Die Beweggründe, ein Unternehmen zu übernehmen, sind verschieden: die Einen haben den Wunsch, sich durch eine Übernahme selbständig zu machen, die Anderen übernehmen den traditionellen Familienbetrieb. Wie eine Übernahme von Erfolg gekrönt sein kann, das lernten die Teilnehmer beim Businessplanspiel. Als Instruktoren aus den verschiedensten Fachbereichen waren Wirtschaftsjunioren aus ganz Deutschland und Vertreter der WJD (Wirtschaftsjunioren Deutschland) angereist. In Vierer- und Fünfergruppen lernten die Übernehmer den Kaufpreis zu ermitteln, sie lernten Führungsstrategien nach einer Übernahme kennen, erstellten einen Businessplan und lernten Gesprächsstrategien für die Übernahmeverhandlung und für die Vorstellung des Bankengremiums kennen.
Sven Meinl war schon vorletztes Jahr beim Planspiel dabei und hat sein erlerntes Wissen bereits in die Tat umgesetzt. Als Ver-triebsleiter angestellt, hatte er sich eine neue Herausforderung gesucht und ein Nischen-Unternehmen zur Übernahme gesucht. Seine erste Adresse war dabei Jürgen Becker, IHK-Berater für Nachfolgeregelung. Über das "Matching", einer vertraulichen internen IHK-Nachfolgedatenbank, fand Becker ein passendes Unternehmen und vermittelte den potenziellen Käufer. "Es hat wunderbar gepasst", erzählt Meinl.
"Heute würde ich mich allerdings besser über die Marktposition des Unternehmens informieren", sagt der 34 Jahre alte Unter-nehmer. Von seiner Tätigkeit als Vertriebsleiter geprägt, beschritt er mit der Übernahme einer Eventagentur völlig neues Terrain.
Auch Jürgen Kutscher, Unternehmer aus Crailsheim, gab seine Erfahrungen an die Teilnehmer weiter. Tätig in der Geschäfts-leitung eines Konzerns wollte er sein Angestelltenverhältnis be-enden, um sein eigener Chef zu sein. Der Maschinenbau-ingenieur kaufte ein Unternehmen der Chemie-Branche und stand vor ähnlichen Problemen wie Meinl. Alle Mitarbeiter und damit auch Wissensträger hat er nach seinem Kauf vor sechs Jahren übernommen. Neben der IHK stand ihm während seinen Gesprächen auch noch ein Steuerberater zur Seite.
Die Praxisberichte gaben den Teilnehmern wichtige Impulse. "Ich verspreche mir von dem Businessplanspiel konkrete Kriterien zur Kaufpreisermittlung vor dem Kauf eines Unternehmens", sagt ein Manager aus der Baubranche. Als Teilhaber möchte sich der 39-Jährige in ein produzierendes Unternehmen im B-2-B-Bereich einkaufen.
Anders bei einem Speditionskaufmann. "Bei meinem Vater und meinem Onkel ist die Nachfolge nicht geklärt", führt er aus. Hilfe hat auch er sich bei Jürgen Becker geholt. Das Fuhrunter-nehmen seiner Familie befinde sich momentan in einer "Schieflage". "Macht es überhaupt Sinn die Firma zu übernehmen? Bietet sich mir hier eine Chance? - Auf diese Fragen hoffe ich hier eine Antwort zu bekommen", ergänzt der Teilnehmer.
"Der Praxisbezug der Veranstaltung hat sich bewährt", resümiert Jürgen Becker die zwei arbeitsintensiven Tage. Aufgrund der sehr positiven Erfahrungen mit dem Planspiel, soll es zu einem festen Bestandteil der jährlichen IHK-Veranstaltungen werden und einmal pro Jahr stattfinden. Als besonderen Mehrwert lobten die Teilnehmer das breite Beraterspektrum. Ob Steuer-, Finanz-, oder Marketingfragen - Experten aus allen Bereichen standen den Teilnehmern mit Rat und Tat zur Seite.