Die Ergebnisse:
- Globale Einflüsse erfordern mehr Innovation
- Wissenschaftliche Potenziale des Landes flankieren die maritime Wirtschaft
- Wirtschaft drängt auf den Ausbau der Hafenstandorte
- Kommerzielle Nutzung der Offshore-Windkraft in M-V in den Start-löchern
- Gestiegene Teilnehmerzahlen belegen wachsendes Interesse 19.11.2008
Heute endet in Rostock die 3. Zukunftskonferenz der Maritimen Wirtschaft Mecklenburg-Vorpommerns. Insgesamt 200 Teilnehmer konnte der Veranstalter, der Ausschuss "Maritime Wirtschaft" der Industrie- und Handelskammern (IHK) Mecklenburg-Vorpommerns, am 18. und 19. November 2008 begrüßen.
Erwin Sellering, Ministerpräsident des Landes Mecklenburg-Vorpommern, würdigte zum Festempfang anlässlich der Zukunftskonferenz und der Fachmesse BalticFuture den Beitrag der maritimen Branchen zur wirtschaftlichen Entwicklung des Landes. Die Konferenz bietet eine Plattform zur Analyse des erreichten Leistungsstandes und präsentiert die Wirtschafts- und Innovationskraft der maritim orientierten Unternehmen im Nordosten. Darüber hinaus sendet sie wichtige Impulse in Richtung Landes- und Bundespolitik.
Der maritime Sektor zählt zu den Boombranchen des Landes. Er bietet mehr als 30.000 Menschen in über 2.200 Betrieben eine Beschäftigung (6% des Landeswertes) und stiftet Identität. Innerhalb der Branche bilden sich speziell der Schiff- und Bootsbau mit seinen Zulieferbetrieben und Dienstleistern sowie die maritime Logistik als Jobmotoren heraus. Die Offshore-Windenergie hat ein besonderes wirtschaftliches Potenzial.
"Die maritime Wirtschaft ist einer der bedeutendsten wirtschaftlichen Wachstumsmärkte in Mecklenburg-Vorpommern. Umso wichtiger ist es daher, auch bei der Entwicklung von Technologien und Innovationen ganz vorn mit dabei zu sein. Der Maritime Ausschuss der Industrie- und Handelskammern des Landes ist dabei eine wichtige Triebkraft auch als Veranstalter der maritimen Zukunftskonferenz", sagte Wolfgang Hering, Präsident der IHK zu Rostock in seiner Begrüßungsrede.
Entsprechend ging es in den Workshops um "Chancen für die maritime Logistikwirtschaft", "Zukunftssicherung im deutschen Schiffbau" und "Herausforderungen der Offshore-Windenergie". Benötigt werden Rahmenbedingungen im internationalen Wettbewerb, die ansässigen Unternehmen faire Chancen bieten. Handlungsbedarf wird vor allem bei den strengen Auflagen für Schiffsemissionen gesehen. Dadurch werden in der Ost- und Nordsee, als weltweit einzige Gebiete, in naher Zukunft drastisch niedrigere Grenzwerte für den Schwefelgehalt im Treibstoff gelten als in der weltweiten Schifffahrt. Die damit verbundenen Kostensteigerungen werden dazu führen, so die Fachleute, dass sich Transporte vom Seeweg wieder auf das Land verlagern.
Jedes dritte Schiff "made in Germany" kommt aus unserem Bundesland. Damit prägt Mecklenburg-Vorpommern Deutschlands guten Ruf als viertgrößte Schiffbaunation und den Qualitätsstandard vieler renommierter Flotten. Die Auftragsbücher sind noch bis 2011 gut gefüllt. Dennoch verschärfen sich die Herausforderungen global. Der europäische Schiffbau setzt auf Technologievorsprung und Spezialisierung. Dabei können die Unternehmen kaum noch auf Personal am Markt zurückgreifen, sondern müssen Fachkräfte auf allen Ebenen zunehmend selbst qualifizieren. Die Werften werden zukünftig noch stärker zu Systemintegratoren. Die Heraus-bildung einer starken Peripherie innovativer Zulieferer wird deshalb zur Basis einer erfolgreichen Schiffbauindustrie. Umfangreiche Aufgaben in Forschung und Entwicklung müssen in Unternehmensnetzwerken gelöst werden. Der Zusammenschluss von Know-How und projektbezogenen Kapazitäten bietet darüber hinaus auch Chancen zur Kostenreduzierung.
Für diese Aufgabe ist die Wissenschaft aus Sicht der Universität Rostock gut aufgestellt. Im Oktober hat die neue interdisziplinäre Fakultät (INF) mit ihren drei Profillinien die Arbeit aufgenommen. Die Universität Rostock beschreitet damit neue Wege, um im Wettbewerb um wissenschaftliche Spitzenpositionen vorn dabei zu sein, so Rektor Prof. Thomas Strothotte in seinem Vortrag. Von der engeren Zusammenarbeit wird auch die maritime Wirtschaft profitieren.
Die Offshore-Windkraft-Industrie steht in den Startlöchern.
Der voraussichtlich erste deutsche kommerzielle Offshore-Windpark - Baltic I - ist mit 21 geplanten Anlagen ca. 16 km vor der Halbinsel Darß in 16 - 19 m Wassertiefe unmittelbar vor der Realisierung. Im Mai 2009 sollen die ersten Anlagen der Leistungsklassen 2-5 MW errichtet werden. Noch im selben Jahr soll der Park ans Netz gehen. Die Rechte am Windpark wurden durch die EnBW AG aus Baden-Württemberg von der WPD AG aus Bremen erworben. Mit der projektierten Gesamtleistung von max. 105 MW können fast 60.000 Haushalte mit Strom versorgt werden. Die Investitions-summe wird 100 bis 200 Mio. Euro betragen.
5 MW Turbinen sind heute state-of-the-art, aber längst nicht das Ende der Entwicklung. In drei bis 4 Jahren werden nach Meinung der Experten die ersten 7 und sogar 8 MW Prototypen installiert. Einen weiteren Technologieschub kann der Einsatz von Hochtemperatur-Supraleitern (HTSL) als Ersatz für die Kupferwicklungen in den Generatoren bringen.
Laut einer KPMG- Studie sollen bis zum Jahr 2011 in Europa insgesamt Windenergieanlagen mit einer Leistung von knapp 17 MW installiert werden. Das ist etwa das Dreifache der Herstellerkapazitäten zum jetzigen Zeitpunkt. Dies zeigt welche Chancen durch Unternehmenserweiterung und - ansiedlungen in den Bereichen Turmbau, Turbinen, Fundamente, Flansche entstehen können. Steigender Bedarf an Facharbeitern und Ingenieuren wird auch im Bereich Forschung und Entwicklung gesehen. Insgesamt kann heute von einem Potenzial von bis zu 1.000 neuen Mitarbei-tern im Bereich der Offshore-Industrie in M-V ausgegangen werden.
Die Zukunftskonferenz war ein erfolgreicher Auftakt des Landes für die 6. Nationale Maritime Konferenz der Bundesregierung, die am 29./30. März 2009 an gleicher Stelle stattfinden wird.