Die IHK weist in ihrem Branchenbericht auf die zentrale ökonomische Bedeutung des Maschinenbaus hin. Mit Anteilen von gut je einem Fünftel an den Industriearbeitsplätzen und dem industriellen Gesamtumsatz zählt er zusammen mit dem Fahrzeugbau und der Stahlindustrie zu den strukturprägenden Branchen der Saarwirtschaft. Von der amtlichen Statistik werden im Saarland 43 Maschinenbaubetriebe mit jeweils mehr als 50 Beschäftigten erfasst. Im Jahr 2019 erzielten diese einen Umsatz von rund 5,3 Milliarden Euro. Das war ein Minus von 4,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr. „Hauptursächlich für den Rückgang ist der hohe Verflechtungsgrad mit dem heimischen Fahrzeugbau, der 2019 bei Produktion und Umsätzen erheblich Federn lassen musste“, so Meier. Dies war einer der wesentlichen Gründe für die Kapazitätsanpassungen im Maschinenbau, die im vergangenen Jahr zu einem Personalabbau von 420 Beschäftigten auf nunmehr gut 17.000 geführt hatten. Die Branche hat sich mit Blick auf Umsätze und Beschäftigung im Saarland damit schwächer entwickelt als im Bund, der bei den Umsätzen nur ein leichtes Minus von 1,9 Prozent verkraften musste und bei der Beschäftigung sogar zulegen konnte (+1,3 Prozent). Bei der Produktivität – gemessen an den Umsätzen je Mitarbeiter pro Jahr – liegt der saarländische Maschinenbau mit 300.000 € hingegen signifikant vor seinen Wettbewerbern in anderen Bundesländern (244.000 €).
In diesem Jahr verdichten sich aus Sicht der IHK die Anzeichen, dass der Maschinenbau nicht an die Leistung des Vorjahres anknüpfen kann. So verzeichnet die Branche hierzulande im ersten Halbjahr einen drastischen Rückgang bei Umsätzen (-34,6 Prozent) und Aufträgen (-28,9 Prozent) gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Zwar haben sich die Aussichten auf der Nachfrageseite zuletzt wieder aufgehellt, das Umsatzniveau von 2019 wird aller Voraussicht nach erst 2022 wieder erreicht sein.
Intensive Geschäftsbeziehungen zum Fahrzeugbau
Deutlich stärker als im Bund hat der hiesige Maschinenbau eine Querschnittsfunktion. Die Unternehmen sind in erster Linie Zulieferer für Industriekunden in anderen Branchen. Am intensivsten sind die Geschäftsbeziehungen zum Fahrzeugbau. Nach IHK-Einschätzung sind derzeit rund drei Viertel aller Beschäftigten im saarländischen Maschinenbau für die Automobilindustrie tätig. Zwar liegt die Exportquote mit 55,7 Prozent unter dem Bundesschnitt der Branche (63,1 Prozent). Dies resultiert jedoch daraus, dass Komponenten und Systeme „Made in Saarland“ zunächst in anderen Bundesländern verbaut und dann erst als Endprodukte exportiert werden. Rechnet man diese indirekten Exporte zum statistisch ausgewiesenen Wert hinzu, ergibt sich eine Exportquote von rund 75 Prozent. Meier: „Für den saarländischen Maschinenbau gilt daher: Der relevante Markt ist der globale Markt.“
Breit gefächertes Produktportfolio
Die Angebotspalette des saarländischen Maschinenbaus reicht von Werkzeugmaschinen über Armaturen, Kugellager und Pumpen bis hin zu pneumatischen Komponenten und Systemen sowie Bauteilen für Windkraftanlagen und die Solarindustrie. Neben standardisierten Großserien gewinnen Einzel- und Kleinserienanfertigungen in der Produktion zunehmend an Gewicht.
„Big 5“ und starker Mittelstand
Die Bedeutung, die der Maschinenbau für die hiesige Wirtschaft hat, zeigt sich auch in den zum Teil atemberaubenden Entwicklungen einzelner Unternehmen, die diese nach der Ansiedlung in den 60er Jahren nahmen. Zu nennen sind hier insbesondere Bosch, INA-Schaeffler-Gruppe, Festo und Eberspächer. Zusammen mit der Hydac-Gruppe bilden sie das Herz des saarländischen Maschinenbaus. Abgesehen von diesen „Big 5“ mit ihren insgesamt gut 11.000 Mitarbeitern (62 Prozent aller Beschäftigten der Branche) wird das Bild des Maschinenbaus auch wesentlich von zahlreichen mittelständischen Unternehmen mit geprägt.
Strukturell gut aufgestellt, aber zahlreiche Herausforderungen
„Strukturell ist der Maschinenbau gut aufgestellt. Die Unternehmen überzeugen mit Produktqualität, operativer Exzellenz und Stringenz im Geschäftsmodell. Der steigenden Nachfrage nach individuellen Systemlösungen begegnen sie als kompetente Problemlöser mit kundenspezifischen Angeboten“, so Meier.
Gleichwohl steht die Branche aus IHK-Sicht vor zahlreichen Herausforderungen: So hat die Corona-Pandemie die Risiken internationaler Wertschöpfungsketten offengelegt. Einige Maschinenbauer werden ihre Lieferketten umstrukturieren müssen, um die Liefersicherheit zu erhöhen, selbst um den Preis steigender Kosten. Markteintritte von Low-Cost-Anbietern verschärfen den Wettbewerb in traditionellen Bereichen, in denen das Gütesiegel „Made in Germany“ noch Standard ist. Zudem haben disruptive Technologien wie der 3D-Druck oder Künstliche Intelligenz das Potenzial, Geschäftsmodelle zu verändern und angestammte Märkte zu revolutionieren. Nicht zuletzt werden Ingenieure, IT-Spezialisten, Programmierer mit KI-Kompetenz und technische Fachkräfte zunehmend knapper, so dass der Recruiting-Aufwand steigt.
Um die Chancen der Produkt- und Prozessinnovationen tatsächlich ausschöpfen zu können, ist nach Auffassung der IHK eine noch engere Zusammenarbeit mit Hochschulen und Forschungsinstituten unabdingbar.
Der IHK-Branchenbericht „Maschinenbau im Saarland“ steht als Download auf der Homepage der IHK bereit (Kennziffer: 1174).