"Nur fünf Prozent aller Hauptschüler finden ohne Hilfe direkt im Anschluss an die Schule eine Ausbildung oder Beschäftigung. Immer wieder beklagen die Unternehmen, dass die Absolventen der Hauptschulen fachliche Defizite aufweisen. Jugendlichen fehlen die Zukunftsperspektiven - Betrieben die Facharbeiter. Hier setzt unser Projekt an", erläutert Wolfgang Grießl, Vize-Präsident der IHK Bonn/Rhein-Sieg: "Zahlreiche Unternehmer und Personalverantwortliche stellen im Bewerbungsverfahren aber auch fest, dass viele junge Leute Sekundärtugenden wie z. B. Fleiß, Höflichkeit, Pünktlichkeit, Konzentrationsfähigkeit usw. nicht mehr mitbringen."
Prävention statt Reaktion lautet eine Maxime des Programms. "Ziel ist die nachhaltige Verbesserung des Übergangs von Hauptschülerinnen und Hauptschülern in eine betriebliche Ausbildung und in ein sich daran anschließendes Arbeitsverhältnis", so Marita Schmickler-Herriger, Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Bonn/Rhein-Sieg: "Erstmals engagiert sich die regionale Wirtschaft mit diesem Projekt auch finanziell bei der Berufsvorbereitung." Fördern und Fordern sind weitere Schlüsselbegriffe des Konzepts. Unter Beteiligung aller Hauptschulen der Stadt Bonn und des Rhein-Sieg-Kreises sowie mehrerer Förderschulen durchlaufen Schüler des 10. Schuljahres überwiegend neben ihrer Schulzeit insgesamt 570 Unterrichtsstunden im "Haus der Berufsvorbereitung". Sie opfern ihre Wochenenden sowie vier Wochen ihrer Ferien. Sie weisen damit eindrucksvoll nach, dass sie bereit sind, auf Vieles zu verzichten, um eine berufliche Perspektive zu erhalten.
"Mit dem "Haus der Berufsvorbereitung" wollen wir den Beweis in unserer Region führen, dass es genügend Jugendliche gibt, die über die entsprechenden Fach- und Sozialkompetenzen verfügen und motiviert sind eine Ausbildung zu absolvieren. Potentiale nutzen und ausschöpfen lautet die Maxime. Dem Facharbeitermangel begegnen wir nicht, in dem wir die jungen Menschen von einer Warteschleife in die nächste schicken, sondern sie qualifiziert ausbilden", stellt Ingo Degenhardt, Vorsitzender der DGB-Region Bonn/Rhein-Sieg/Oberberg und Vorsitzender des IHK-Berufsbildungsausschusses, fest. Neben der Agentur für Arbeit, die diese Idee mit ca. 400.000 Euro im Rahmen von § 33 SGB III fördert, wird das Projekt von Unternehmen, Stiftungen und Kommunen gemeinsam finanziert. "Die acht Berufskollegs in der Region Bonn/Rhein-Sieg unterstützen dieses Projekt ebenfalls, um den Übergang von der Sekundarstufe I in eine berufliche Bildung zu verbessern", erklärt Gerhard Dohlen, Schulleiter des Heinrich-Hertz-Berufskollegs in Bonn und Sprecher der Berufskollegs in der Region Bonn/Rhein-Sieg.
Insgesamt sind knapp 800.000 Euro für die ersten drei Jahre durch die IHK Bonn/Rhein-Sieg gesammelt worden. Ziel ist es, 1,1 Millionen Euro bis zum Jahr 2011 für das "Haus der Berufsvorbereitung" zur Verfügung zu stellen. "Hier würden wir es begrüßen, wenn weitere Unternehmen etwa dem Beispiel der Evonik Degussa GmbH folgen würden und sich vor Ort für Jugendliche engagieren", sagt Jürgen Hindenberg, Geschäftsführer Aus- und Weiterbildung der IHK Bonn/Rhein-Sieg. Evonik-Degussa am Standort Lülsdorf möchte sich mit dem Engagement daran beteiligen, Jugendlichen aus der Region die Möglichkeit zu geben, schulische Defizite auszugleichen und ausbildungsfähig zu werden. "Als Industrieunternehmen der Region sind wir ein großer Ausbildungsbetrieb. Auch wenn wir den Teilnehmern dieser Maßnahme keinen Ausbildungsplatz garantieren können, so verbessert sich die Chance der Schülerinnen und Schüler nach einer erfolgreichen Teilnahme erheblich, eine Ausbildungsstelle zu finden", bekräftigen sowohl José Berges, Werkleiter der Evonik Degussa GmbH, Standort Lülsdorf, als auch Josef Mauel, Personalleiter der Evonik Degussa GmbH, Standort Lülsdorf, und Dirk Müller, Betriebsratsvorsitzender der Evonik Degussa GmbH, Standort Lülsdorf.
Alle Beteiligten haben das gleiche Ziel: Ausbildung. 80 Prozent der Jugendlichen sollen nach der Zielvorstellung der IHK einen Ausbildungsplatz erhalten. Die Koordination des Projektes hat die Weiterbildungsgesellschaft der IHK Bonn/Rhein-Sieg übernommen. Beschult werden die jungen Leute bei in der Berufsbildung erprobten Bildungsanbietern. Die Auswahl der Teilnehmer erfolgt nach Absprache mit den Schulämtern über die Klassenlehrerinnen und -lehrer.
Interessierte Unternehmen, die sich an diesem Projekt beteiligen möchten, wenden sich bitte an Jürgen Hindenberg, Geschäftsführer Aus- und Weiterbildung der IHK Bonn/Rhein-Sieg, Telefon 0228/2284-146/147, E-Mail hindenberg@bonn.ihk.de.
Das "Haus der Berufsvorbereitung" ist ein Gemeinschaftsprojekt von: Agentur für Arbeit Bonn/Rhein-Sieg, Berufskollegs der Region Bonn/Rhein-Sieg, Bonner City Parkraum, Deutsche Bank Stiftung, Deutsche BP Stiftung, Deutscher Gewerkschaftsbund, Dr. Reinold Hagen Stiftung, Evonik Degussa GmbH, GKN Sinter Metals, Hagen Consulting & Training, Hahne Systemgastronomie GmbH (McDonalds Bonn), IHK Bonn/Rhein-Sieg, Image Film Produktion, Kuhne GmbH, Patrick Schaab PR GmbH, Phoenix Software GmbH, Rhein-Sieg-Kreis, Stiftung Jugendhilfe der Sparkasse in Bonn, Sysbo Office-Coach.