In den kommenden Jahren ist mit einer deutlichen Zunahme an Fachkräfteengpässen in Baden-Württemberg zu rechnen. Für die Jahre 2014 und 2015 erwarten die Studienmacher einen dramatischen Engpass. Er wird im Jahr 2014 voraussichtlich einen Mangel über 270.000 nichtakademischen und im Jahr 2015 einen Mangel von 34.000 akademischen Fachkräften in Baden-Württemberg mit sich bringen.
Die Ergebnisse der Rürup-Untersuchung bestätigen auch die Erkenntnisse aus der Studie "Zukunft Heilbronn-Franken", die die Prognos AG im Auftrag der IHK Heilbronn-Franken erstellt hat. Die Region Heilbronn-Franken verfügt über eine starke, exportorientierte und dynamische industrielle Basis. Der demografische Wandel hat Heilbronn-Franken aber früher erreicht als erwartet. Aufgrund sinkender Geburtenzahlen, Abwanderungstendenzen und einer verstärkten Bildungswanderung besteht die Gefahr, dass der Region die guten Köpfe ausgehen. Der von der IHK Heilbronn-Franken bereits im Jahr 2006 prognostizierte Mehr- und Ersatzbedarf an Ingenieuren und Naturwissenschaftlern von durchschnittlich 1.000 Personen pro Jahr wird jetzt von der Rürup-Studie sogar noch etwas höher eingeschätzt.
Ingenieurmangel in der Region Heilbronn-Franken
Der Studie zufolge nimmt der Fachkräftemangel in der Region Heilbronn-Franken ab 2012 stark zu und könnte im Jahr 2014 über 25.000 Personen umfassen. 2014 könnten in der Region dabei 1.800 Akademiker fehlen. Bis 2025 ist der Akademikermangel in der Region Heilbronn-Franken hauptsächlich auf fehlende Ingenieure zurückzuführen. Die im Jahr 2014 insgesamt fehlenden 1.800 Akademiker gehen fast ausschließlich auf diese Berufsgrup-pe zurück. Bereits heute fehlen - so die Studie - rund 400 Ingenieure. Insge-samt ist für die Berufsgruppe der Ingenieure in den Jahren bis 2025 ein durchgehender Fachkräftemangel zu erwarten.
"Der niedrige Anteil der Bevölkerung mit Hochschulreife verstärkt den Engpass an qualifizierten bzw. hoch qualifizierten Mitarbeitern in der Region", erklärt hierzu IHK-Hauptgeschäftsführer Heinrich Metzger. Zwar seien der Ausbau des Studienangebots und die dynamische Entwicklung der Studentenzahlen in den vergangenen Jahren Zeichen eines Aufholprozesses. "Trotzdem trägt die Region Heilbronn-Franken mit 6,6 Studierenden pro 1.000 Einwohner immer noch die rote Laterne in Baden-Württemberg. Es besteht deshalb weiterhin erheblicher Handlungsbedarf", so Metzger weiter. Die IHK hält deshalb an ihren mittelfristigen Zielvorstellungen zum Studienplatzangebot in der Region fest: 10.000 Studierende an der Hochschule Heilbronn, davon 7.000 in Heilbronn, 2.000 in Künzelsau und 1.000 in Schwäbisch Hall. Für die Duale Hochschule Baden-Württemberg Mosbach sind es 5.500 Studierende, davon 3.000 in Mosbach, 1.500 in Heilbronn, 1.000 in Bad Mergentheim.
Fachkräftemangel in nichtakademischen Berufen noch ausgeprägter
Im Bereich der nichtakademischen Berufe fällt der Rürup-Studie zufolge der Fachkräftemangel zahlenmäßig sogar noch wesentlich gravierender aus. Bis zum Jahr 2025 ist in der Region Heilbronn-Franken auch bei den nichtakademischen Berufen fast durchgehend mit einem Fachkräftemangel auf hohem Niveau zu rechnen. Im Jahr 2014 könnten bereits 23.000 nichtakademische Fachkräfte fehlen. Dabei wird es vor allem in den Branchen beratende und sonstige Dienstleistungen, Transport und Verkehr, Großhandel sowie im Bereich Elektrotechnik zu Engpässen kommen. Bei den Berufsgruppen übertrifft im Jahr 2014 der Fachkräftemangel bezogen auf die Fachkräftenachfrage in den Lager- und Transportberufen mit hoher Qualifikation die anderen Berufe.
Der Anteil der Bevölkerung mit Hauptschulabschluss liegt in unserer Region deutlich über dem Landes- und Bundesdurchschnitt. In der Konsequenz spielen die Lehr- oder Anlernausbildung sowie die Meister- oder Technikerausbildung in der Region eine größere Rolle als in Baden-Württemberg insgesamt. Deutliche Unterschiede im Qualifikationsniveau sind zwischen den Einwohnern mit und ohne Migrationshintergrund feststellbar. Jede zweite Person mit Migrationshintergrund kann keinen Berufsabschluss vorweisen. "Auch hier müssen wir ansetzen, wenn wir in Zukunft genügend Fachkräfte zur Verfügung haben wollen", betont IHK-Hauptgeschäftsführer Heinrich Metzger. Die Sprachförderung bereits im Kindergartenalter sowie die enge Zusammenarbeit von Unternehmen und Schulen, damit sich Jugendliche frühzeitig mit beruflichen Anforderungen und Chancen auseinandersetzen, seien unabdingbar. Darüber hinaus müssten die Unternehmen durch eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf und die permanente Qualifizierung ihrer Mitarbeiter dafür sorgen, dass die Beschäftigtenpotenziale langfristig optimal genutzt werden. "Dennoch bleibt eine weitere Erleichterung der Zuwanderung von qualifizierten Fach- und Führungskräften aus dem Ausland dringend notwendig", fordert Metzger von der Politik. Die IHK-Organisation selbst wird sich im Rahmen ihres Jahresthemas "Gemeinsam für Fachkräfte - bilden, beschäftigen, integrieren" in verschiedenen Veranstaltungen und Aktionen mit dem Megathema Fachkräfte auseinandersetzen.
Fachkräftemonitor ist Hilfsmittel für junge Menschen und Unternehmen
Der jetzt als interaktive Web-Anwendung vorliegende Fachkräftemonitor macht die mögliche Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt transparenter und bietet jungen Menschen und Unternehmen so wertvolle Informationen. Gerade für junge Menschen ist es oft leichter, sich mit einem elektronischen Werkzeug die Zukunft auszumalen, als dicke Bücher zu wälzen. Auch Unternehmen haben mit diesem Werkzeug die Chance, Beschäftigung und Weiterbildungsmaßnahmen besser zu bewerten und zu planen und somit fundiertere Entscheidungen zu treffen. Ebenso können Bildungseinrichtungen mithilfe der Plattform ihre Bildungsangebote besser auf die künftigen Anforderungen aus der Wirtschaft ausrichten.
Die Ergebnisse der Analyse sind in einer interaktiven Webanwendung kostenfrei auf der IHK-Homepage unter www.heilbronn.ihk.de/... abrufbar.