"Heute schauen die Banken bei der Kreditvergabe viel genauer hin als vor Beginn der Wirtschaftskrise." Darauf machte Dr. Helmut Kessler, Stellvertretender Hauptgeschäftsführer der IHK Heilbronn-Franken, die 65 Teilnehmer gleich zu Beginn der Veranstaltung aufmerksam. Nicht selten scheitern Gründungen bereits daran, dass es den angehenden Unternehmern nicht gelingt, die Banken von ihrem Vorhaben zu überzeugen und an die gewünschten Kredite zu kommen.
Wie Gründer optimal in Finanzierungsgespräche gehen, verriet Günter Gosolits, Leiter des ExistenzgründerCenters der Kreissparkasse Heilbronn. Er empfahl, sich intensiv auf die Gespräche vorzubereiten und vor allem in den Businessplan entsprechend Zeit zu investieren. Dabei gehörten nicht nur die Idee und Strategie in das Konzept. "Gefragt sind neben einer Analyse der Chancen auch eine Einschätzung eventueller Risiken", so Gosolits. Die intensive Auseinandersetzung mit dem Businessplan rechne sich und käme nicht nur beim Gespräch mit den Banken zum Einsatz. Auch für Gespräche mit der Agentur für Arbeit, Finanzamt oder Steuerberater sei er interessant. "Das Gespräch mit der Bank ist Ihre erste unternehmerische Hürde. Präsentieren Sie sich und Ihr Konzept so, dass Ihr Ansprechpartner Vertrauen in den Erfolg des Vorhabens bekommt", sagte Gosolits.
Dieter Sigler, Teamleiter Bereich Durchleitungsgeschäft der L-Bank, zeigte die verschiedenen Fördermöglichkeiten seiner Bank für Gründer auf. In diesem Jahr hat die L-Bank allein bis Ende September im Bereich Starthilfe und Gründungs- und Wachstumsfinanzierung über 2 000 Darlehen mit einem Gesamtvolumen von 285 Mio. Euro vergeben. Im Bereich Starthilfe Baden-Württemberg, einem gemeinsamen Förderangebot der L-Bank mit der Bürgschaftsbank, werden Gründer beim Start und innerhalb von drei Jahren nach der Gründung mit einem Gesamtkapitalbedarf bis zu 150.000 Euro gefördert. Gründer erhalten dabei zinsverbilligte Darlehen bis zu 100.000 Euro, die Laufzeit beträgt acht Jahre. Besonders interessant: zwei Jahre sind tilgungsfrei. Aber auch zur Gründungs- und Wachstumsfinanzierung oder zur Überbrückung von Liquiditätsproblemen stehen entsprechende Programme zur Verfügung. "Anträge können jedoch nicht direkt bei uns eingereicht werden. Sie müssen über die Hausbank gestellt werden", betonte Sigler.
Die Bürgschaftsbank Baden-Württemberg ist eine Selbsthilfeeinrichtung der Wirtschaft zur Verbesserung der Finanzierungsbedingungen von kleinen und mittleren Unternehmen und von Existenzgründungen. Sie bürgt für aussichtsreiche Vorhaben, die sich betriebswirtschaftlich tragen. "Wir können fehlende Sicherheiten ersetzen, nicht aber eine fehlende Rentabilität", erklärte Michael Rieger, Regionalleiter der Bürgschaftsbank und der MBG Mittelständische Beteiligungsgesellschaft. Neben Existenzgründungen und Unternehmensnachfolgen bietet das Förderinstitut auch Bürgschaftsprogramme für bestehende Unternehmen. So können beispielsweise auch Erweiterungen oder Modernisierungen, Kosten für Markterschließungen und Betriebsmittelfinanzierungen begleitet werden. Die MBG Baden-Württemberg fördert zudem über das Prinzip der stillen Beteiligung. So war die MBG Ende 2008 an 1 117 Unternehmen mit einem Gesamtvolumen von 322 Mio. Euro beteiligt.
"Gründern stehen eine Vielzahl von Finanzierungsmöglichkeiten zur Verfügung. Eine intensive Beratung zum Gründungsvorhaben ist aber das A und O", erklärte Dr. Helmut Kessler zum Abschluss der Veranstaltung. "Nur rund 40 Prozent aller Gründer sind nach fünf Jahren noch am Markt aktiv. Bei Gründern, die sich im Vorfeld beispielsweise durch die IHK beraten lassen, liegt die Erfolgschance hingegen doppelt so hoch." Er machte den Teilnehmern Mut, Angebote der IHK und anderer Institutionen auch wahrzunehmen. Die Veranstaltung "Wissen worauf es ankommt - Gründungsfinanzierung in turbulenten Zeiten" fand im Rahmen eines bundesweiten IHK-Aktionstages statt.