„Positiv bewerten wir zudem“, so Giersch und Brenner, „die Ausweitung des Unterrichts in den naturwissenschaftlichen Fächern Physik, Chemie und Biologie um etwa ein Drittel.“ In die gleiche Richtung ziele die Einführung eines sogenannten Seminarfaches, das auf die Vermittlung von Präsentationskompetenz ziele und in dem zur Hälfte technisch-naturwissenschaftliche Inhalte behandelt werden sollen. Letzteres habe Minister Schreier beiden Kammern zugesichert. „Die Wachstumschancen von Industrie und Handwerk hängen“, so Giersch und Brenner, „entscheidend davon ab, dass sich künftig mehr Jugendliche für eine Ausbildung in technischen Berufen und für ein Ingenieurstudium entscheiden. Die Grundlage dafür muss in den Schulen gelegt werden.“ Die Oberstufenreform sei hier ein Schritt in die richtige Richtung. Weitere müssten folgen.
Insgesamt setze die Landesregierung mit der Oberstufenreform ihre Qualitätsoffensive an den Schulen fort. Mit dem Lernbeginn schon im letzten Kindergartenjahr, der Unterrichtsausweitung an Grundschulen, dem verstärkten Unterricht in den Kernfächern und den landesweiten Qualitätstest seien wichtige Weichenstellungen hin zu mehr Qualität schon erfolgt. Die Qualitätsoffensive trage bereits erste Früchte: Die Zahl der Schulabgänger ohne Abschluss sei deutlich zurückgegangen.
Ausbildungsfähigkeit weiter verbessern!
Weitere Fortschritte seien allerdings nötig, wenn das Saarland im Wettbewerb der Regionen weiter an Boden gewinnen wolle. Denn auch heute noch sei fast jeder siebte Jugendliche, der eine duale Ausbildung anstrebe, nicht oder nur bedingt ausbildungsfähig. „Das kann und darf so nicht bleiben“, sagten Giersch und Brenner.
Am besten wäre es, einen schulpolitischen Masterplan zu entwickeln, der konkrete Umsetzungsschritte auf einer definierten Zeitachse festlege. Herzstück müsse eine Organisationsreform bilden, die unter der Leitidee stehe: Mehr Freiheit und Eigenverantwortung für unsere Schulen, mehr Wettbewerb zwischen ihnen.
IHK und HWK begrüßen deshalb den Modellversuch „Selbstständigkeit von Schulen“, wünschten sich allerdings einen breiteren Ansatz und ein höheres Tempo. „Statt eines kleinen Modellversuchs mit nur wenigen Schulen“, so Giersch und Brenner, „wäre es besser gewesen, einen Stufenplan für alle saarländischen Schulen mit definierten Etappen und einem festen Endziel zu entwickeln. Den Schulen hätte man es dann überlassen können, einzelne Etappenziele früher zu erreichen.“
Auf Dauer sollten die Schulen eigenverantwortlich entscheiden können, wie sie ihr Budget gestalten, welche Lehrer sie einstellen, wie die Leitungsfunktionen besetzt werden, welchen Fächerkanon sie jenseits der Kernfächer anbieten und mit welchen pädagogischen Konzepten sie ihren Schülern Fähigkeiten, Wissen und Können vermitteln.
Weitere Elemente des Masterplans müssten sein: Lernen schon im Kindergarten, frühere Einschulung, bessere Förderung sprachferner Schüler, mehr Chancengerechtigkeit durch Ganztagsbetreuung und Reform der Lehrerausbildung.
Wenn es gelinge, einen solchen Masterplan in den nächsten zehn Jahren umzusetzen, sei ein entscheidender Schritt getan, das Land wettbewerbsfähig zu halten. „Angesichts des demographischen Wandels“, so Giersch und Brenner, „kommt es mehr denn je darauf an, die jungen Menschen bestmöglich auszubilden und auf das Erwerbsleben vorzubereiten.“