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Beschäftigungsmotor Zeitarbeit nicht abwürgen!

IHK: Stärkere Regulierung hätte fatale Folgen für den Arbeitsmarkt

(PresseBox) (Saarbrücken, )
Die Zeitarbeit erlebt nach der Liberalisierung im Rahmen der Hartz-Reformen einen wahren Boom. Sie hat entscheidend dazu beigetragen, Beschäftigung in Deutschland und auch im Saarland aufzubauen. Zahlreiche ungelernte und angelernte Arbeitskräfte wurden über Zeitarbeit in den ersten Arbeitsmarkt integriert. Überdies baue die Zeitarbeit in beträchtlichem Umfang "Brücken in eine dauerhafte Beschäftigung". Die IHK Saarland warnt daher vor einer stärkeren Regulierung der Arbeitnehmerüberlassung. "Jede Regulierung, die auf eine Verteuerung der Zeitarbeit hinausläuft, wird die erzielten Beschäftigungserfolge wieder zunichte machen", so IHK-Hauptgeschäftsführer Volker Giersch. Es sei eine gefährliche Illusion zu glauben, dass eine Eindämmung der Zeitarbeit zu einem entsprechenden Beschäftigungsaufbau an anderer Stelle führen werde. Im Gegenteil würden insbesondere Geringqualifizierte, die über Zeitarbeit Beschäftigung gefunden haben, dann wieder arbeitslos. Giersch: "Deshalb heißt unser eindringlicher Appell an die Politik: Hände weg von einer stärkeren Regulierung der Zeitarbeit!"

Zeitarbeit boomt: Die Zahl der Zeitarbeiter in Deutschland hat sich innerhalb kürzester Zeit verdoppelt. Heute bietet die Branche bundesweit gut 670.000 Arbeitsplätze, was einem Anteil von 1,7 Prozent an allen Erwerbstätigen entspricht. Im Saarland sind es nach Angaben der IHK rund 11.000 Zeitarbeiter bei einem Anteil von 2,1 Prozent. Im internationalen Vergleich ist dieser Wert allerdings noch eher bescheiden: So liegt in Frankreich der Anteil der Zeitarbeit bei 2,5 Prozent, in Großbritannien bei 2,9 Prozent und in den Niederlanden sogar bei 4,4 Prozent.

Gerade Geringqualifizierte profitieren

Giersch: "Hierzulande leistet die Zeitarbeit einen erheblichen Beitrag, Geringqualifizierte in den ersten Arbeitsmarkt zu integrieren. So gehören rund 56 Prozent der Zeitarbeitskräfte zur Gruppe der Un- und Angelernten, also zu jener Gruppe, die vor der Liberalisierung kaum eine Chance hatte, einen Job zu finden." Über zwei Drittel der Zeitarbeitsverhältnisse seien im vergangenen Jahr mit Personen geschlossen worden, die zuvor arbeitslos waren - Zeitarbeit habe deren Arbeitsmarktchancen nachhaltig verbessert.

Giersch verweist darauf, dass Zeitarbeit zudem Brücken in die "reguläre" Beschäftigung baut, da fast ein Drittel aller Zeitarbeitskräfte entweder von Kundenunternehmen übernommen werden oder direkt in eine andere feste Beschäftigung wechseln. Der Vorwurf, dass Zeitarbeit von vielen Unternehmen dazu missbraucht werde, Stammpersonal zu ersetzen, halte einer näheren Analyse nicht stand. Giersch: "Selbst eine Studie der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung kommt zu dem Ergebnis, dass Zeitarbeit in aller Regel kein Stammpersonal verdrängt, sondern zusätzliche Beschäftigung schafft." Verdrängt würden - wenn überhaupt - atypische Beschäftigungsformen wie befristete Stellen, Mini- oder Midi-Jobs.

Flexibilität sichert Beschäftigung

Für die Wirtschaft ist Zeitarbeit vor allem deshalb so attraktiv, weil sie dem wachsenden Flexibilitätsbedarf der Unternehmen Rechnung trägt. Giersch: "Der scharfe internationale Wettbewerb zwingt dazu, die Beschäftigung möglichst zeitnah an Produktionsschwankungen anzupassen. Doch der höhere Flexibilitätsbedarf trifft in Deutschland auf einen überregulierten Arbeitsmarkt: Der rigide Kündigungsschutz, das deutsche Arbeitsrecht und die Regelungen der Mitbestimmung engen den personalpolitischen Handlungsspielraum der Betriebe über die Maßen ein." Zeitarbeit sei deshalb ein notwendiges Instrument, die erforderliche Flexibilität herzustellen. Darüber hinaus helfe sie, in Hochlohnbranchen den Kostendruck zu dämpfen und Produktion und Arbeitsplätze am Standort Deutschland zu sichern.

Branche zahlt Tariflöhne

Falsch sei die Behauptung, dass Zeitarbeitsfirmen ihre Mitarbeiter "ausbeuten", indem sie "Dumpinglöhne" zahlen und mit üppigen Aufschlägen satte Gewinne einstreichen würden. Es stimme zwar, dass sie ihren Kunden bis zu 100 Prozent mehr in Rechnung stellten, als sie den Mitarbeitern an Bruttolohn je Stunde auszahlten. Aber, so Giersch: "Von diesem Aufschlag muss das Zeitarbeitsunternehmen die Arbeitgeberanteile zur Sozialversicherung, krankheitsbedingte Ausfälle, Urlaubsansprüche, Sonderzahlungen und die üblichen Overhead-Kosten finanzieren. Zudem sind auch noch die Zeiten zu überbrücken, in denen die Mitarbeiter nicht im Einsatz sind. Der verbleibende Gewinn hält sich in engen Grenzen - dafür sorgt nicht zuletzt der intensive Wettbewerb, der in der Branche derzeit herrscht." Und im Zuge des wachsenden Fachkräftemangels zahlten so manche Zeitarbeitsunternehmen ihren Beschäftigten sogar höhere Stundenlöhne als die Kundenunternehmen, so Giersch.

Der Ausbeutungsvorwurf gehe aber auch schon deshalb an der Realität vorbei, weil die Tarifbindung der Branche in Deutschland bei nahezu 100 Prozent liege. Auch das sei Folge der Hartz-Reformen, die Zeitarbeit nicht nur liberalisiert, sondern der Branche auch einen de-facto-Tarifzwang beschert hätten. Giersch: "Deshalb ist auch der jetzt geforderte Branchenmindestlohn überflüssig und systemfremd."
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