Drei wesentliche Gründe gab es für die gute Entwicklung: 1) die intensive Akquise der IHKs, für die im Rahmen des Ausbildungspaktes mehr als 350 000 Euro im Jahr zusätzlich bereit gestellt wird, 2) ein aktiveres Vermittlungsgeschäft der Arbeitsagenturen und 3) die gute Konjunktur. „Einige Branchen leiden allerdings massiv unter einem Mismatch-Problem: Ausbildungsplätze bleiben unbesetzt, weil es nicht ausreichend qualifizierte Bewerber gibt; andere Berufe dagegen stoßen auf eine übergroße Nachfrage von geeigneten, interessierten Bewerbern“, führt von Harbou aus.
Das Problem, dass 25 % eines Schulabgängerjahrgangs nicht unmittelbar für eine berufliche Ausbildung geeignet sind, müssen alle Partner gemeinsam angehen. Dies ist nicht eine Aufgabe allein der Schulen, hier ist ein konzertiertes Zusammenwirken aller erforderlich. Land, die Kommunen als Schulträger und Träger der Jugend- und Sozialhilfe, die Agenturen für Arbeit und die Wirtschaft müssen bei der Lösung dieser Aufgabe zusammenwirken. „Wir brauchen ein ‚Zukunftsprogramm Bildung’, das die organisatorischen und finanziellen Rahmenbedingungen schafft, diese 25 % schon in den nächsten drei Jahren zumindest zu halbieren. Wenn die zersplitterten Zuständigkeiten und Budgets am Lernort Schule zu einer integrierten, an den individuellen Problemlagen der Jugendlichen ausgerichteten Förderung gebündelt werden, geht
das ohne zusätzliches Geld“, legt Dr. Uwe Vetterlein die Position der hessischen IHKs dar. Die IHKs legen ein Konzept unter der Überschrift „Kapital Bildung“, vor in dem umfassend und in detaillierte Einzelvorschläge herausgearbeitet wird, was aus ihrer Sicht getan werden muss, um die Misere zu beheben. Kernpunkt ist eine schnelle Umsetzung tatsächlich selbstständiger Schulen, an denen auch die Programme und Hilfeleistungen aller anderen Fördereinrichtungen zusammenlaufen. Vor allem aber plädieren die IHKs dafür, die heute für Reparatur und Nachsorge ausgegebenen Millionenbeträge präventiv einzusetzen. „Diese ressort- und behördenübergreifende Bündelung der Kräfte wäre ein toller Beitrag von Land, Kommunen und Agentur für Arbeit zum Ausbildungspakt“, so Dr. Vetterlein.
Ausblick 2007
Die günstige wirtschaftliche Entwicklung wird sich weiterhin positiv auf den Ausbildungsmarkt auswirken. Die hessischen IHKs erwarten erneut eine leichte Steigerung des Angebots in Handel und Hotellerie/Gastronomie. Auch für Zuwächse in den Metall- und Elektroberufen gibt es positive Signale. Wachstumsmotor bleiben die Dienstleistungen, wie Logistikberufe, Fachkräfte für Schutz und Sicherheit sowie Berufe für Dialogmarketing.
Die hessischen IHKs verstärken ihre Werbung um Ausbildungsverträge, weil mit der hohen Zahl an Schulabgängern und der – an sich sinnvollen – Einführung von Studiengebühren mehr Jugendliche und hier insbesondere mehr Abiturienten eine Ausbildung anstreben. Daher ist auch im nächsten Jahr ein deutlicher Zuwachs an Angeboten nötig, damit jeder ausbildungsfähige und –willige Jugendliche versorgt werden kann.