Rechtlich verbindliche Maßstäbe für die Bewertung eines Unternehmens gibt es nicht. "Jedes angewendete Verfahren ist nur die Basis für Verhandlungen. Auch weiche Faktoren spielen darüber hinaus eine große Rolle", betonte IHK-Hauptgeschäftsführer Heinrich Metzger bei seiner Begrüßung zur Veranstaltung "Was ist mein Unternehmen wert?" im Heilbronner Haus der Wirtschaft (IHK). Eine Tatsache, die auch Referent Norbert Korn unterstrich. Muss ein Unternehmen im Liquidations- oder Zerschlagungsfall bewertet werden, so fällt der Wert des Unternehmens deutlich geringer aus als im Normalfall. Markenstarke Unternehmen erzielten hingegen je nach Bewertungsmethode deutlich höhere Preise, so der Münchner Ex-Banker. Korn plädierte in seinem Vortrag für eine Bewertung von Unternehmen auf der Grundlage ihrer Verschuldungskapazität.
Welche Probleme bei der Unternehmensbewertung ganz praktisch auftreten, verdeutlichte eine anschließende Diskussionsrunde unter Leitung von IHK-Nachfolgemoderator Jürgen Becker.
"Wir haben im Rahmen einiger Firmenkäufe die Bandbreite von Unternehmensbewertungen kennengelernt", erzählte Bernd Schellenbauer, Kaufmännischer Geschäftsführer der Firma Schunk mit Sitz in Lauffen. "Die Preisvorstellungen weichen entsprechend bei Käufer und Verkäufer ab." Gefragt sei bei solchen Verhandlungen sowohl Fachkompetenz als auch soziale Kompetenz. "Oft", so Schellenbauer, "hängt der verkaufende Unternehmer auch mit ganzem Herzblut an der Firma. Denn immerhin geht es um sein Lebenswerk."
Dieter Betz hatte bereits zuvor versucht, verschiedene Firmen zu übernehmen, bevor er schließlich die ES Electronic Sensor GmbH in Heilbronn gekauft hat. "Mein Verkäufer war sehr gut vorbereitet. Das hat die Sache wesentlich erleichtert", so Betz. Tatsächlich konnte er einen Teil der Finanzierung der Unternehmensübernahme durch ein Verkäuferdarlehen refinanzieren, da der Verkäufer Vertrauen in den Weiterbestand des Unternehmens hat.
Mark Aberle wiederum übernahm die Leingartener Aberle Automation innerhalb der Familie im Rahmen einer Nachfolgeregelung. "Ich hätte nie gedacht, dass dies so viel Zeit in Anspruch nehmen würde", so der Geschäftsführer. Seine Empfehlung: ohne externe Berater geht es nicht. Zudem empfahl er, wie bei jedem anderen Projekt, auch einen Projektleiter und zusätzliche Mitarbeiter aus dem Unternehmen an den Tisch zu holen.
"Sprechen Sie frühzeitig mit Ihrer Bank über Ihre Vorstellungen zum Kauf oder Verkauf einer Firma und prüfen Sie gemeinsam das Konzept. Fragen Sie zudem regelmäßig, wenn möglich ein Mal pro Jahr, nach den von Ihrer Bank ermittelten Kennzahlen für Ihr Unternehmen", riet Michael Jung, Bereichsleiter BW Bank Unternehmenskunden Baden-Württemberg Nord-Ost dem 120-köpfigen Publikum. Die Kunst liegt für ihn seitens der Banken darin, die Nachhaltigkeit des Cash-Flows eines Unternehmens im intensiven Dialog mit den Kunden zu bewerten.
Diese Medien-Info kann auch per Internet unter www.heilbronn.ihk.de/... abgerufen werden.