„Die Ergebnisse unserer Umfrage machen deutlich: Die allgemeine Konsumzurückhaltung und die langanhaltende Schlechtwetterphase haben dazu beigetragen, dass Auslastung und Umsätze in vielen Betrieben noch nicht das Vorjahrjahresniveau erreicht haben. Sorgen bereiten den Unternehmen zudem der Arbeits- und Fachkräftemangel, steigende Personal- und Materialkosten, der hohe bürokratische Aufwand sowie eine oftmals angespannte Liquidität. Steigende Betriebskosten und rückläufige Umsätze führen dazu, dass die Rentabilität der Betriebe weiter rückläufig ist“, sagt IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Frank Thomé. Viele Unternehmen müssten in dieser Phase an ihre Reserven gehen oder befänden sich in einer kritischen Finanzlage. Notwendige Investitionen zur Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit seien vielfach nicht möglich. Thomé: „In dieser schwierigen Situation müssen Politik und Verwaltung alles unterlassen, was die Geschäfte der Tourismusbranche weiter erschweren und den Unternehmensbestand gefährden würde. Stattdessen muss das Motto lauten: mehr Freiraum für Investitionen, Wachstum und Beschäftigung.“
So weist die IHK darauf hin, dass die Umsätze innerhalb der Branche rückläufig sind. Hintergrund sind deutlich niedrigere Auslastungen, die nicht mit höheren Preisen kompensiert werden konnten. So klagen im Beherbergungsgewerbe 43 Prozent und in der Gastronomie 30 Prozent der Betriebe über ein Umsatzminus, während nur 16 Prozent bzw. 27 Prozent Umsatzsteigerungen verzeichnen. Besonders deutlich ist der Rückgang in beiden Teilbranchen in der Gruppe der Geschäftsreisenden. Aber auch bei Urlaubsreisenden und heimischen Gästen sind Rückgänge zu konstatieren. Eine Ursache hierfür sind teils deutliche Preissteigerungen. Sie resultieren im Wesentlichen aus der Wiederanhebung der Mehrwertsteuer auf 19 Prozent für vor Ort verzehrte Speisen.
Schwierige Finanzlage
84 Prozent der Unternehmen klagen zudem über eine schwierige Finanzlage, die von schlechteren Finanzierungskonditionen, Liquiditätsengpässen, Eigenkapitalrückgängen und teils auch von zunehmenden Forderungsausfällen gekennzeichnet ist. Angesichts der restriktiven Geldpolitik der Europäischen Zentralbank und der Geschäftsbanken ist aus Sicht der IHK kurzfristig nicht mit einer Besserung der Situation zu rechnen.
Entsprechend gedämpft sind die Erwartungshaltungen in der Branche für die nächsten sechs Monate, insbesondere in der Gastronomie. „Dies zeigt einmal mehr unter welchem wirtschaftlichen Druck die saarländischen Betriebe stehen. Umso wichtiger ist es nun, für neue Impulse im Event-, Kultur- und Freizeittourismus zu sorgen. Eine Schlüsselrolle fällt hier öffentlichen Leitinvestitionen zu, damit zusätzliche Gäste ins Saarland kommen, die wieder für mehr Umsatz und Beschäftigung innerhalb der Branche sorgen“, so Thomé.
Dazu zählen aus Sicht der IHK etwa der Bau einer Eventhalle mit einer Kapazität für mindestens 10.000 Besucherinnen und Besucher, die zügige Erweiterung der Congresshalle zu einem modernen Kongress- und Tagungszentrum sowie der Aufbau eines landesweiten Convention Büros, um ein tragfähiges Geschäftsmodell für Formate mit überregionaler Strahlkraft zu entwickeln und diese zu vermarkten. „Denn überregionale Reiseanlässe wie Sport- und Kulturevents, Kongresse und Messen sind von zentraler Bedeutung, um Gäste aus dem Bundesgebiet und den Nachbarstaaten auf das Saarland aufmerksam zu machen und zu einer Kurzreise zu motivieren“, sagt Thomé.
Fachkräftemangel bleibt Herausforderung Nr. 1
Getrübt werden die Geschäftsaussichten in der saarländischen Tourismusbranche durch den sich zuspitzenden Personalmangel. Bereits heute können hunderte offene Stellen nicht besetzt werden. Dramatisch ist die Situation in der Gastronomie. Hier klagen rund zwei Drittel der Betriebe darüber, dass sie vakante Positionen aus Mangel an Bewerbern nicht nachbesetzen können. Die Folge: Mehrbelastungen für die vorhandene Belegschaft, höherer Akquiseaufwand und Einschränkungen des Angebots. So verkürzen inzwischen viele Betriebe notgedrungen ihre Öffnungszeiten und können dadurch ihr Umsatzpotential nicht ausschöpfen. „Für die Gäste bedeutet das, dass sie in den Abendstunden oder auch an den Wochenenden zunehmend vor verschlossenen Türen stehen. Eine Situation, die sich mehr und mehr zu einer Wachstums- und Beschäftigungsbremse für die bisherige Erfolgstory des saarländischen Tourismus entwickelt“, sagt Thomé. Die Mehrheit der Unternehmen befürwortet daher die IHK-Forderung, den Arbeits- und Fachkräftemangel in der Beherbergungsbranche durch ein gezieltes Auslands-Recruiting zu verringern.
Die Saisonumfrage Tourismus der IHK Saarland erscheint in der Regel zwei Mal jährlich. Sie stellt eine Präzisierung der allgemeinen IHK-Konjunkturumfrage für die Tourismusbranche dar. Befragt werden Unternehmen aus dem Gastgewerbe (Beherbergung und Gastronomie).