Durch eine bessere schulische Vorbildung der Bewerber könnten mehr Ausbildungsplätze geschaffen werden. Zu diesem Ergebnis kommt eine Umfrage der Industrie- und Handelskammer (IHK) Bonn/Rhein-Sieg unter 267 Ausbildungsbetrieben. Mehr als zwei Drittel aller Unternehmen nannten bei der Frage nach möglichen Maßnahmen zur Schaffung von mehr Ausbildungsplätzen die bessere schulische Vorbildung. Jedes zweite Unternehmen sprach sich für finanzielle und steuerliche Anreize aus. Gut ein Drittel sehen in besseren Beschäftigungsperspektiven und einer besseren Organisation des Berufsschulunterrichts Möglichkeiten zu zusätzlichen Ausbildungsplätzen.
„Angesichts des drohenden Fachkräftemangels in unserer Region gilt es, diese Aussagen ernst zu nehmen“, stellte Jürgen Hindenberg, Geschäftsführer Aus- und Weiterbildung der IHK Bonn/Rhein-Sieg, bei einem Pressegespräch in der Gemeinschaftslehrwerkstatt der IHK in Siegburg fest: „Immerhin 13 Prozent der befragten Unternehmen konnten im vergangenen Jahr nicht alle angebotenen Ausbildungsplätze besetzen. In 78 Prozent aller Fälle lagen dabei keine geeigneten Bewerbungen vor.“
In der Reihenfolge der Ausbildungshemmnisse nannten die Unternehmen die mangelnde Ausbildungsreife der Schulabgänger an Position eins (54 Prozent) vor der unsicheren wirtschaftlichen Perspektive (29 Prozent) und der fehlenden Möglichkeit, Auszubildende zu übernehmen (25 Prozent). Die Unternehmen beklagen das mündliche und schriftliche Ausdrucksvermögen (76 Prozent), elementare Rechenfertigkeiten (57 Prozent), Leistungsbereitschaft und Motivation (54 Prozent), Disziplin (46 Prozent) und Belastbarkeit (44 Prozent).
Dazu Hindenberg: „Nicht ausbilden kann und darf aber kein Ausweg sein. Jedes vierte Unternehmen wollte für 2007 weniger und jedes fünfte Unternehmen mehr ausbilden. Wir sind aber optimistisch, das wir auch in diesem Jahr unser hohes Ausbildungsniveau halten können. Insbesondere im gewerblich-technischen Bereich spüren wir eine konjunkturelle Belebung, die sich auch auf den Ausbildungsmarkt auswirkt.“ Die Wirtschaft müsse noch stärker als bisher, den Kontakt zu allgemein bildenden Schulen suchen. 56 Prozent der befragten Unternehmen sind bislang noch keine Kooperation eingegangen. „Durch Lernpartnerschaften, Projekttage oder -wochen, Betriebspraktika für Schüler und Lehrer lassen sich auch spätere Fachkräfte finden. Hier kann der persönliche Kontakt dazu führen, dass Betrieb und späterer Bewerber zueinander finden“, so Hindenberg.
Er rief die Unternehmen noch einmal auf, im Endspurt auf dem Ausbildungsmarkt zusätzliche Ausbildungsplätze bereit zu stellen: „Wir weisen die Bewerber immer wieder auf ihre Flexibilität bezüglich des Berufswunsches hin. Das gilt aber auch für die andere Seite: Der Bewerber mit den besten Noten muss nicht immer der beste Auszubildende sein. Geben Sie den jungen Menschen eine Chance, ihr Können in der Ausbildung unter Beweis zu stellen.“