Im deutschen Föderalismus haben bundeslandübergreifende Zusammenschlüsse Seltenheitswert. Auch gilt die öffentliche Hand klischeehaft als wenig innovativ im IT-Bereich. Die ABAKUS-Bankenkooperation jedoch steht seit ihrer Gründung 2000 für Synergien durch gemeinsame IT- und Prozess-Standards. Der Zusammenschluss von heute neun Förderinstituten der Bundesländer Bayern, Berlin, Brandenburg, Bremen, Hamburg, Hessen, Niedersachen, Rheinland-Pfalz und Schleswig-Holstein nutzt seine Eigenentwicklung ABAKUS als SAP-integrierte Standardsoftware für die Fördermittelvergabe. Das „Aktuelle Förderbanken Antrags- und Kundenbearbeitungssystem“ – so die vollständige Bezeichnung – unterliegt dabei laufend Weiterentwicklungen, so für neue EU-Förderperioden oder bei technischen Neuerungen.
Die Voraussetzung für Digitalisierung
Jetzt hat das Bündnis den IKOR Prozessleitstand IPLS zur Erweiterung der ABAKUS-Funktionalitäten erworben. Damit steht allen Banken der Kooperation ein Framework zur Prozessautomatisierung, Systemanbindung und zum Prozessmonitoring zur Verfügung. Die Förderinstitute entscheiden jeweils, welche Abläufe sie damit realisieren. Diejenigen, die den Anforderungen aller Kooperationsbanken entsprechen, können aufwandsarm weiterimplementiert werden.
„Das Framework macht außerdem die API-Fähigkeit des ABAKUS möglich, eine entscheidende technische Voraussetzung bei Digitalisierungsvorhaben“, ergänzt Lars Ackermann, Vorstand des Herstellers IKOR AG, und als Autor eines White Papers zur Digitalisierung der Förderbanken ein Kenner der Materie. API steht für Application Programming Interface, diese Anwendungsprogrammierschnittstellen dienen dem Austausch von Daten und Inhalten von Programmen und Webseiten.
Antragszusagen in weniger als drei Minuten
Neben dem generellen Funktionsumfang des Frameworks stehen der Kooperation bereits konkrete Umsetzungen zur Verfügung, so eine Schnittstelle zur Fördermittelanforderung von Mittelgebern wie der KfW. Cornelia Heusinger, Projektleiterin seitens der IKOR AG, erklärt deren praktischen Einsatz: „Die Mittelgeberschnittstelle beschleunigt die Zusagen für Anträge bei den entsprechenden Instituten. Beispielsweise erfolgt bei den Sparkassen in Schleswig-Holstein inzwischen eine Zusage für KfW-Wohnförderprogramme in weniger als drei Minuten nach Antragsstellung, da die dortige Förderbank diese Schnittstelle und weitere Vollautomatisierungen mit dem IPLS umgesetzt hat.“
Michael Runte, Leiter des Bereichs Fördergeschäft bei IKOR und Co-Autor des White Papers zur Förderbankendigitalisierung, kennt die technischen und operativen Herausforderungen der Förderbanken seit vielen Jahren. Er ist überzeugt: „Mit dem integrierten Funktionsumfang des IPLS beginnt ein neues Kapitel der ABAKUS-Geschichte“.