Derzeit sind die Ölpreise aufgrund des weltweiten Konjunkturumschwungs wieder etwas zurückgegangen. "Nur eine kurzfristige Verschnaufpause. Der weltweite Energiehunger wird die Preise weiter nach oben treiben. Energiebedingte Kostensteigerungen gefährden bereits heute manches Unternehmen", betonte IHK-Hauptgeschäftsführer Heinrich Metzger in seiner Begrüßung. Hier bestehe akuter Handlungsbedarf.
Ein Aspekt, den auch IHK-Energieexperte Stefan Gölz unterstrich: "Gewerbekunden mussten im vergangenen Jahr Strompreissteigerungen zwischen 25 bis 75 Prozent verkraften." Um ihre Unternehmen zu unterstützen, hat die IHK deshalb jetzt ein breites Aktionsprogramm aufgelegt, das Firmen bei der Einsparung von Energiekosten unterstützen soll. Neben Beratungen zur Energieeffizienz, einem Energieeffizienz-Tag und dem Aufbau eines Internetportals zum Thema wird sie künftig auch Weiterbildungen zum Energiemanager anbieten. Energiesparen sei die Energiequelle, die jetzt am schnellsten erschlossen werden könne.
"Bis zu 35 Prozent Einsparungspotenzial" sieht Stephan Wachtel, Geschäftsführer von Kofler Energies, durch intelligente Maßnahmen in diesem Bereich. Das Münchner Unternehmen hat daraus ein Geschäftsmodell entwickelt. Kofler Energies übernimmt für seine Kunden die Optimierung und das Management der Energiebeschaffung, der Energieumwandlung und der Energieverteilung: Investitionen und Leistungen des Unternehmens werden dann ausschließlich aus den Einsparungen der Kunden refinanziert.
Trotz dieser erfreulichen Potenziale prognostiziert Stephan Kohler, Vorsitzender der Geschäftsführung der Deutsche Energie-Agentur (dena), Berlin, eine Stromlücke in Deutschland, wenn es beim Ausstieg aus der Kernenergie bleiben sollte. Knapp 20 Prozent weniger Strom würde 2020 dann in Deutschland gegenüber dem Jahr 2005 produziert.
Besonders stark betroffen von dieser Entwicklung wäre Baden-Württemberg. Hier liegt der Anteil von Atomstrom heute bei über 50 Prozent. "Für Wirtschaft und Verbraucher wäre es besser, wenn die Kernkraftwerke Neckarwestheim und Philippsburg länger am Netz bleiben", betonte denn auch Karl Greißing, Leiter der Abteilung Energie im Wirtschaftsministerium Baden-Württemberg. Wie Dr. Peter Fritz, Vorstand des Forschungszentrums Karlsruhe, sieht Greißing auch bei 40 Jahren Laufzeit keinen vernünftigen Grund, sich um die Sicherheit der deutschen Kernkraftwerke Sorgen zu machen. Regenerative Energien seien derzeit zum Atomstrom keine Alternative. "Es gibt in der Bevölkerung einen großen Unterschied zwischen dem gefühlten und tatsächlichen bestehenden Energiemix", so Dr. Fritz. "Im vergangenen Jahr kamen nur 0,3 Prozent unserer Stromerzeugung aus Solaranlagen. Jeder zweite Bundesbürger glaubt jedoch einer Allensbach-Umfrage zufolge, dass wir in zehn Jahren auf Windkraft und Sonnenenergie umstellen können."
Keine Alternativen zum Beibehalten der Kernkraft sieht auch Ekkehard Schneider, Vorstandssprecher der Südwestdeutsche Salzwerke, Heilbronn. "Bleibt es beim Ausstiegsbeschluss, müssten wir im Notfall Salinen schließen."
Dass der Atomausstieg den Standort Südwesten besonders hart treffen würde, macht auch Jürgen Lunemann, Werkleiter der Audi Neckarsulm, Sorgen: " Ich bin oft im Ausland unterwegs, auch in Ländern, in denen Stromknappheit herrscht. Dort wird der Strom dann ab und an stunden- oder gar tageweise abgestellt. Das können wir uns hier gar nicht mehr vorstellen."
"Eine sichere und zuverlässige Energieversorgung zu konkurrenzfähigen Preisen hat jahrzehntelang zu unserem wirtschaftlichen Erfolg beigetragen", betonte IHK-Hauptgeschäftsführer Heinrich Metzger zum Abschluss der Ver-anstaltung. Die Zukunft des Wirtschaftsstandort Deutschland dürfe nicht durch eine ideologiegesteuerte Energiepolitik aufs Spiel gesetzt werden.
Moderiert wurde das Podium durch Ulrike Hagenbuch, Leiterin des SWR-Studios Heilbronn.
Mehr zum Thema Energie gibt es auf der Homepage der IHK unter www.heilbronn.ihk.de, Rubrik Branchen, Energie.