Die IHK präsentierte dabei einen Katalog an Maßnahmen, die dazu beitragen könnten, mittelfristig die Versorgungssicherheit mit Primärrohstoffen und Baumaterialien sicherzustellen und damit mehr Planungssicherheit bei Investitionsentscheidungen von Unternehmen und Bürgern zu gewährleisten. Zugleich appelliert die IHK an die Landesregierung, sich für folgende Maßnahmen auf Landes- und Bundesebene einzusetzen:
- Erstellung eines langfristigen Konzepts zur bedarfsgerechten Sicherung von heimischen Rohstoffvorkommen,
- Festlegung von Vorranggebieten für den Rohstoffabbau im Landesentwicklungsplan,
- transparente und effiziente Prozesse, um die Komplexität und Dauer der Genehmigungsverfahren zu verringern,
- eine Akzeptanzoffensive für die Belange der Baustoffindustrie, die bereits während der Abbauphase aktiv zum Natur- und Artenschutz beiträgt,
- ein beschleunigter Ausbau der Kreislaufwirtschaft bei absehbar knappen Rohstoffen,
- der Einsatz auf Bundesebene für eine nationale bzw. europäische Rohstoffstrategie sowie für rasche und nachhaltige Verhandlungslösungen bei den Handelskonflikten der EU mit den USA,
- ein klares Bekenntnis gegen mögliche Exportverbote von knappen Rohstoffen, da diese weitreichende negative Auswirkungen für die deutsche Außenwirtschaft hätten.
„Ziel muss es sein, durch eine ganzheitliche Strategie langfristig Flächen für den Abbau und damit für die Rohstoffversorgung zu sichern. Dazu müssen bereits heute Standorte planerisch definiert und dauerhaft von Nutzungen freigehalten werden, die einer Rohstoffgewinnung entgegenstehen. Für die betroffenen Flächen brauchen wir deshalb eine weitsichtige strategische Landesplanung. Diese muss sowohl dem Natur- und Artenschutz, der Siedlungs- und Verkehrsentwicklung, als auch der wirtschaftlichen Entwicklung und der Rohstoffsicherung gerecht werden“, so Meier.
Zum Hintergrund:
Neben der seit Monaten bestehenden Knappheit bei Halbleitern und anderen industriellen Vorprodukten vermelden die Unternehmen der Saarwirtschaft inzwischen auch erhebliche Preissteigerungen und Lieferausfälle bei einer Reihe von Rohmaterialien, insbesondere bei Metallen, Mineralien, Kunststoffen und Holz. Einige Unternehmen berichten der IHK, dass Lieferzusagen nicht mehr eingehalten und Konditionen neu verhandelt werden müssten.
Zentrale Ursache der Knappheit und der Preissprünge ist die Corona-Pandemie. Als Folge hatten die Rohstoffproduzenten ihr Angebot verringert und können nun wegen der reduzierten Kapazitäten die mit der Erholung der Weltwirtschaft stark ansteigende Nachfrage nicht bedienen. Hinzu kommen Exportbeschränkungen, wie etwa bei Holz aus Russland und aus der Ukraine sowie der Nadelschnittholzstreit zwischen den USA und Kanada. Die damit einhergehenden handelsumlenkenden Effekte treiben die Preise in Europa. Bei Kunststoffen wirkt der pandemiebedingt gestiegene Bedarf an Verpackungen für Medizinprodukte preistreibend. „Im Saarland gibt es darüber hinaus seit vielen Jahren einen deutlichen Nachfrageüberhang nach heimischen Rohstoffen, der der Branche wegen der zunehmenden Flächenkonkurrenz und strenger fachgesetzlicher Auflagen Sorge bereitet. Dies wiegt umso schwerer, weil die Hälfte der bisher erteilten Abbaugenehmigungen innerhalb der nächsten zehn Jahre ausläuft. Deshalb ist jetzt Tempo gefragt“, so Meier.