So halten wir die nun angestrebten Maßnahmen für wenig zielführend. Hier wird Aktivität demonstriert, die das Problem Meeresmüll kein Stück wird lösen können.“
Anti-Littering-Directive wäre zielführender beim Umweltschutz
Während die im Fokus stehenden Verbote aus Sicht der IK weder ein Umdenken beim Konsum oder im Umgang mit Abfällen bewirken werden, steckt in den weniger beachteten Maßnahmen zur Aufklärung und verstärkten Kreislaufführung weitaus mehr Potenzial. „Information, Aufklärung und vor allem der Wissenstransfer in die am meisten betroffenen Länder würden bessere Ergebnisse erzielen, treten aber hinter die scheinbar populären Verbote zurück“, so Dr. Bruder.
Die IK bringt sich über die Global Plastics Alliance in eben diesen Austausch ein u. a. mit Verbänden aus Indonesien, Malaysia oder Südafrika. „Wenn wir Infrastrukturen für einen nachhaltigen Umgang mit Plastik in Asien schaffen, gewinnen wir mehr als durch das europäische Verbot von Strohhalmen.“ 80 Prozent des Meeresmülls stammen aus Asien.
Für Europa hält die IK eine noch stärkere Kreislaufführung mit entsprechenden Investitionen in Sortierung und Recycling sowie mehr Verbraucheraufklärung für wichtig. Die Industrie dreht wiederum an den ihr möglichen Stellschrauben: das Design fürs Recycling und den verstärkten Einsatz von Recyclingmaterial.
Die vermeintliche Stärkung des Verursacherprinzips über die Beteiligung der Hersteller an Strandreinigungskosten lehnt die IK dagegen ab. „Die Industrie produziert keine „Wegwerfartikel“ und die Hersteller von Verpackungen sind auch nicht Verursacher des Litterings“, so Dr. Bruder. „Kunststoffverpackungen können in Deutschland problemlos über den Gelben Sack entsorgt werden.
Warnung vor zu einfachem Denken bei den Umweltauswirkungen
Vergessen werden bei der oft emotional geführten Diskussion auch sachliche Argumente wie der Energieaufwand oder CO2-Ausstoß bei der Substitution von Kunststoff durch andere Materialien. Aber auch die nachhaltige Funktion von Einwegkunststoffprodukten wird durch pauschale Diskriminierung eines bestimmten Materials völlig außer Acht gelassen. „Wenn ich meinen Kollegen die Suppe mittags nicht mehr in isolierenden Schalen mitbringen kann, wird das Essen eben kalt. Diese kunststoff-spezifische Leistung erbringt kein anderes Material. Und mit vermeintlichen Alternativen zum Einweggeschirr wie beschichteter Pappe oder Aluminium wäre auch ökologisch nichts gewonnen“, fasst Dr. Bruder die Konsequenzen zusammen.
Engagement für sinnvolle nationale Umsetzung
Trotz der deutlichen Kritik an den Einwegverboten wird sich die IK nun selbstverständlich um eine möglichst sinnvolle Umsetzung der EU-Richtlinie in nationale Prozesse bemühen und sich konstruktiv in die entsprechenden Dialoge einbringen - im Sinne der Branche, der Verbraucher und der Umwelt.