Trotz des Rückgangs neu abgeschlossener Ausbildungsverhältnisse konnte in der Region Heilbronn-Franken auch 2009 jedem Schulabgänger ein Angebot auf Ausbildung oder Qualifizierung gemacht werden. Die Partner des regionalen Ausbildungspaktes erkennen darin die großen Anstrengungen der Wirtschaft, ihrer Verantwortung gegenüber den Jugendlichen gerecht zu werden und gleichzeitig durch ihre Ausbildungsbereitschaft Vorsorge für den kommenden Fach- und Führungskräftemangel zu treffen.
Unternehmen stehen vor massivem Bewerbermangel
Das ist auch dringend notwendig. Denn seit 1997 ist die Zahl der in der Region eingeschulten Erstklässler von 11 275 um zirka 3 075 Schüler (- 27,3 Prozent) auf 8 200 gesunken. In den kommenden Jahren befürchten die Paktpartner einen massiven Bewerbermangel. Sie machen ihn anhand einer Modellrechnung fest: Im Jahr 2020 werden rund 8 200 Entlassschüler erwartet, 76,3 Prozent von ihnen (6 250 Jugendliche) sind voraussichtlich wie 2009 Haupt- und Realschüler. Heute werden Ausbildungsplätze zu 85,6 Prozent von Abgängern dieser Schularten besetzt. Bleibt das Angebot an Ausbildungsplätzen 2020 wie im vergangenen Jahr bei 7 300 und sollen wie heute die Ausbildungsplätze zum gleichen Prozentsatz von Haupt- und Realschülern gestellt werden, so müssten alle Haupt- und Realschüler mit einer dualen Ausbildung starten, damit alle Ausbildungsplätze besetzt werden können. Doch rund 60 Prozent aller Haupt- und Realschüler streben derzeit einen höheren Bildungsabschluss an. Besteht dieser Trend auch im Jahr 2020, so stehen dann lediglich 2 500 Entlassschülern, die ins Berufsleben starten, 6 250 Ausbildungsplätze gegenüber. Mehr als jeder zweite Ausbildungsplatz könnte nicht besetzt werden.
Frühere Schulabgänger profitieren von Entwicklung
Bereits heute nehmen die duale Ausbildung und die beruflichen Vollzeitschulen in der Region Heilbronn-Franken mehr Jugendliche auf als von allgemeinbildenden und beruflichen Vollzeitschulen abgehen. 2009 verließen 17 262 Jugendliche die Schulen. Während 7 304 Jugendliche mit einer dualen Ausbildung starteten, gingen 8 828 auf eine berufliche Vollzeitschule. Rund 4 000 Abiturienten begannen mit einem Studium oder Wehrdienst. Insgesamt kamen somit durch die duale Ausbildung oder die beruflichen Vollzeitschulen über 2 900 Jugendliche mehr unter als die Schule verlassen haben. Darüber hinaus haben 1 114 Jugendliche berufsvorbereitende Maßnahmen der Agenturen für Arbeit begonnen. Zusätzlich wurden rund 540 Praktikantenplätze angeboten. Damit profitieren Jugendliche und junge Erwachsene, die vor 2009 die Schule verlassen hatten, erheblich von der Entwicklung auf dem Ausbildungsmarkt. Rein rechnerisch standen ihnen 2009 über 4 560 Plätze zur Verfügung.
Auch die Entwicklung der Zahlen im Berufsvorbereitungs- und Berufseinstiegsjahr bestätigen diesen Trend. Gegenüber dem Schuljahr 2008/2009 sank hier die Zahl um 11,8 Prozent auf 1 215 Jugendliche.
"Nach wie vor ist aber eine erhebliche Anzahl von Jugendlichen trotz des Durchlaufens einer allgemeinbildenden Schule, einer beruflichen Vollzeitschule oder einer berufsvorbereitenden Maßnahme nicht ausbildungsreif", konstatieren die Paktpartner.
Paktpartner schlagen 6-Punkte-Programm vor
Um die Ausbildungssituation in der Region langfristig zu verbessern und dem Bewerbermangel vorzubeugen, haben die Paktpartner jetzt ein 6-Punkte-Programm vorgelegt. So soll die Berufsorientierung zwischen den Schulen und den Marktpartnern besser abgestimmt werden, um Ausbildungsmöglichkeiten in Unternehmen und deren vielfältige Perspektiven optimal zu vermitteln. Die Paktpartner werben zudem bei den Schulen dafür, verstärkt Partnerschaften mit Unternehmen einzugehen. Denn Jugendbegleiter oder andere Fachleute aus der Wirtschaft können den Schülern Inhalte aus der Berufswelt authentisch näherbringen.
Die Paktpartner appellieren an das Land, die Kinder durch Sprachdiagnostik und förderung bereits im Vorschulalter dazu zu befähigen, dass sie dem Unterrichtsgeschehen in der Grundschule von Beginn an folgen können.
Zudem müsse das Schulsystem in Baden-Württemberg eine hohe Durchlässigkeit gewährleisten, um den Veränderungen der Schüler in ihren Leistungen gerecht zu werden. Auch die Durchlässigkeit zwischen beruflicher und akademischer Bildung müsse weiter verbessert werden, indem beispielsweise die erbrachte Lernleistung im jeweils anderen Bildungsbereich anerkannt und angerechnet werde, so der Appell an Land und Bund. Nicht zuletzt müsse die Ausbildung im dualen System Priorität haben und dürfe nicht durch konkurrierende vollzeitschulische Angebote an Berufsfachschulen, Berufskollegs und beruflichen Gymnasien verdrängt werden.
Diese Medien-Info kann auch per Internet unter www.heilbronn.ihk.de/... abgerufen werden.