Im Rahmen dieser Erhebung befragten IHK und Ingenieurkammer ihre Mitgliedsunternehmen sowohl nach dem aktuellen und künftigen Ingenieurbedarf. Sie interessierten sich zudem dafür, wie die Betriebe die Qualität der Ausbildung einschätzen und welche zusätzlichen Fähigkeiten die Nachwuchsingenieure mitbringen sollten.
Ingenieurnachfrage weiterhin hoch
„Der demografische Wandel hat auch im Ingenieurbereich einen hohen Ersatzbedarf zur Folge. Rund 1.000 sozialversicherungspflichtig beschäftigte Ingenieure werden in den nächsten fünf Jahren aus dem Berufsleben ausscheiden. Hinzu kommt der Zusatzbedarf an Ingenieuren, etwa um neue Geschäftsfelder zu erschließen oder die Digitalisierung der Produktionsprozesse voranzutreiben“, erklärte IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Heino Klingen. Die Nachfrage nach Ingenieuren bleibt daher insbesondere in der Industrie weiterhin hoch. Doch auch in der Bauwirtschaft und in der öffentlichen Verwaltung ist angesichts steigender Investitionsbudgets des Landes und der Kommunen mit einem Zusatzbedarf an Bauingenieuren zu rechnen. „Insgesamt rechnen wir für das Saarland daher mit einem Bedarf in der Größenordnung von 1.500 Ingenieuren in den nächsten fünf Jahren – mit einem steigenden Anteil an Berufsakademie-Abschlüssen. Neben den beiden Saar-Hochschulen wird die ASW daher zu einer noch wichtigeren Säule zur Sicherung des Ingenieurnachwuchses im Saarland“, so Klingen.
Neben Bauingenieuren werden vor allem Elektrotechniker, Maschinenbauer, Wirtschaftsingenieure, Produktionstechniker und Mechatroniker sowie Absolventen des Studiengangs Systems Engineering gesucht. Hoher Bedarf besteht auch an Fahrzeugtechnikern, Verfahrenstechnikern und Versorgungstechnikern.
Gute Noten für die ingenieurwissenschaftliche Ausbildung
Erfreulich ist aus Sicht der IHK, dass im Saarland sowohl die Studienanfängerzahlen als auch die Absolventenzahlen in den ingenieurwissenschaftlichen Fächern in den letzten zehn Jahren spürbar gestiegen sind. Sie liegen gegenwärtig doppelt so hoch wie im Schnitt der Jahre 1990 bis 2010 und bieten damit eine solide Basis, um den steigenden Bedarf an Nachwuchsingenieuren im Wesentlichen decken zu können. Dieser Erfolg ist auch auf die von der Saarwirtschaft getragenen Informations- und Marketingkampagnen zurückzuführen. Zwei Drittel der Unternehmen bewerten die Verfügbarkeit von Nachwuchsingenieuren inzwischen als gut bzw. befriedigend, ein Drittel dagegen als schlecht.
Positiv schneidet zudem die Beurteilung der Qualität der ingenieurwissenschaftlichen Ausbildung im Saarland ab. Rund 60 Prozent der Unternehmen bewerten diese mit gut, 30 Prozent mit befriedigend und nur 10 Prozent mit schlecht. Trotz dieses guten Abschneidens der Saarhochschulen wünschen sich die Personalverantwortlichen der Unternehmen in der ingenieurwissenschaftlichen Ausbildung in Zukunft eine stärkere Vermittlung von Soft-Skills, wie etwa unternehmerisches Denken und Handeln, Kommunikationsfähigkeit oder Präsentationstechniken.
IHK-Appell an die Politik: Stärkung der MINT-Studiengänge
Damit das Angebot an Nachwuchsingenieuren im Saarland mit der steigenden Nachfrage mithalten kann, appellieren IHK und Ingenieurkammer an die Politik, die MINT-Studiengänge an unseren Hochschulen.
Handlungsbedarf sehen die Kammern insbesondere auf folgenden Feldern:
- Stärkung der ingenieurwissenschaftlichen Studiengänge an den Saarhochschulen durch eine bedarfsgerechte Finanzierung,
- Ausbau des Marketings für ingenieurwissenschaftliche Studiengänge auch über die Landesgrenzen hinaus,
- mehr Mädchen und junge Frauen bereits in den Schulen für technische Studiengänge begeistern,
- Reduzierung der Abbrecherquoten in den ingenieurwissenschaftlichen Fächern durch verstärkte Anstrengungen in der bessere Studien- und Berufsorientierung in den Schulen,
- Stärkung der Beschäftigungsfähigkeit von Absolventen durch die Vermittlung betriebswirtschaftlicher und kommunikativer Kompetenzen während des Studiums,
- Weiterentwicklung der berufsbegleitenden Studienangebote und Weiterbildungsangebote in enger Kooperation mit der Saarwirtschaft.
„Das Saarland hat gute Chancen, um ein Land der Techniker und Ingenieure zu werden, wie es die Landesregierung in den industriepolitischen Leitlinien formuliert hat. Voraussetzung ist aber, dass die Hochschulpolitik des Landes noch konsequenter als bisher diesem Anspruch gerecht wird und die Strahlkraft der MINT-Fächer weiter steigt. In diesen Prozess werden wir uns weiterhin engagiert und im engen Schulterschluss mit den Saarhochschulen und der ASW einbringen“, so Dornseifer und Klingen.