Alle Unternehmen gaben an, im Vergleich zum Vorjahreszeitraum sinkende Transportvolumen verkraften zu müssen; rund zwei Drittel mussten sogar Rückgänge von teils deutlich über 20 Prozent hinnehmen. Auch die weitere Entwicklung der Geschäftslage schätzen die Unternehmen pessimistisch ein. So rechnen fast 70 Prozent mit einer schlechten bzw. sehr schlechten Geschäftsentwicklung in den kommenden sechs Monaten.
Kurzarbeit bei rund 40 Prozent der Speditionen
Als Reaktion auf diese Entwicklung haben bereits 70 Prozent der Firmen Lkws abgemeldet. Trotz Abbau von Überstunden und Urlaub kann aus diesem Grund in vielen Betrieben bisher eingesetztes Personal nicht mehr weiter beschäftigt werden - mit der Folge, dass rund 40 Prozent der Unternehmen Kurzarbeit einführen mussten. Noch im Herbst 2008 sah sich die Branche einem massiven Fahrermangel gegenüber, nun sind schon rund 60 Prozent der Unternehmen gezwungen, Fahrer und weitere Mitarbeiter zu entlassen. Lediglich vereinzelt können Unternehmen die Situation durch neue Geschäftsstrategien abfedern.
Eine zusätzliche Belastung der Firmen ergibt sich seit Januar 2009 durch die Erhöhung der Lkw-Maut. Lediglich einem kleinen Teil der befragten Speditionen werden die gestiegenen Mautkosten für Last- und Leerfahrten vom Auftraggeber voll erstattet. Die restlichen Unternehmen können die zusätzlichen Mautkosten entweder gar nicht oder nur teilweise weiterbelasten. Nicht zuletzt aufgrund der schwierigen Wirtschaftslage ist eine volle Übernahme der Mautkosten durch die verladende Wirtschaft auch künftig zweifelhaft, so dass die Speditionen die Zusatzbelastungen selbst tragen müssen.
Zusätzliche Belastungen nicht zu verkraften
Angesichts der aktuellen wirtschaftlichen Lage im Verkehrsgewerbe sind zusätzliche Belastungen aber nicht zu verkraften. Daher fordern die IHKs, die Erhöhung der Lkw-Maut, die seit Anfang 2009 in Kraft ist, sofort auszusetzen. Anders als in anderen Branchen gehe es hier nicht um staatliche Hilfen, sondern um den Schutz vor zusätzlichen staatlichen Belastungen. Die Kostensituation in der Transportbranche müsse entschärft werden, um dem weiteren Abbau von Arbeitsplätzen entgegen zu wirken.
In diesem Zusammenhang müssen nach Ansicht der IHKs auch die europäischen Pläne für eine Stau-Maut umgehend gestoppt werden. Das EU-Parlament hat mit dem Beschluss zur Revision der Eurovignetten-Richtlinie den Weg für eine solche Zusatzsteuer geebnet. Danach sollen Lkws zukünftig auf besonders staubelasteten Strecken mit bis zu 65 Cent/km zur Kasse gebeten werden können. Allein in Deutschland kommen dafür mehr als 1.000 Autobahn-Kilometer in Frage. Würden zehn Prozent der Lkw-Fahrleistung mit der zusätzlichen Stau-Maut belastet, ergäben sich nach Berechnung des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK) Mehrkosten von jährlich 1,8 Milliarden Euro.
Mauterhöhung, Energiekosten, Umweltzonen - viele Speditionen sind schon jetzt in ihrer Existenz gefährdet. Kommt auch noch die Stau-Maut hinzu, wäre das für viele das Ende. Die IHKs fordern die Bundesregierung auf, auch in Brüssel die Notbremse zu ziehen. Denn nicht die Speditionen seien Schuld an der Misere, sondern eine Verkehrs- und Umweltpolitik, die auf das zunehmende Verkehrsaufkommen trotz stark steigender Einnahmen aus dem Straßenverkehr nicht mit dem notwendigen Infrastrukturausbau reagiert hat.