Voraussichtlich 6.200 Ausbildungsplätze
„Mit anziehender Konjunktur steigt auch der Fachkräftebedarf in Industrie, Handwerk, Handel und Dienstleistungen“, stellt Gilke fest und rechnet deshalb allein im IHK-Bereich nochmals mit mindestens 3.400 neuen Ausbildungsplätzen. Im Handwerk werden es vermutlich auch mehr als 1.800 Lehrstellen sein, weitere 1.000 entfallen auf den öffentlichen Dienst und die freien Berufe wie Ärzte und Steuerberater.
Diesem Ausbildungsplatzangebot von über 6.200 Plätzen steht eine nur schwer zu berechnende Größe suchender Jugendlicher gegenüber. Die Agentur für Arbeit erwartet mehr als 8.000 Lehrstelleninteressenten. Unklar ist aber, wie intensiv beispielsweise die Abiturienten tatsächlich nach einem Ausbildungsplatz suchen. Auch über die Voraussetzungen der Bewerber (etwa ein schlechter Schulabschluss), kann derzeit noch niemand etwas sagen.
Erfolgreiches Instrument: Einstiegsqualifizierung
Jugendliche, die trotz des steigenden Angebotes im Herbst ohne Lehrstelle bleiben, können über die Einstiegsqualifizierung, einem anlässlich des Ausbildungspaktes neu geschaffenen Instruments, ins Berufsleben einsteigen. Bis zu 500 Plätze sollen 2007 in der Region angeboten werden, dies entspricht auch den Vorgaben des nationalen Ausbildungspaktes. Für etwa weitere 1.000 Schulabgänger kann die Agentur für Arbeit überbetriebliche Qualifizierungsmaßnahmen anbieten, um sie fit für Ausbildung zu machen.
Kritik an Schulämtern
Viele der offenen Fragen zur Bewerberseite ließen sich besser beantworten, wenn die Staatlichen Schulämter darüber Auskunft geben würden, wie viele Jugendliche das allgemeine und berufsbildende Schulsystem mit welchem Abschluss und welchen Absichten verlassen, bedauert Claus Gilke. Nur das Staatliche Schulamt Bergstraße/Odenwald hat diese Zahlen detailliert bereitgestellt. Daraus ist beispielsweise ablesbar, dass mehr als ein Drittel der Absolventen aus den Haupt- und Realschulen von vorne herein einen weiteren Schulbesuch anstrebt und dass ein weiteres Drittel aller Lehrstellenbewerber bereits eine berufsbildende Schule besucht. Damit diese wichtigen Zahlen auch flächendeckend vorliegen, fordert die IHK die hessische Kultusministerin Karin Wolff auf, hier alle Schulämter nach dem Vorbild Bergstraße/Odenwald anzuweisen. „Nur so kann die Zahl der Ausbildungsplatzsuchenden relativ realistisch eingeschätzt werden“, sagt Gilke.
Problemgruppe Altbewerber
Wem der Einstieg in die berufliche Qualifizierung nicht gelingt, zählt am Ende zu den sogenannten Altbewerbern, das sind Jugendliche unter 25 Jahren ohne Ausbildungs- oder Arbeitsstelle. Für die Betreuung sind in Südhessen fünf verschiedene Einrichtungen zuständig. Entsprechend sind die Zahlen nur schwer zu bekommen.
Einen regulären Ausbildungsplatz zu erhalten, ist für diese Personen schwierig, darin waren sich die Teilnehmer der Ausbildungskonferenz einig. Eine Chance bieten Qualifizierungsbausteine. Sie vermitteln berufliche Fertigkeiten und Kenntnisse „in kleinen Häppchen“ und über einen längeren Zeitraum. Da sie systematisch aus Ausbildungsinhalten abgeleitet werden, können diese Bausteine eine berufliche Qualifikation schaffen. Noch aber – so das Ergebnis der Diskussion – fehlt es an Wegen, Altbewerber und Bausteine zusammen zu bringen.
Mehr Informationen und die Lehrstellenbörse der IHK im Internet unter www.darmstadt.ihk24.de/...