Insbesondere im gewerblich-technischen Bereich (Metall- und Elektroberufe) führte die wirtschaftliche Entwicklung zu einem deutlichen Ausbildungsplus von über 16 Prozent. Aber auch im ITK- und im Medienbereich (Fachinformatiker, Mediengestalter) wurden mehr Verträge abgeschlossen. "Leider konnten jedoch nicht alle Ausbildungsplätze mangels geeigneter Bewerber besetzt werden", machte Grießl am eigenen Unternehmen Phoenix Software GmbH deutlich: "Es gibt also durchaus noch Steigerungspotenzial. Viele Unternehmen haben begriffen, das die demographische Entwicklung auch vor ihren Belegschaften nicht halt machen wird. Mit der Ausbildung von eigenen Fachkräften sichere ich die Zukunft des Unternehmens."
Jürgen Hindenberg, Geschäftsführer Aus- und Weiterbildung der IHK Bonn/Rhein-Sieg, dankte allen Ausbildungsbetrieben für ihre Ausbildungsanstrengungen und -bereitschaft: "Seit Beginn des Ausbildungspaktes vor nunmehr vier Jahren haben wir unser Versprechen eingelöst, jedem ausbildungswilligen und ausbildungsfähigen Jugendlichen ein Angebot auf eine Berufsausbildung oder –vorbereitung zu machen. Dazu stehen wir auch in diesem Jahr und wir sehen der Nachvermittlungsphase optimistisch entgegen." Jetzt gelte es Angebot und Nachfrage auf dem regionalen Lehrstellenmarkt in Einklang zu bringen. Die IHK Bonn/Rhein-Sieg hat im Rahmen ihrer Endspurtaktion alle Ausbildungsbetriebe angeschrieben, mit der Bitte zusätzliche Ausbildungsplätze bereit zu stellen. Hindenberg: "Natürlich gibt es Probleme mit unzureichenden Schulkenntnissen und Schlüsselqualifikationen vieler Schulabgänger. Wir müssen aus der jetzigen Jugend die nötigen Fachkräfte formen. Es hilft auch wenig sich über Probleme in den Schulen oder Elternhäusern zu ärgern." Gleichwohl sei dies keine singuläre Aufgabe der Wirtschaft, sondern eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, wichtig seien strukturelle Reformen im Bildungswesen.
IHK-Vizepräsident Grießl wies auf die nach wie vor schwierige Situation der sogenannten Altbewerber auf dem Ausbildungsmarkt hin. Je länger eine Bewerbung zurückliege, desto geringer seien die Aussichten auf einen erfolgreichen Vertragsabschluss. Grießl: "Besonders schwer haben es Jugendliche, die sich vor mehr als zwei Jahren schon einmal beworben haben, arbeitslos gemeldet sind, eine Arbeit ohne entsprechende Ausbildung angenommen haben oder einfach jobben." Die IHK Bonn/Rhein-Sieg plane deshalb eine Befragung aller Institutionen und Bildungseinrichtungen, um die Jugendlichen in vorberuflichen Maßnahmen zu ermitteln.
Ausbildungshotline und "Junge Wirtschaft"
Erfolgreich sind nach Auffassung der IHK-Vertreter zwei Neuerungen gewesen. Zum Einen hat die IHK Bonn/Rhein-Sieg für Unternehmen, die ausbilden wollen, aber auch für sonstige Fragen rund um die Ausbildung unter dem Motto "4 x 4 für Ausbildung" eine Ausbildungshotline unter der Telefon-Nummer 0228/2284444 eingerichtet. Zum Anderen hat die IHK zur Ausbildungsbörse in der Bonner Beethovenhalle ein Sonderheft "Ausbildung und Bewerbung" der IHK-Zeitschrift "Die Wirtschaft" erstellt. "Die 14.000 Exemplare der "Jungen Wirtschaft" waren in noch nicht einmal zwei Monaten vergriffen, so dass wir weitere 10.000 Exemplare für interessierte Schulen, Klassen, Lehrer, Schüler und sonstige Interessenten nachgedruckt haben", sagte Hindenberg. In einem bundesweit einmaligen Projekt hatten sechs Auszubildende der Industrie- und Handelskammer (IHK) Bonn/Rhein-Sieg 56 Seiten zu Ausbildung, Berufswahl und Bewerbung in einer Zeitschrift zusammen gefasst. Die Texte wurden von den IHK-Auszubildenden Kristina Feil, Rebekka Griepp, Sabrina Habich, Doris Hohmann, Anna Kunz und Stephanie Vreden geschrieben. Das Layout wurde von Federstein Kommunikation, Bonn, entwickelt und umgesetzt.
Beim Preisausschreiben der "Jungen Wirtschaft" (Lösungswort: Kompetenzcheck) wurden folgende Gewinner ermittelt:
1. Matthias Nostadt, 17 Jahre, aus Meckenheim: Apple i-pod nano
2. Melissa Lambrecht, 16 Jahre, aus Niederkassel: 75 Euro-Gutschein H&M
3. Florian Gasparics, 15 Jahre, aus Troisdorf, 50 Euro-Gutschein Footlocker
"Die "Junge Wirtschaft" wird auch im nächsten Jahr wieder von den Auszubildenden der IHK erarbeitet und dann allen Klassen vor dem Entlassjahrgang kostenfrei zur Verfügung gestellt werden", blickte Grießl voraus.