Insgesamt bleibt das Konjunkturbild gespalten: In der exportorientierten Industrie - etwa im Maschinen- und Fahrzeugbau - bewegen sich Auftragseingänge und Umsätze je nach Branche zwischen 20 und 50 Prozent unter dem Niveau des Vorjahres. In den meisten binnenorientierten Branchen läuft die Konjunktur dagegen noch einigermaßen rund. Dazu trägt bei, dass die gesunkenen Energiepreise für einen realen Kaufkraftzuwachs sorgen. Das Konsumklima ist trotz der Flut negativer Meldungen nach wie vor erstaunlich robust. "Nach dem außergewöhnlich heftigen Konjunktureinbruch im Winter befinden wir uns jetzt am Beginn der Talsohle. In den von der Krise am stärksten betroffenen Industriebranchen geht es kaum noch abwärts. Die Lager vieler Kunden sind inzwischen so weit abgebaut, dass Nachbestellungen nötig werden. Das wirkt sich stabilisierend aus. Zudem wird das Konjunkturprogramm II mit seinem investiven Teil bald auch in der Bauwirtschaft Wirkung entfalten. Für den weiteren Konjunkturverlauf ist entscheidend, dass es der Politik rasch gelingt, die Bankenkrise nachhaltig einzudämmen. Mit den geplanten 'Bad Banks' gibt es dazu jetzt auch bei uns einen Erfolg versprechenden Ansatz." So kommentiert IHK-Hauptgeschäftsführer Volker Giersch die Aprilumfrage der IHK Saarland, an der sich 180 Unternehmen mit rund 110.000 Beschäftigten beteiligten.
Über alle Branchen gerechnet bewerten derzeit 17 Prozent der befragten Unternehmen ihre Geschäftslage mit gut, 49 Prozent mit befriedigend und 34 Prozent mit schlecht. Die IHK-Lageindikator (Saldo aus Gut- und Schlechtmeldungen) verharrte damit im April nahezu unverändert bei minus 17 Punkten.
Die weltweite Konjunkturschwäche trifft vor allem die exportorientierte Industrie wie den Fahrzeugbau, den Maschinenbau, die Stahlindustrie, Gießereien sowie die Gummi- und Kunststoffindustrie. Allerdings gibt es auch Ausnahmen. Das sind all jene Unternehmen, die an größeren Infrastrukturprojekten beteiligt sind - etwa dem Bau von Pipelines oder Windkraftanlagen. Überwiegend positive Meldungen kommen auch aus der Ernährungswirtschaft, dem Verkehrsgewerbe, von den Versicherungen und aus der IT-Branche. Relativ gut läuft es auch noch im Handel, der vor allem bei Gütern des täglichen Bedarfs (etwa Lebensmitteln) und höherwertigen Gebrauchsgütern von der nahezu ungebrochenen Kaufbereitschaft der Verbraucher profitiert. Dagegen ist die Lage in der Bauwirtschaft sowie im Hotel- und Gaststättengewerbe mehr schlecht als recht.
Geschäftsaussichten werden langsam besser
Die Aussichten für die kommenden sechs Monate haben sich im April weiter aufgehellt. Insgesamt rechnen derzeit neun Prozent der befragten Unternehmen mit besseren, 70 Prozent mit gleich bleibenden nur noch 21 Prozent mit schlechteren Geschäften. Der IHK-Erwartungsindikator liegt mit minus elf Punkten zwar immer noch im negativen Terrain. Er hat allerdings seit Dezember (minus 26 Punkte) viel Boden gut gemacht.
Noch stärker erholt hat sich der Teilindikator für die Industrie. Er ist seit Dezember von minus 49 auf aktuell minus 15 Punkte gestiegen. In der Bauwirtschaft und im Maschinenbau gibt es inzwischen sogar schon wieder ein leichtes Übergewicht an Positivmeldungen. Während sich in der Bauwirtschaft die Hoffnungen auf die Konjunkturprogramme der öffentlichen Hand richten, beruhen die Erwartungen im Maschinenbau darauf, dass sich der zuletzt aufgelaufene Investitionsstau mit anziehender Konjunktur auflösen wird. Giersch: "Das sind erste hoffnungsvolle Zeichen dafür, dass sich die Konjunktur nach einer mehrmonatigen Phase der Stabilisierung in der zweiten Jahreshälfte leicht erholen wird. Aber selbst dann wird die Saarwirtschaft aufgrund des jetzt erreichten niedrigen Ausgangsniveaus im Gesamtjahr um fünf bis sechs Prozent schrumpfen. Wir rechnen hier mit einem etwa gleich großen Minus wie auf Bundesebene."
Stabilisierend für die Konjunktur wirkt sich derzeit aus, dass der scharfe Einbruch in der Industrie bislang nur zum Teil auf den Arbeitsmarkt durchschlägt. Die Unternehmen nutzen alle zur Verfügung stehenden Instrumente, um ihre Stammbelegschaften zu halten - von Arbeitszeitkonten über Freischichten bis hin zu längeren Phasen der Kurzarbeit. Giersch: "Wichtig ist jetzt, dass die Bundesregierung die Unternehmen bei Steuern und Sozialversicherungsbeiträgen gezielt entlastet, damit diese ihre Mitarbeiter über die Krisenphase hinweg halten können." Konkret müsse es dabei um Lockerungen bei der so genannten Zinsschranke, mit der die steuerliche Absetzbarkeit von Zinsen begrenzt wird, um Nachbesserungen beim Verlustabzug in Sanierungsfällen und um die Beseitigung von Hinzurechnungen wie Mieten, Pachten, Zinsen und Leasingraten bei der Gewerbesteuer gehen. Zudem sollten die Unternehmen bei Kurzarbeit stärker von ihren Sozialversicherungsbeiträgen entlastet werden.