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Notfallkoffer sind oft Fehlanzeige

DIHK-Report zur Unternehmensnachfolge 2009 / Finanzierungsprobleme und Erbschaftssteuerregelungen erschweren Nachfolge

(PresseBox) (Bonn, )
Der "Notfallkoffer" ist die Ausnahme. Gerade einmal ein Viertel der Unternehmer hat die zur Fortführung des Betriebes wichtigsten Unterlagen für Vertrauenspersonen griffbereit zusammengestellt, wenn der Unternehmer plötzlich ausfällt. Das ist ein Ergebnis des DIHK-Reports zur Unternehmensnachfolge 2009, der auf bundesweit 23.800 Beratungsgesprächen zur Unternehmensnachfolge beruht. "In diesen Notfallkoffer gehören u. a. Vollmachten, Vertretungsplan, Informationen zu Kunden- und Lieferantenstrukturen und eine Dokumentenmappe mit Bankverbindungen, Passwörtern sowie ein Testament", erläutert Karl Reiners, Bereichsleiter Recht und Steuern der Industrie- und Handelskammer (IHK) Bonn/Rhein-Sieg: "Bei plötzlichen Ereignissen wie Unfall, Erkrankung oder Tod des Geschäftsführers droht dem Unternehmen bei mangelnder Vorbereitung die Führungslosigkeit und schließlich das Ende des Betriebes und der Verlust der Lebensgrundlage der Familie. Es ist preiswert, für diese Eventualitäten vorzusorgen, aber es kann teuer werden, wenn dies unterlassen wird."

Generell verzeichnet die IHK Bonn/Rhein-Sieg eine gleichbleibende Nachfrage zur Unternehmensnachfolge: "Wir führen im Jahr rund 50 persönliche Gespräche mit Senior-Unternehmern und potenziellen Nachfolgern. Ferner nehmen weitere 50 Unternehmer an unseren Seminaren teil", sagt Reiners: "Wir setzen uns sehr oft als neutraler Vermittler mit beiden Seiten an den Tisch." Dabei dreht es sich oft um Finanzierungsfragen oder den Wert des Unternehmens. Reiners: "Generell spielt aber auch immer wieder die Tatsache eine Rolle, dass langjährige Unternehmer nicht los lassen und ihre Lebensplanung nicht umstellen können."

Kritisch beurteilt Reiners die Neuregelungen der Erbschaftssteuer: "Dass Unternehmer in Zeiten der Krise ihren Betrieb sieben oder zehn Jahre lang mit gleichbleibender Lohnsumme fortführen müssen, um sich ganz oder zumindest teilweise von der Erbschaftssteuer befreien zu können, ist einfach weltfremd. Nicht nur in Zeiten der Wirtschaftskrise sind immer schnellere Marktveränderungen, wirtschaftliche Umbrüche und steigender Wettbewerbsdruck unausweichlich. Der Planungshorizont reicht in den meisten Fällen nicht weiter als ein Jahr." Zudem: Unternehmer die zur Krisenbewältigung Firmenanteile veräußern, Kurzarbeit nutzen oder gezwungen sind, ihre Belegschaften zu reduzieren, müssten dann mit großer Wahrscheinlichkeit Erbschaftsteuer nachzahlen.

Durch die komplizierten Regelungen bei der Erbschaftsteuer werde der Generationswechsel im Mittelstand eher erschwert statt erleichtert. Reiners konstatiert deshalb auch einen höheren Beratungsbedarf bei Senior-Unternehmern und Existenzgründern. Viele der Unternehmer zeigen sich durch die Neuregelungen verunsichert. Laut IHK-Erfahrungen ist für 30 Prozent der Senior-Unternehmer die Erbschaftsteuer ein Hemmnis bei der Unternehmensnachfolge. Bundesweit dürften rund 14.000 Unternehmen mit 130.000 Beschäftigten betroffen sein. Kern eines DIHK-Vorschlags ist es, einen drastischen Umsatzrückgang der Unternehmen nach der Betriebsübergabe zu berücksichtigen. Die Lohnsummenbindung gilt als erfüllt, wenn die einzuhaltende Lohnsumme maximal im selben Umfang sinkt wie die Umsätze in den sieben bzw. zehn Jahren nach Unternehmensübergang.

Größtes Hindernis für den Nachfolger ist nach wie vor die Finanzierung des Einstiegs. Nach IHK-Erfahrungen haben 49 Prozent der potenziellen Nachfolger hierbei Schwierigkeiten. Mit der Verschärfung der Finanzmarkt- und Wirtschaftskrise ist die Finanzierung seit 2008 stärker in den Mittelpunkt der IHK-Beratungen zur Unternehmensnachfolge gerückt: 75 Prozent der IHK-Experten berichten von einem - im Vergleich zum Vorjahr - schwierigeren Zugang zum Bankkredit für die Unternehmer. 64 Prozent beobachten bei Unternehmen Probleme, Beteiligungskapital für die Unternehmensnachfolge zu akquirieren.
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