Zum 20. Geburtstag bekommen alle IKOR-Mitarbeiter neue Visitenkarten. „Die 20 Jahre sind natürlich nicht die Ursache“, schmunzelt Sven Geilich, Vorstand von IKOR, und erklärt: „Die neue Rechtsform als IKOR AG und ein Büroumzug machen eine Aktualisierung nötig.“ In Oberhausen stehen die gepackten Kartons für den Umzug nach Essen, als wären sie das Sinnbild für die Bewegung, die IKOR im Jubiläumsjahr erfasst hat.
Gründungsort: Eine Garage in Münster
Gegründet wurde das Unternehmen 1997 als IKOR Management- und Systemberatung GmbH von vier SAP-Experten in Münster. „Das erste „Head-Quarter“ von IKOR war tatsächlich eine Münsteraner Garage“, erzählt Lars Ackermann, Vorstand neben Geilich. Schnell kamen weitere Partner hinzu und neben der Unternehmensberatung stellte IKOR auch Software her. Heute, zwei Jahrzehnte später, ist IKOR auf mehr als 130 Mitarbeiter angewachsen, hat Standorte in Hamburg, Köln und Essen, und das Angebotsportfolio geht weit über SAP-Technologie hinaus.
Einige Dinge seien jedoch über die Jahre gleich geblieben. „Die IKOR-Gesellschafter waren sich stets einig, selber aktiv in den Projekten zu arbeiten, um nah an den Themen und Mitarbeitern zu bleiben“, blickt Geilich, der zu den Partnern gehört, zurück. Genauso bestand Einigkeit, dass im Jubiläumsjahr die Zeit reif für neue Entwicklungen sei. „Mit der Umwandlung in eine Aktiengesellschaft legen wir den Grundstein für das Wachstum der nächsten 20 – und hoffentlich mehr - Jahre“, erläutert Ackermann, ebenfalls Partner von IKOR: „Nicht zuletzt eröffnen wir uns damit die Möglichkeit, zukünftig unsere Mitarbeiter am Unternehmen zu
beteiligen“.
NRW bleibt Stammland, Hamburg wird Hauptsitz
Ein wenig Nachdenken löste hingegen die Frage des Hauptsitzes der IKOR AG aus. 20 Jahre lang war Nordrhein-Westfalen das IKOR-Stammland, den Standort in Hamburg gibt es „erst“ seit 16 Jahren. Doch kommt nun die große Stadt im Norden zum Zuge. Dafür wurde das Büro in Oberhausen durch ein größeres in Essen ersetzt und erst Anfang des Jahres gründete IKOR eine Tochtergesellschaft mit Sitz in Köln.
Diese Tochter, IKOR Finsure, ist das erste Unternehmen in Deutschland, das sich auf die Technologie der internationalen Versicherungssoftware Guidewire spezialisiert hat. Mit dem Spin-off unterstreicht IKOR die Bedeutung digitaler Konzepte für die deutschen Versicherer und baute einen neuen Technologieschwerpunkt neben dem etablierten SAP-Beratungs- und Entwicklungsgeschäft auf.
Marktführer in der Nische
Die Versicherungsberatung ist historisch der jüngste Geschäftszweig des Unternehmens, groß wurde IKOR durch ihr Engagement bei Förderinstituten. Ab 1994 waren die späteren Firmengründer und prägende IKOR-Persönlichkeiten an der Entstehung einer Software zur Förderantragsbearbeitung beteiligt. Später begleitete IKOR den Zusammenschluss einiger deutscher Förderinstitute zur ABAKUS-Bankenkooperation, die als strategische IT-Partner Synergien nutzen. Bei der IT-Abbildung von Strukturförderfonds ist IKOR Marktführer. „Viele Hamburger wissen nicht mal, dass es im Stadtstaat eine Förderbank gibt. Diese gehört zu unseren Kunden, ebenso die NRW-Bank und die Förderbanken vieler anderer Bundesländer“, erzählt Geilich, und Ackermann fasst zusammen: „Wegen dieser Nischenthemen sind wir so etwas wie ein Hidden-Champion am deutschen Markt.“
Kunden aus der Industrie bildeten den zweiten Schwerpunkt seit der Unternehmensgründung, später differenzierten sich die Finanz- und schließlich die Versicherungsthemen aus. Einen Namen machte sich IKOR im Laufe ihrer Geschichte ebenfalls mit eigenen SAP-Add-ons zu Steuer- und Bilanzierungsthemen, von denen zwei bis heute einzigartig am Markt sind.
Das Wachstum kulturell begleiten
Läuft also alles perfekt bei IKOR? „Es ist ein sehr glückliches Timing für uns, dass es ausgerechnet im Jubiläumsjahr gut läuft und der Kurs auf weiteres Wachstum steht“, findet Geilich, und meint weiter: „Wir wissen auch, dass es anders laufen kann. In den 20 Jahren Unternehmensgeschichte mussten wir mehr als einmal Rückschläge verkraften und Krisen meistern.“ 2014 noch liefen die Geschäfte schlecht und gegenwärtig wolle sich IKOR noch die Lerneffekte aus dieser Krise erhalten. Aber wie gut es läuft, zeigen die zahlreichen Neueinstellungen der letzten Monate. Ebenso konnte IKOR in der Ausbildung zulegen: Im September haben gleich vier Auszubildende für Anwendungsentwicklung begonnen, unter den dualen Studenten sind inzwischen Masteranden neben den Bacheloranden vertreten.
Hier sehen die beiden Vorstände die nächsten Herausforderungen. „Wir müssen unser Wachstum auch kulturell begleiten“, erklärt Ackermann, denn: „Wir haben noch Kollegen und Kolleginnen, uns Vorstände eingeschlossen, die sich an die Zeiten der 30-Leute-Firma erinnern. So kurz sind die Wege zwischen uns IKORianern schon länger nicht mehr und der Kontakt ist weniger eng, dennoch möchten wir uns einen bestimmten, ungezwungenen Geist erhalten.“ Die gute Stimmung zum 20. Geburtstag, da sind sich die beiden Vorstände einig, trage auf jeden Fall schon einen Teil dazu bei.