Aktuell vermelden mit 35 Prozent mehr Unternehmen eine schlechte als eine gute Geschäftslage (28 Prozent). Der Geschäftslageindikator – der Saldo aus gut- und schlecht-Anteilen – hat sich von seinem Tief im Sommer (-25) positiv entwickelt und liegt in der Blitzumfrage mit -7 Punkten sogar noch über dem Wert von Anfang Oktober (-13 Punkte).
Die wirtschaftliche Situation ist jedoch von Branche zu Branche sehr unterschiedlich. Der Lageindikator der rheinischen Industrie war in Folge der Corona-Pandemie zunächst in den Keller gerutscht. Nach einem nur leichten Anstieg über den Sommer hinweg sind die Ergebnisse der Blitzumfrage aus dem November nun erfreulicher. 36 Prozent der Betriebe melden eine gute, 21 Prozent eine schlechte Lage. Seit Beginn des vierten Quartals hat die Industrie wieder Schwung aufgenommen, die aktuellen Beschränkungen hemmen die verarbeitenden Betriebe weniger. „Die offenen europäischen Binnengrenzen haben – anders als im März – dafür gesorgt, dass Lieferketten weitgehend funktionieren. Auch die Nachfrage nach Pkw zieht wieder leicht an“, so Steinmetz. Hinzu kommt, dass für viele Beschäftigte dank der derzeit weitgehend geöffneten Schulen die Betreuung ihrer Kinder gesichert ist.
Im Dienstleistungsbereich ist die Lage allerdings ambivalent. Auf der einen Seite stehen Branchen wie das Gastgewerbe und die Reisewirtschaft (Veranstalter und Reisebüros), die fast ausnahmslos eine schlechte Geschäftslage melden. Bei der Kultur- und Kreativwirtschaft sieht es ähnlich schlecht aus. „Die Logistik ist von der Krise ebenfalls tief betroffen, sowohl durch einen geringeren Güterverkehr als auch wegen gesunkener Fahrgastzahlen im Nah- und Reiseverkehr. Aber auch in diesem Bereich sehen wir Erholungstendenzen“, erläutert Steinmetz. Auf der anderen Seite beurteilen die Gesundheitswirtschaft und die Finanzwirtschaft ihre aktuelle Lage etwas besser als der Durchschnitt.
Auch im Handel ist die Lage uneinheitlich. Im Einzelhandel ist sie noch immer sehr schlecht. Die Einzelhändler sind von dem Lockdown in der Gastronomie mittelbar betroffen, weil durch diese Einschränkung die Passantenfrequenz in den Innenstädten gesunken ist. „Für das kommende Jahr rechnen die rheinischen Einzelhändler mit einer weiteren Verschlechterung, weil sich die negativen Arbeitsmarktperspektiven auch auf die Konsumlaune auswirken können“, so Steinmetz. Im Großhandel macht sich dagegen die weitere Erholung der Industrie bemerkbar. Die Lage wird jetzt deutlich besser eingeschätzt als noch im Spätsommer, bleibt allerdings im negativen Bereich.
Die wesentlichen Geschäftsrisiken der Wirtschaft im Rheinland haben sich im Vergleich zum Jahresbeginn vor dem Start der Pandemie komplett verändert. Mittlerweile sehen knapp zwei Drittel der Betriebe in der Inlandsnachfrage ein wesentliches Geschäftsrisiko, zum Jahresbeginn sah dies nur die Hälfte der Betriebe so. Auch die Beschäftigungs- und Investitionspläne bleiben restriktiv. So rechnen 26 Prozent der Betriebe mit einem Beschäftigungsabbau in den kommenden Monaten, nur 13 Prozent planen einen Stellenaufbau. „Seit Beginn der Pandemie im März wurden Investitionen zusammengestrichen. Auch für das Jahr 2021 planen die Betriebe noch einmal ein niedrigeres Budget für Investitionen im Inland“, erklärt Steinmetz. Nur jeder fünfte Betrieb möchte mehr investieren, mehr als jeder Dritte kürzt die Budgets.
Der Weg zur Normalität dürfte nicht einfach werden. Die Erwartungen für das kommende Jahr liegen weit auseinander. Anfang Oktober hofften 26 Prozent der Betriebe auf eine Verbesserung der Geschäftslage, 27,5 Prozent befürchteten eine abermalige Verschlechterung ihrer Geschäfte. Dies hat sich nun gewendet. In der Blitzumfrage sind die Optimisten sogar leicht in der Überzahl. Dennoch: Die Betriebe sind zurückhaltend bei der Beantwortung der Frage, wann sie das Vorkrisenniveau wieder erreichen. 22,3 Prozent rechnen erst in der zweiten Jahreshälfte 2021 damit, 20,6 Prozent erst nach 2021 und 6,5 Prozent befürchten, das Vorkrisenniveau niemals mehr zu erreichen. „Zum einen sind die Betriebe weiterhin mit den direkten Auswirkungen der Pandemie beschäftigt“, erklärt Steinmetz. „Zum andern ist durch die Wirtschaftskrise der wirtschaftliche Strukturwandel verstärkt worden. Das zeigt sich zum Beispiel im stationären Handel, der zunehmend unter dem Online-Handel leidet, oder in der Strukturkrise der Automobilindustrie. Darüber hinaus sorgen der Brexit und die Protektionismusbestrebungen in vielen Ländern für Unsicherheit bei der rheinischen Wirtschaft.“