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Saarwirtschaft braucht mehr Ingenieure

Ingenieurausbildung an Uni und HTW stärken / IHK und VSU stellen Ergebnisse einer gemeinsamen Umfrage vor

(PresseBox) (Saarbrücken, )
Die Nachfrage saarländischer Industrieunternehmen nach Ingenieuren und technischen Fachkräften wird in den nächsten Jahren weiter spürbar steigen. Zum einen wird der Ersatzbedarf zunehmen, weil bis 2030 besonders viele Ingenieure altersbedingt aus dem Berufsleben ausscheiden werden. Zum anderen planen viele Unternehmen, die Zahl ihrer Stellen für Ingenieure zum Teil kräftig aufzustocken. Die bereits heute spürbaren Probleme der Saarindustrie, in ausreichendem Maße Ingenieure und technische Fachkräfte zu finden, dürften sich deshalb bis Ende des Jahrzehnts weiter verschärfen. Dies belegt eine aktuelle Umfrage, die die IHK Saarland und die Vereinigung der Saarländischen Unternehmensverbände e. V. (VSU) bei saarländischen Unternehmen durchgeführt haben. IHK-Hauptgeschäftsführer Volker Giersch und VSU-Hauptgeschäftsführer Joachim Malter, die die Ergebnisse der Umfrage präsentierten, sprachen sich angesichts dieser Entwicklungen dafür aus, die Ingenieurwissenschaften an den Saar-Hochschulen weiter zu stärken. Eine quantitativ ausreichende und qualitativ hochwertige Ingenieurausbildung sei gerade auch mit Blick auf die mittelständische Wirtschaft ein wichtiges Element regionalpolitischer Wachstumsvorsorge. Der Ingenieurmangel dürfe nicht zur Wachstumsbremse werden. Die Unternehmen selbst wollen durch verstärkte Anstrengungen in der Aus- und Weiterbildung, durch die längere Beschäftigung älterer Ingenieure und durch eine attraktivere Arbeitsplatzgestaltung dazu beitragen, den Ingenieurmangel zu mildern. An der Umfrage beteiligten sich 65 Industrieunternehmen mit zusammen rund 50.000 Beschäftigten.

"Auch wenn die Zahl der Ingenieurabsolventen im Saarland in den nächsten Jahren weiter leicht steigen wird, dürfte dies nicht ausreichen, den wachsenden Ersatz- und Neubedarf zu befriedigen", so IHK-Hauptgeschäftsführer Volker Giersch. Bis 2030 werde etwa die Hälfte aller derzeit beschäftigten Ingenieure altersbedingt ausscheiden (Schaubild 3). Der zunehmende Mangel an Ingenieuren werde vor allem die mittelständische Industrie und die Ingenieurbüros treffen. "Viele kleine Unternehmen können schon heute ein Lied davon singen, wie schwierig und teuer es ist, qualifizierte Ingenieure von außerhalb zu gewinnen - auch wegen der immer noch bestehenden Imageprobleme des Saarlandes. Umso wichtiger ist es, möglichst viele Ingenieure hier im Land auszubilden", so Giersch. Bereits heute sei der Ingenieurmangel hier im Land deutlich spürbar. Rund 60 Prozent der Unternehmen gaben in der Umfrage an, dass sie derzeit große oder sehr große Schwierigkeiten haben, Ingenieure mit Hochschulabschluss zu finden (Schaubild 1).

VSU-Hauptgeschäftsführer Joachim Malter erläuterte, dass gerade auch die großen Industrieunternehmen im Saarland künftig mehr Ingenieure beschäftigen wollen: "Vier von fünf Unternehmen erwarten für die nächsten fünf Jahre einen zunehmenden Bedarf an Ingenieuren, insbesondere auch bei solchen mit Universitätsabschluss. Die saarländischen Standorte vieler Großunternehmen haben sich in den letzten Jahren und Jahrzehnten von reinen Produktionsstätten zu "Leitwerken" für ihre Produktlinie entwickelt. Schon dafür werden mehr Ingenieure benötigt. Wenn das Saarland im bundesweiten Vergleich mit einer besseren Verfügbarkeit von Ingenieuren punkten könnte, wäre dies ein starker Anreiz, den saarländischen Werken zusätzliche Entwicklungsaufgaben zu übertragen. Die Stärkung der Ingenieursausbildung im Saarland ist deshalb eine wichtige Voraussetzung für das qualitative und quantitative Wachstum unserer bedeutendsten Industriebetriebe und damit für das Wachstum und die Beschäftigungsentwicklung der gesamten Saarwirtschaft", so Malter.

Maschinenbau und Verfahrenstechnik am stärksten gefragt

Unter den verschiedenen ingenieurwissenschaftlichen Fachrichtungen werden im Saarland vor allem Absolventen des Bereichs Maschinenbau/Mechatronik und Verfahrenstechniker mit 40 bzw. 22 Prozent der Nennungen künftig am stärksten gefragt sein, gefolgt von den Wirtschaftsingenieuren und Absolventen der Elektrotechnik mit elf und zehn Prozent.

Die Wirtschaft braucht dabei gleichermaßen Ingenieure mit Universitäts- wie mit Fachhochschulabschluss. Uni-Absolventen werden insbesondere für Forschungsaufgaben und in der Produkt- und Verfahrensentwicklung benötigt. Die Absolventen der Fachhochschule werden bevorzugt in Bereichen wie Konstruktion, Produktion und Vertrieb eingesetzt. Insgesamt verteilt sich der Bedarf in der Relation zwei Drittel zu einem Drittel zu Gunsten der Fachhochschule. Die Umfrage zeigt allerdings, dass künftig die Nachfrage nach Ingenieuren mit Universitätsabschluss überproportional steigen wird (Schaubild 2).

Gefragt sind bei künftigen Ingenieuren in wachsendem Maß ergänzende Qualifikationen wie etwa Kompetenz in Projektmanagement, Fremdsprachenkenntnisse und Kommunikationsfähigkeit. "Mehr als jeder sechste Ingenieur, den die Unternehmen einstellen wollen, ist für Führungsaufgaben vorgesehen - das ist ein spürbarer Anstieg gegenüber unserer letzten Ingenieurumfrage vor neun Jahren", so Giersch.

Höherqualifizierung als Königsweg - mehr berufsbegleitende Angebote gefragt

Bei der Höherqualifizierung der eigenen Mitarbeiter setzten die Unternehmen insbesondere auf berufsbegleitende Angebote für ihre besten Facharbeiter: Eine Qualifizierung zum Techniker oder Meister halten mehr als 30 Prozent für sehr wichtig und fast 54 Prozent für wichtig. Eine berufsbegleitende Fortbildung zum Bachelor oder Master bewerten mehr als 60 Prozent der antwortenden Unternehmen als wichtig oder sehr wichtig. In der Summe lassen diese Antworten darauf schließen, dass die Unternehmen gerade im Bereich der Ingenieure und Techniker auf eine konsequente Personalentwicklung setzen und hier ihren besten Mitarbeitern kontinuierliche Aufstiegschancen anbieten möchten. Wünschenswert wäre eine entsprechende Ausweitung des Angebots an Qualifizierungsmaßnahmen - auch in Kooperation mit den Hochschulen.

Ingenieurausbildung an Saarhochschulen stärken

Zur Sicherung des Industriestandortes Saarland ist es aus Sicht von IHK und VSU von besonderer Bedeutung, die Ingenieurausbildung an den Saar-Hochschulen quantitativ und qualitativ zu stärken. Angesichts der Finanznot des Landes sei dabei künftig verstärkt nach Wegen zu suchen, wie dies auch mit begrenzten finanziellen Mitteln erreicht werden könne. Ansatzpunkte dazu seien

- Stiftungsprofessuren:

Der Verband der Metall- und Elektroindustrie (ME Saar) und die IHK Saarland finanzieren seit 2010 gemeinsam mit dem Wirtschafts- und Wissenschaftsministerium im Bereich Mechatronik je zwei Stiftungsprofessuren an Uni und HTW. Es gilt jetzt sicherzustellen, dass dieser Impuls die Ingenieurausbildung nachhaltig stärkt.

- Engere Kooperation zwischen Uni und HTW:

Durch eine bessere Abstimmung der Studienangebote zwischen beiden Hochschulen, durch eine höhere Durchlässigkeit, durch die Entwicklung gemeinsamer Studiengänge oder auch durch gemeinsames Marketing lassen sich positive Effekte erzielen, ohne dass Mehrkosten anfallen.

- Intensive Beratung und Betreuung der Studenten mit dem Ziel, den Anteil der Studienabbrecher deutlich zu reduzieren.

Zu begrüßen ist, dass die Landesregierung den Aufbau und Ausbau von Forschungseinrichtungen in den Bereichen Mechatronik und Qualitätssicherung gerade in jüngster Zeit besonders unterstützt und vorangetrieben hat. Konkret zu nennen sind das Innovationscluster Automotive Quality Saar am Saarbrücker Fraunhofer Institut und das Zentrum für Mechatronik und Automatisierungstechnik (ZEMA) - eine Gemeinschaftseinrichtung von Uni und HTW. Beide Einrichtungen sollen zusammen mit der Wirtschaft FuE-Projekte durchführen und zugleich zur Qualifizierung von Ingenieuren beitragen.

Eigenleistungen der Wirtschaft

Seit Jahren finanzieren die Betriebe auch das duale Studium an der ASW - Berufsakademie Saarland. Neben ca. 150 Studierenden in wirtschaftswissenschaftlichen Fächern werden dort pro Jahr ca. 50 Maschinenbauingenieure und Wirtschaftsingenieure ausgebildet, mittlerweile mit einem Abschluss als Bachelor. Damit leistet die Wirtschaft selbst einen am wichtigen Beitrag zur Behebung des Fachkräftemangels.

Offensives Marketing nötig

Damit sich dauerhaft auch genügend Studienanfänger für ein Ingenieurstudium im Saarland finden, ist ein offensiveres Marketing für den Ingenieurberuf und die saarländischen Studienangebote nötig. IHK und VSU sind bereit, sich an entsprechenden Marketingmaßnahmen, insbesondere an den Schulen noch stärker als bisher zu beteiligen. Der Verband der Metall- und Elektroindustrie (ME Saar) fördert die Begeisterung für technische Fächer bereits seit Jahren über alle Altersstufen hinweg. Malter: "Wir beginnen mit dem 'Haus der kleinen Forscher' bereits im Kindergarten. An den Grundschulen präsentieren wir die 'Miniphänomenta' und in den Sekundarstufen I und II unterstützen wir u. a. die 'Roboter-Kurse' sowie ein Mentoren-Programm zwischen Schülern und Studierenden der MINT-Fächer."

Langfristige Hochschulplanung mit klarer Schwerpunktbildung

Angesichts der Finanznot des Landes ist es wichtiger denn je, ein langfristiges Zielbild für die Saar-Hochschulen zu entwickeln. Dies auf der Grundlage klarer Budgetvorgaben und mit einer Schwerpunktbildung, die sich an den strukturpolitischen Zielen des Landes orientiert. Politik, Wirtschaftsorganisationen und Gewerkschaften sind sich darin einig, dass das Saarland auch künftig ein Industrieland bleiben muss. Eine nachhaltige Stärkung der Ingenieurwissenschaften an den Saar-Hochschulen muss die logische Konsequenz daraus sein. Das bedeutet insbesondere auch: Die Ingenieurwissenschaften gehören in den Kanon der prioritären Schwerpunkte, die in künftigen Ziel- und Leistungsvereinbarungen zwischen dem Land und den Hochschulen fest verankert und abgesichert werden müssen.
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