Am "Tag X", dem 6. Juli 1959, wurde das Saarland - gut 30 Monate nach der politischen Eingliederung - auch wirtschaftlich ein Teil Deutschlands. Der Franc wurde durch die D-Mark ersetzt, die Zollschranken fielen und die saarländische Wirtschaft wurde nach vielen Jahren der Abschottung und Desintegration den Marktchancen aber auch der scharfen Konkurrenz im Bund geöffnet. Heute steht das Land nach einem tiefgreifenden Strukturwandel gut da. Prof. Hüther in seiner Bilanz: "In den letzten zehn Jahren gehört das Saarland sogar zu den dynamischsten Bundesländern in Deutschland. Bei einem Vergleich der Veränderungen der Arbeitslosenquoten und des Bruttoinlandsproduktes je Einwohner belegt das Saarland unter den westdeutschen Bundesländern den ersten Platz; bundesweit ist es bei Einbeziehung auch der neuen Länder immerhin noch auf Rang vier". Die erfolgreiche Entwicklung sieht der Wissenschaftler vor allem in Erfolgen am Arbeitsmarkt begründet. "Insgesamt konnte die Arbeitslosigkeit bei steigender Erwerbsbeteiligung insbesondere von Frauen, älteren Arbeitnehmern und jungen Arbeitnehmern gesenkt werden". Gute Performance-Kennziffern bei der Bildung und in Teilen der Forschung runden das positive Bild ab, so Hüther.
Starke Industrie Basis für den Aufholprozess
Der Ausstieg aus dem Bergbau im Saarland ist kein Signal zur Desindustriealisierung gewesen. Im Gegenteil ist der wirtschaftliche Aufholprozess im Saarland seit dem Jahrtausendwechsel gerade dem Erfolg der Industrie zu verdanken "Die Industrie trieb zusammen mit den industrienahen Dienstleistern den Aufholprozess voran. Der Fahrzeugbau, der Maschinenbau und die Stahlindustrie prägten mit der IT-Wirtschaft den Strukturwandel an der Saar", so Hüther. Bei der Produktivität liegt die saarländische Industrie heute weit über dem westdeutschen Durchschnitt. Hinzu kommen beachtliche Erfolge bei der Erschließung ausländischer Absatzmärkte: So ist die Exportquote seit 1998 um über zehn Prozentpunkte auf knapp 48 Prozent gestiegen und liegt damit deutlich über dem bundesdeutschen Niveau. Positiv auf die Industrieentwicklung im Saarland wirkt sich aus, dass sich viele Produktionsunternehmen mittlerweile zu Leitwerken in ihrem Unternehmensverbund entwickelt haben.
Gute Forschungslandschaft - Demografische Entwicklung und Schulden des Landes machen Sorgen
In seiner wirtschaftlichen Bilanz konstatierte Hüther zudem, dass im Saarland neben der Informations- und Nanotechnologie mit der Biotechnologie ein weiterer Forschungsbereich aufgebaut und mit der Schaffung des Science-Parks Saar gezielt für Unternehmensansiedlungen geöffnet wurde. Mit guten Perspektiven: "Es mehren sich die Anzeichen, dass die zum Teil bis auf die achtziger Jahre zurückgehenden technologischen Neuentwicklungen auf die Gesamtwirtschaft durchschlagen und ihr ein neues Fundament verleihen", so der Kölner Forscher. Zwei Faktoren trüben allerdings die ansonsten glänzende Bilanz des Saarlandes nach fünf Jahrzehnten wirtschaftlicher Rückgliederung. Hüther: "Zum einen sind die Schulden des Landes zu hoch, zum anderen gefährdet die ungünstige demografische Entwicklung die Zukunftsfähigkeit des Landes. Hieran muss das Saarland in den nächsten Jahren arbeiten".
Die vorgelegte Studie des IW Köln hatten die drei Spitzenorganisationen der Saarwirtschaft, IHK, HWK und VSU, anlässlich des 50-jährigen Jubiläums der wirtschaftlichen Rückgliederung der saarländischen Wirtschaft in die Bundesrepublik in Auftrag gegeben. Die Studie steht auf der Homepage der IHK Saarland (www.saarland.ihk.de) zum Download bereit, eine Zusammenfassung der Ergebnisse findet sich unter www.vsu.de.