Insgesamt bewerten derzeit gut 27 Prozent der befragten Unternehmen ihre Geschäftslage mit gut, 55 Prozent mit befriedigend und 18 Prozent mit schlecht. Der IHK-Lageindikator als Saldo aus Gut- und Schlechtmeldungen ist damit im Oktober gegenüber dem Vormonat um 19 Punkte auf nunmehr neun Zähler gefallen. Damit hat er sich dem für ganz Deutschland geltenden Ifo-Indikator angenähert, liegt aber weiterhin darüber. Besonders drastisch fiel der Rückgang in der Industrie aus. Hier ist der Lageindikator um 36 Punkte auf minus drei gefallen. Das ist der tiefste Stand seit Frühjahr 2003. Giersch: "Die Verbraucher sind derzeit stark verunsichert und stellen Käufe von Autos und langlebigen Verbrauchsgütern zurück. In einigen Branchen, vor allem im Fahrzeugbau, ist der Markt geradezu abrupt eingebrochen." Besser sieht es noch bei jenen Unternehmen aus, die an größeren Infrastrukturprojekten, zum Beispiel Pipelines, an der Herstellung von Windkraftanlagen und an der Industrialisierung der Schwellenländer beteiligt sind. Zudem melden die eher binnenorientierten Branchen des Dienstleistungsbereichs - die haushaltsnahen Dienstleister, die Versicherungswirtschaft und die IT-Branche - überwiegend gute Geschäfte. Im Handel und im Baugewerbe halten sich die Gut- und Schlechtmeldungen in etwa die Waage.
Schwächeres Auslandsgeschäft
Im Winterhalbjahr wird die Konjunktur weiter zur Schwäche tendieren. Das signalisieren die Erwartungen der Unternehmen für die kommenden sechs Monate. Der IHK-Erwartungsindikator ist im Oktober um fünf auf minus elf Punkte gefallen. Insgesamt rechnen 14 Prozent der Unternehmen mit besseren, 61 Prozent mit gleich bleibenden und 25 Prozent mit schlechteren Geschäften.
Der Export wird als Konjunkturmotor weitgehend ausfallen. Mit einer Abschwächung des Auslandsgeschäftes ist insbesondere in jenen Ländern zu rechnen, in denen die Immobilienblase ebenso geplatzt ist wie in den USA. Aus den wachstumsstarken Schwellenländern - wie China und Indien - dürften dagegen weiter positive Impulse kommen. Im Übrigen verbessert die kräftige Abwertung des Euro gegenüber dem Dollar und insbesondere dem japanischen Yen die preisliche Wettbewerbsfähigkeit unserer Exporteure und hilft ihnen so, Marktanteile im In- und Ausland zu gewinnen. Für die eher binnenorientierten Branchen liegt eine Chance zur Stabilisierung darin, dass die stark rückläufigen Energiepreise den Spielraum für den Kauf von Gütern und Dienstleistungen vergrößern.
Ende des Beschäftigungsaufbaus
Die Konjunkturschwäche wird auch Spuren auf dem Arbeitsmarkt hinterlassen. Die Zeit des Aufbaus an Beschäftigung ist vorbei. In den am stärksten betroffenen Industriebranchen haben die Unternehmen bereits begonnen, die Beschäftigung an die verminderte Nachfrage anzupassen. Sie bauen Überstunden ab, erhöhen die Zahl der Schließtage, verlängern befristete Arbeitsverträge nicht und reduzieren die Zeitarbeit. Giersch: "Diese Anpassungsmaßnahmen haben insbesondere auch zum Ziel, die Stammbelegschaften möglichst weitgehend zu halten. Die Unternehmen wissen, dass sie ihre Fachkräfte in der nächsten Aufschwungphase dringend brauchen werden. Stabilisierend wirken sich zudem auch die Beschäftigungssicherungsabkommen aus, die in den vergangenen Jahren vereinbart worden sind."