Alle beteiligten saarländischen Grundschulen böten eine Nachmittagsbetreuung mit regelmäßiger Hausaufgabenbetreuung (Bund: 79 Prozent) - und dies ganz überwiegend auch mit qualifizierten Kräften (Saar: 99 Prozent; Bund: 74 Prozent). Auch ein warmes Mittagessen werde flächendeckend angeboten (Saar: 98 Prozent; Bund: 75 Prozent). "In allen diesen Bereichen liegen wir deutlich über dem Bundesdurchschnitt", so Giersch. Handlungsbedarf bestehe dagegen insbesondere bei der Zahl der angebotenen Betreuungsplätze und bei der Flexibilität der Betreuungszeiten. So meldeten fast 30 Prozent der Grundschulen eine ungedeckte Nachfrage nach längeren Betreuungszeiten - eine Betreuung nach 17 Uhr bietet nur jede zwanzigste Schule an. An mehr als 53 Prozent der Schulen reicht die Zahl der Betreuungsplätze nicht aus - ein Teil des Bedarfs bleibt hier also ungedeckt. Dennoch planen nur etwa zwei Drittel der betroffenen Grundschulen einen Ausbau ihres Angebots - sicherlich häufig aufgrund fehlender Ressourcen. Immerhin bieten auch fast zwei Drittel der Schulen den Eltern eine individuelle Auswahl und Abrechnung der Tage, an denen sie Nachmittagsbetreuung wünschen.
Ein weiteres Problem stellen die Ferienzeiten dar: Zwar bieten 98 Prozent aller Grundschulen auch eine Ferienbetreuung an, aber in drei Viertel der Fälle besteht diese nur in einer zeitweisen Betreuung. Notwendig wäre aber eine durchgehende Betreuung auch während der Schulferien, damit in den Betrieben keine personellen Engpässe entstehen. Hier, so die IHK, seien die Verantwortlichen vor Ort gefragt, dies sicher zu stellen - etwa durch Kooperationen mit Betrieben, Schulen, Trägern, Vereinen und Horten. Schließlich dauern die Schulferien deutlich länger als die Urlaubszeiten der Beschäftigten.
Generell unterentwickelt sind bislang die Kooperationen mit Unternehmen. Es gibt weder Belegplätze noch Notfallbetreuung. Die Bemühungen von Betrieben und Mitarbeitern, die Vereinbarkeit von Familie und Beruf durch flexible Arbeitszeiten zu erleichtern, werden dadurch konterkariert. "Insgesamt sollten sich die Schulen Kooperationen mit Unternehmen stärker öffnen. So können sie den immer höheren Flexibilitäts- und Zusatzanforderungen eher gerecht werden", so Giersch.
Verbesserungsbedarf sieht die IHK auch bei den vermittelten Inhalten. Im Gegensatz zu Sport- oder Musikaktivitäten, die bereits in knapp 84 Prozent der Grundschulen während der Betreuungszeiten angeboten werden, ist die Sprachförderung eher ein Stiefkind. Lediglich etwas mehr als ein Viertel (knapp 28 Prozent) der Schulen hat dieses wichtige Element, mit dem die Versäumnisse aus der Vorschulzeit aufgeholt werden können, im Angebot. Gerade im Grundschulalter werde aber das Fundament für die weitere Entwicklung und für die künftigen Bildungs- und Erwerbschancen der Kinder gelegt, bemängelt die IHK. Wünschenswert sei in jedem Fall, dass Schulen auf der einen und Eltern und Betriebe auf der anderen Seite intensive Kontakte miteinander pflegten. Dies würde helfen, Umfang und Dauer der gewünschten Betreuung festzustellen. Der derzeit forcierte Ausbau der Betreuungsstruktur für unter 3-Jährige, sei wichtig und richtig. Familien mit Kindern müssten sich aber darauf verlassen können, dass es danach auch ein entsprechendes Anschlussangebot an den Grundschulen gibt.
"Nur wenn sich alle Beteiligten engagieren, können die dringend notwendigen Verbesserungen erreicht werden. Auch die Unternehmen können noch mehr tun, um ihren Mitarbeitern die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu erleichtern", so IHK-Hauptgeschäftsführer Volker Giersch. "Deshalb prämiert die IHK - gemeinsam mit HWK und VSU - alle zwei Jahre Unternehmen, die besonders familienfreundlich sind. Und deshalb hat die Landesregierung gemeinsam mit IHK, HWK und VSU die Servicestelle "Arbeiten und Leben im Saarland" bei der ZPT eingerichtet. Sie berät Unternehmen kostenlos bei der Einführung von familienfreundlichen Maßnahmen."
Alle Ergebnisse des Grundschulcheck 2011 stehen auf der Homepage der IHK Saarland unter www.saarland.ihk.de (Kennzahl 876) zum Download bereit.