es ist wichtig, dass die gute konjunkturelle Lage der Unternehmen nun nicht im Keim erstickt wird. Dazu gehört auch, dass die Staatsverschuldung nicht weiter ansteigt und dass die Schuldenbremse tatsächlich eingehalten wird. Dies ist auch eine Frage der Generationengerechtigkeit. Wir können jetzt nicht über unsere Verhältnisse leben und darauf hoffen, dass es nachfolgende Generationen richten werden", fordert Dr. Franceschini.
Die einzelnen Branchen im Überblick - Alle über der 100er Grenze
Alle Branchen haben in der Umfrage zu Jahresbeginn die 100er-Grenze überschritten. Das bedeutet, dass die positiven Stimmen in der Wirtschaft die pessimistischen überwiegen. In fast allen Branchen verbessert sich das Stimmungsbild erneut. Nur bei den Dienstleistern zeigt sich eine minimale Eintrübung im Optimismus: Der Klimaindikator ist von 139,5 Punkte im Herbst 2010 auf 133,9 Punkte gefallen. Dennoch erreicht das konjunkturelle Niveau der Branche auch weiterhin den Spitzenwert aller Branchen.
Erfreulich ist, dass das Gastgewerbe einen deutlichen Sprung geschafft hat und seit 2007 erstmalig wieder über der 100er-Grenze ist. Differenziert man das Gastgewerbe nach Hotelerie und Gastronomie, so zeigt sich, dass die Hoteliers die Nase weiter vorne haben. Der Index der Hotellerie klettert von 96,8 Punkte auf 122,3 Punkte. Die Gastronomen holen mit 99,5 Punkte jedoch auch deutlich zur Vorumfrage im Herbst vergangenen Jahres mit 71 Punkten auf.
Gastgewerbe und Einzelhandel profitieren von der guten Kauflaune der Konsumenten, die auch nach dem Weihnachtsgeschäft nicht nachgelassen hat. Die Verbraucher haben den Konsum in der Region angekurbelt. Die Sorgen und Umsatzausfälle der Gastronomie vom verregneten Herbst sind überwunden. Nicht zuletzt profitieren sowohl die Gastronomie als auch die Hoteliers von dem gut ausgewogenen touristischen Angebot der Region. Der Standort Bonn/Rhein-Sieg kann insbesondere durch seine Vielfalt in Kunst, Kultur und Natur punkten.