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Lage auf dem Ausbildungsmarkt bleibt angespannt

IHK wirbt mit neuer Kampagne für berufliche Ausbildung

(PresseBox) (Saarbrücken, )
Auch wenn die Zahl der neu eingetragenen Ausbildungsverträge im April in etwa auf Vorjahresniveau liegt: Im langfristigen Vergleich muss die saarländische Wirtschaft heute mit deutlich weniger Fachkräftenachwuchs auskommen. Die IHK-Organisation hält jetzt mit einer breit angelegten Initiative dagegen. Laut IHK-Vizepräsidentin Susanne Juchem und IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Frank Thomé ist diese als „Mitmachkampagne“ aufgesetzt, es bestehen zahlreiche Beteiligungsmöglichkeiten für saarländische Betriebe und ihre Azubis.

Jetzt #könnenlernen – Ausbildung macht mehr aus uns

Mit einer groß angelegten bundesweiten Kampagne werben die deutschen IHKs für die berufliche Ausbildung. Unter dem Slogan „Jetzt #könnenlernen“ werden junge Menschen eingeladen, das Lebensgefühl Ausbildung für sich zu entdecken. Die Gesichter der Kampagne sind acht junge Frauen und Männer, die derzeit eine Ausbildung absolvieren. Ihre Erfahrungen teilen sie zielgruppengerecht vor allem über den Tiktok-Kanal @die.azubis. Die IHK Saarland setzt zudem auf eigene Ausbildungsbotschafter – Azubis aus der saarländischen Wirtschaft, die authentisch und auf Augenhöhe die Vorteile einer Berufsausbildung vermitteln können. Eine von ihnen ist Doreen Markstein, die derzeit bei der Cosmos Versicherung AG in Saarbrücken zur Kauffrau für Versicherungen und Finanzen ausgebildet wird. „Ich möchte weitergeben, wie cool eine Ausbildung ist, und dass junge Leute damit prima in eine erfolgreiche berufliche Zukunft starten können“, erklärt die 20-jährige aus Ohmbach. Markstein wirbt gemeinsam mit weiteren Botschaftern auf Messen und in saarländischen Schulen für eine „Karriere mit Lehre“.

Lebensgefühl Ausbildung

Mit echten Azubis als Botschafter und Gesichter der Kampagne „Jetzt #könnenlernen“ will die IHK-Organisation Jugendliche vor allem auch emotional abholen. „Für viele junge Leute geht es auch um Sinn und Sinnstiftung. Wir sagen mit der Kampagne: ‚Es wartet eine spannende Aufgabe, die euch stolz machen wird‘“, erläutert Susanne Juchem, IHK-Vizepräsidentin und geschäftsführende Gesellschafterin der Juchem Gruppe. Die Kampagne ist dabei als Mitmachkampagne angelegt. „Ausbildungsbetriebe können Elemente der Kampagne unmittelbar und auf das eigene Unternehmen „gebrandet“ in ihre Kommunikation einbinden. Vieles davon ist kostenfrei nutzbar“, erklärt IHK-Geschäftsführer Dr. Mathias Hafner. Im Eppelborner Familienunternehmen Juchem werden bereits Plakate, E-Mail-Signaturen und Web-Elemente der Kampagne genutzt. Die IHK möchte nun möglichst viele saarländische Betriebe für eine Teilnahme an der Kampagne gewinnen. Geplant ist zudem, dass sich schon bald auch die Azubis aus IHK-Mitgliedsunternehmen mit eigenen social media-Videos in die Kampagne einbringen können.

Schwierige Lage auf dem Ausbildungsmarkt

Dass es dringend notwendig ist, mehr junge Menschen für eine Ausbildung zu begeistern, zeigt die Berufsbildungs-Statistik. So begannen im IHK-Bereich im vergangenen Ausbildungsjahr 3.354 junge Menschen eine berufliche Ausbildung. Zehn Jahr zuvor, im Jahr 2012, waren es noch 5.031 – für die Unternehmen ist der Fachkräftenachwuchs also um ein Drittel gesunken. „Besonders betroffen sind Branchen wie Handel, Transport und Verkehr und die Touristik. In der Gastronomie hat sich die Zahl der neu eingetragenen Ausbildungsverhältnisse in dieser Zeit sogar von 396 Ausbildungsverhältnissen auf heute 189 mehr als halbiert“, erläutert IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Frank Thomé. Deutlich wird aber auch, dass sich die Branchengewichte verschieben: „Die Transformation der Saarwirtschaft wird in der Berufsausbildung sichtbar. So besteht in der Industrie ein klarer Trend zu den Elektroberufen, die heute sogar in absoluten Zahlen mehr ausgebildet werden als noch 2012. Rückläufig sind hingegen die Metallberufe“, sagt Thomé.

Mädchen wählen andere Berufe

Sowohl die Metall- als auch die Elektroberufe sind dabei noch immer eine klare Domäne der männlichen Azubis. „Allen Bemühungen zum Trotz, eine ausgeglichenere Berufswahl zu erreichen, scheint sich auf dem Ausbildungsmarkt tradiertes Rollenverhalten hartnäckig zu halten“, sagt der Leiter des Geschäftsbereichs Beruf und Bildung, IHK-Geschäftsführer Peter Nagel. Die Unterschiede zwischen den Geschlechtern sind zum Teil frappierend: Während im IHK-Bereich der Beruf Industriemechaniker/-in mit 122 Azubis zweithäufigster Beruf der männlichen Auszubildenden ist, kommt diese Ausbildung mit gerade mal 11 Azubis bei den Mädchen kaum vor. Ein ähnliches Bild ergibt sich beim dritthäufigsten „männlichen“ Berufsbild Fachinformatiker/-in Systemintegration (111 Männer gegenüber 9 weiblichen Azubis). Einen angehenden männlichen Floristen sucht man im Saarland dagegen vergeblich. „Bedenkt man, dass die Berufswahl erheblichen Einfluss auf spätere Karrierechancen und Verdienstmöglichkeiten hat, kann uns diese Entwicklung keinesfalls zufriedenstellen“, kommentiert Nagel. Der am häufigsten gewählte Ausbildungsberuf ist bei männlichen und weiblichen Azubis immerhin der gleiche: 153 junge Frauen und 143 junge Männer erlernen derzeit in IHK-Mitgliedsbetrieben den Beruf Verkäufer (-in).

April-Zahlen auf Vorjahresniveau

Bis zum Frühjahr wird in der Regel zwar nur ein kleiner Teil der Ausbildungsverträge eines Ausbildungsjahres abgeschlossen, erste Trends lassen sich aber erkennen. Die IHK registrierte bis Ende April 879 Verträge, das sind 20 weniger als im Vorjahr. „Wir sind durchaus optimistisch, dass wir insgesamt die Vorjahreszahlen wieder erreichen können“, sagt Peter Nagel, der aber zugleich zu bedenken gibt, dass das Vor-Corona-Niveau damit bei weitem noch nicht wieder erreicht wäre. Klar sei zudem schon jetzt, dass zahlreiche saarländische Unternehmen erneut nicht alle angebotenen Ausbildungsplätze besetzen können. Gründe hierfür sieht der IHK – Geschäftsführer zum einen in der demographischen Entwicklung, die angesichts der Zuwanderung von Geflüchteten aber nicht ganz so dramatisch ausfällt, wie noch vor Jahren befürchtet. Zum anderen habe sich aber der Trend zum Studium verstetigt. „Viele Jugendliche wählen einen akademischen Bildungsweg, ohne eine berufliche Ausbildung überhaupt ins Kalkül zu ziehen“, sagt Nagel. Mit ihrer neuen Kampagne will die IHK das nun ändern.

Die Ausbildungskampagne der IHK läuft von 2023 bis 2025.
Mehr auf http://www.ausbildung-macht-mehr-aus-uns.de und Tiktok @die.azubis.

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