Die Ergebnisse im Überblick:
Schifffahrt: Absturz nach Boomjahren
Die Reedereien melden noch immer die schlechtesten Geschäftsaussichten der gesamten Verkehrsbranche. Ursache hierfür sind die stark rückläufigen Importe insbesondere aus Asien, die in den letzten Jahren den größten Wachstumsbeitrag geleistet hatten – vor allem in der Containerschifffahrt. Hinzu kommen die Rückgänge bei den Ausfuhren, etwa die Einbrüche des Autoexports nach Nordamerika, die viele Reedereien dazu zwingen, nicht ausgelastete Schiffe auf Reede zu legen.
Der Erwartungssaldo erreicht mit minus 61 einen historischen Tiefpunkt: Zwei Drittel der Unternehmen in der Seeschifffahrt erwarten für die nächsten Monate weiterhin schlechte Geschäfte. Lediglich 4 Prozent rechnen mit einer Verbesserung ihrer Situation. Aber auch in der Binnenschifffahrt müssen erhebliche Rückgänge verkraftet werden. So sanken die Gütermengen auf Mosel und Saar laut IHK im ersten Quartal des laufenden Jahres konjunkturbedingt um rund ein Drittel.
Straßengüterverkehr: Schlechteste Geschäftslage seit zehn Jahren
Die Einbrüche in der Industrieproduktion führen zu starkem Druck auf die Frachtraten, während die Kosten aufgrund der Mauterhöhung im Frühjahr 2009 weiter steigen. 53 Prozent der Transportunternehmer schätzen ihre Lage als schlecht ein, nur 7 Prozent sind guter Stimmung. Mit einem Lagesaldo von minus 46 Prozentpunkten erreichen die Einschätzungen der Unternehmen einen historischen Tiefpunkt.
Die Fuhrunternehmen rechnen auch für die Zukunft nicht mit einer fühlbaren Verbesserung ihrer Geschäftssituation. Trotz der ersten leichten Belebungstendenzen der Industrie prägt die massive Mauterhöhung zum Jahresbeginn das Stimmungsbild. Nur jedes zehnte Unternehmen blickt optimistisch in die Zukunft; dagegen erwarten 55 Prozent für die nächsten zwölf Monate eine schlechtere Geschäftsentwicklung.
Laut IHK Saarland erwarten die Unternehmen auch hierzulande nach dem abrupten Einbruch der Transportmengen keine schnelle Besserung. Entsprechend reagierten viele mit der Stilllegung von Lkws, dem Abbau von Überstunden und Urlaub oder mit Kurzarbeit. Damit ist es inzwischen nicht mehr getan: Sah sich die Branche im Herbst letzten Jahres noch einem akuten Fahrermangel gegenüber, so sind jetzt schon fast 60 Prozent der Unternehmen gezwungen, Personal freizusetzen.
Taxis: Schlechteste Erwartungen seit vier Jahren
Der Konjunkturabschwung trifft auch das deutsche Taxigewerbe mit voller Wucht. Ein Rückgang der Geschäftsreisen und die sparsamere Nutzung von Taxen durch Privatleute führen dazu, dass die Einschätzung der Geschäftslage hier mit minus 39 Prozentpunkten deutlich schlechter ist als die der Gesamtwirtschaft. Nur noch 7 Prozent der Taxibetriebe bewerten die aktuelle Geschäftslage als "gut", 49 Prozent dagegen nennen sie "schlecht". Für die kommenden zwölf Monate erwarten die Taxiunternehmer sogar eine weitere fühlbare Verschlechterung, Saldo: minus 50 Prozentpunkte. Nur 2 Prozent der Unternehmen blicken optimistisch in die Zukunft, 46 Prozent sind pessimistisch.
Öffentlicher Personennahverkehr: Von der Krise kaum betroffen
Bei den Unternehmen des Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) macht sich die Wirtschaftkrise nur wenig bemerkbar. Die Betriebe äußern die beste Lageeinschätzung der Verkehrsbranche. Auch bei den Erwartungen schneiden die ÖPNV-Betriebe klar überdurchschnittlich ab.
Ein Grund für die vergleichsweise positive Sicht liegt im Klebeeffekt. Pendler, die im letzten Jahr wegen der zwischenzeitlich extrem hohen Spritpreise auf den ÖPNV umgestiegen sind, nutzen diesen auch trotz der seitdem spürbar gesunkenen Kraftstoffpreise weiter. Zudem bestehen für Busse und Bahnen feste Verpflichtungen; die Aufgabenträger müssen die Mobilität der Bürger gewährleisten. Dafür erhält der ÖPNV Zahlungen der öffentlichen Hand wie zum Beispiel Regionalisierungsmittel sowie Zuschüsse für Schüler- und Schwerbehindertenbeförderung. Dadurch ist die Branche relativ konjunkturunabhängig.