„Die Fortsetzung dieses Aufwärtstrends ist aber kein Automatismus. Er gründet auf Investitionen. Sie sind eine ganz wesentliche Grundlage dafür, dass der Tourismus zu einem Eckpfeiler der Saar-Wirtschaft geworden ist. Für eine auch in Zukunft starke Tourismuswirtschaft im Saarland kommt der längst überfälligen Realisierung der öffentlichen Leitinvestitionen in der Landeshauptstadt Saarbrücken eine Schlüsselrolle zu“, sagt Thomé. Dazu zählt die IHK etwa den Bau einer Eventhalle mit einer Kapazität für 10.000 Besucherinnen und Besucher, die zügige Erweiterung der Congresshalle zu einem modernen Kongress- und Tagungszentrum sowie der Aufbau eines Convention Büros, um ein tragfähiges Geschäftsmodell für Formate mit überregionaler Strahlkraft zu entwickeln.
„Gerade die Hotel-Konzerne haben bei ihren Investitionsentscheidungen auf die Aussagen von Landesregierung und Kommunalpolitik im Zuge des Verkaufs der Messe darauf vertraut, dass der Messe- und Kongressstandort Saarbrücken aufgewertet wird. Leider ist seitdem zu wenig Substanzielles passiert“, kritisiert Thomé und drängt auf eine zügige Umsetzung der Investitionspläne. Denn überregionale Reiseanlässe wie Sport- und Kulturevents, Kongresse und Messen sind von zentraler Bedeutung, um Gäste aus dem Bundesgebiet und den Nachbarstaaten auf das Saarland aufmerksam zu machen und zu einer Kurzreise zu motivieren.
Touristisches Profil saarlandweit schärfen
Erfreulich ist aus Sicht der IHK, dass es der Branche im Saarland zunehmend gelingt, ihre zuvor bestehende hohe Abhängigkeit von Geschäftsreisen zu reduzieren, deren Zahl im Zuge der Corona-Pandemie und verstärkt durch die Strukturkrise im Fahrzeugbau sowie vielfach gekürzter Reisebudgets erheblich eingebrochen ist. Hilfreich war hier, dass sich die Betriebe noch stärker an den Handlungsfeldern der Tourismusstrategie ausgerichtet und ihr Angebot für Kurzreisen im Bereich Natur und Freizeit weiter ausgebaut haben.
Nach Auffassung der IHK machen die Zahlen aber auch deutlich, dass die Branche sehr stark von einzelnen regionalen Leuchttürmen im Saarland profitiert. So entfiel rund ein Drittel aller Übernachtungen auf die Gemeinde Nohfelden im Landkreis St. Wendel, wo der Center Park am Bostalsee eine starke Magnetwirkung für Kunden aus Deutschland sowie aus den Nachbarstaaten Belgien, Niederlande, Luxemburg und Frankreich entfaltet. Aufgabe der nächsten Jahre muss es daher sein, dass sich die Branche in ihrer Breite noch besser aufstellt. Zudem sind die Kommunen saarlandweit gefordert, ihr touristisches Profil zu schärfen.
Steigende Geschäftsrisiken durch Fachkräftemangel und Bürokratie
Die IHK weist zugleich auf die grundlegenden Veränderungen hin, vor denen die Branche steht. Und hier sollte rasch reagiert werden, denn: Die Digitalisierung erfasst den Tourismussektor immer stärker. Verbraucher haben ihre Konsumgewohnheiten und damit auch ihr Buchungsverhalten fundamental geändert. Zudem zeigt sich vielerorts, dass einige Unternehmen nach den langen Phasen der mehrfachen Lockdowns ihren Betrieb nicht wieder aufgenommen haben. Sei es aus Altersgründen wegen fehlender Nachfolgeperspektiven oder weil die betriebswirtschaftliche Situation es nicht mehr zulässt. Viele Gastronomen haben zudem ihre Öffnungszeiten wegen Personalmangels reduzieren müssen.
Parallel dazu müssen aus Sicht der IHK die Rahmenbedingungen für die Branche rasch verbessert werden. „Neben dem Fachkräftemangel werden die steigenden Arbeits- und Energiekosten sowie die wachsende Bürokratie als größte Risikofaktoren in der Branche angesehen. Vor allem die teils erheblichen Aufzeichnungs- und Dokumentationspflichten belasten die Branche. Hier ist die Politik gefordert, die Unternehmen zu entlasten und zugleich mehr Freiräume für unternehmerisches Handeln zu schaffen. Dazu braucht es auf allen Ebenen mehr Mut, Entschlossenheit und Pragmatismus“, so Dr. Carsten Meier, Geschäftsführer der IHK Saarland für den Bereich Wirtschaftspolitik und Unternehmensförderung.
Aus Sicht der IHK lassen sich alle diese Herausforderungen nur mit einer gemeinsamen Kraftanstrengung meistern. „Für die Unternehmen bedeutet dies, ihre Servicequalität kontinuierlich auszubauen, mit flexiblen Arbeitszeitmodellen attraktive Rahmenbedingungen für Arbeitskräfte zu schaffen und beim Controlling die Kosten durch den Einsatz von Warenwirtschaftssystemen im Blick zu behalten. Für die Landespolitik kann es nur heißen, den Tourismus weiterhin auf hohem Niveau zu unterstützen und an der konsequenten Umsetzung der Tourismusstrategie festzuhalten. Als IHK werden wir unseren Mitgliedsunternehmen auch auf diesem Gebiet als engagierter und kompetenter Partner mit Rat und Tat zur Seite stehen und unser Leistungsangebot bedarfsgerecht erweitern“, sagt Thomé.