„Unsere Innenstädte stehen wegen des demografischen Wandels und steigender Marktanteile des Onlinehandels bereits heute unter enormem Druck. Eine Erweiterung des FOC Zweibrücken würde zu weiteren Umsatzverlagerungen in der Region führen und die Attraktivität der Zentren verringern. Leidtragender wäre einmal mehr der stationäre Einzelhandel in den Innenstädten, der durch die Corona-Pandemie bereits deutliche Einbußen verzeichnen musste. Eine Erweiterung des FOC Zweibrücken lehnen wir daher entschieden ab“, erklärte IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Frank Thomé.
Aus Sicht der IHK würde der geplante Ausbau der Verkaufsfläche im FOC Zweibrücken um 40 Prozent nicht nur geschäftliche Existenzen im Saar-Einzelhandel gefährden, sondern darüber hinaus auch die Programme des Bundes und der Länder zur Revitalisierung der Innenstädte und Ortskerne konterkarieren. Nicht akzeptabel sei zudem, dass das FOC mit seinen zwölf zusätzlichen verkaufsoffenen Sonntagen einen Sonderstatus einnimmt, der ihm weitere Umsatzanteile sichert. „Das ist alles andere als ein fairer interregionaler Wettbewerb. Jetzt ist die Politik in der Pflicht, die Sorgen des Handels ernst zu nehmen und daraus rasch die richtigen Schlüsse zu ziehen“, so Thomé. Zum einen müsse die einzelhandelsbezogene Planungs- und Ansiedlungspolitik des Landes Rheinland-Pfalz konsequent auf integrierte Standorte und Innenstädte ausgerichtet werden. Und zum anderen seien die entsprechenden Vorschriften des Planungsrechts hinsichtlich der Auswirkungen einer FOC-Erweiterung auf die betroffenen Innenstädte konsequent anzuwenden.
Die Ergebnisse im Einzelnen:
- Bereits in seiner gegenwärtigen Dimension verursacht das FOC Zweibrücken deutliche Umsatzeinbußen bei saarländischen Einzelhändlern. Während über alle Segmente betrachtet 22 Prozent eine entsprechende Betroffenheit angeben, sind es unter den projektrelevanten Bereichen Textil, Schuhe und Lederwaren doppelt so viele. Im Schnitt betragen die Umsatzeinbußen 13,2 Prozent über alle Segmente und 14,6 Prozent in den projektrelevanten Segmenten.
- Die starke Segmentabhängigkeit der Betroffenheit zeigt sich auch bei den Erwartungen der Händler: Während über alle Segmente 32 Prozent weitere Umsatzeinbußen im Falle einer Erweiterung befürchten, sind es bei den projektrelevanten Sortimenten sogar 69 Prozent. Die erwarteten Umsatzeinbußen betragen im Durchschnitt 14 Prozent, unabhängig von der Segmentzugehörigkeit.
- 54 Prozent der Händler sehen in der geplanten Erweiterung des FOC Zweibrücken eine Gefahr für den saarländischen Einzelhandelsstandort, in den projektrelevanten Segmenten sind es sogar 81 Prozent.
- Noch deutlicher ist die Ablehnung der zwölf zusätzlichen verkaufsoffenen Sonntage im FOC Zweibrücken. Über alle Segmente betrachtet sehen 62 Prozent in diesen eine Wettbewerbsverzerrung zuungunsten des Saarlandes. In den projektrelevanten Segmenten sind es 92 Prozent.
- Die projektrelevanten Segmente wurden seit Beginn der Corona-Pandemie härter als andere Bereiche getroffen: Rund drei Viertel der Händler berichten hier über schlechtere Geschäfte, während dies über alle Handelssegmente gerechnet mit 55 Prozent nur knapp mehr als die Hälfe waren.
Thomé: „Die Umfrageergebnisse bekräftigen unsere ablehnende Haltung. Sie bestärken uns zugleich in unserem Engagement, im engen Schulterschluss mit den betroffenen Kommunen und dem saarländischen Einzelhandel nichts unversucht zu lassen, um die geplante Erweiterung des FOC Zweibrücken zulasten der Vitalität und Attraktivität unserer Innenstädte zu verhindern. Die saarländische Landespolitik ist daher gut beraten, weiterhin das Gespräch mit Rheinland-Pfalz zu suchen.“
Die Resolution der IHK-Vollversammlung „Keine Erweiterung des FOC Zweibrücken!“ steht zum Download auf der Homepage der IHK Saarland zur Verfügung (Kennzahl 470).