Die wesentlichen Ergebnisse werden nachfolgend in der Zusammenfassung dargestellt.
Gesamttendenz: Konjunkturklima etwas verbessert, Geschäftserwartungen leicht aufgehellt
Industrie: Lagebewertungen im Vorleistungs- und Investitionsgüterbereich noch verhalten, Export- und Geschäftserwartungen jedoch wieder positiver
Baugewerbe: Lageeinschätzungen per Saldo noch im positiven Bereich, mittelfristig Auftragszuwächse erwartet
Handel: Gute Stimmungslage im Großhandel, Einzelhandel zieht gemischte Bilanz aus Jahresendgeschäft
Gastgewerbe: saisonal typische Abkühlung des Konjunkturklimas
Verkehrsgewerbe: Gesamtbild weiter uneinheitlich: Lagebewertungen relativ gut, Erwartungswerte tendieren weiter ins Minus
Dienstleister: leicht rückläufige Auftragseingänge dämpfen Lagebewertungen, Geschäftserwartungen vorerst noch knapp im negativen Bereich
Lage und Erwartungen insgesamt
Die Wirtschaft des nördlichen Sachsen-Anhalt verzeichnet im 4. Quartal 2012 keine Fortsetzung der konjunkturellen Abkühlung, vielmehr zeigen sich wieder erste - wenn auch vorsichtige - Aufwärtstendenzen in einzelnen Branchen. Der Gesamtindex des Konjunkturklimas verbessert sich im Vergleich zum Vorquartal um 5 Punkte und erreicht einen Wert von 108 (möglicher Maximalwert: 200).
Ursächlich für diese aktuelle Entwicklung ist eine Aufhellung der Geschäftserwartungen, hier vor allem im Industriebereich. Die Industrie wirkt auch stabilisierend auf die Einschätzungen zur aktuellen Geschäftslage, im Zusammenspiel mit vergleichsweise guten Bewertungen aus dem Bau-, Verkehrs- und Dienstleistungsgewerbe. Ein konjunkturell positives Signal bieten zudem auch die Exporterwartungen der Industrie, die nach Stagnation in den letzten Quartalen zum Jahresende 2012 wieder spürbar angezogen haben. Die Investitionsabsichten sind derzeit über alle Branchen nur sehr gering ausgeprägt. Die Beschäftigungspläne entwickeln sich zumindest in den Kernbranchen Industrie und Dienstleistungsgewerbe aktuell wieder positiv.
Lage und Erwartungen in den Branchen
Industrie
Die Einschätzungen zur Geschäftslage der Industrieunternehmen zeigen zum Jahresende in der Gesamtbetrachtung kaum Veränderungen. Der entsprechende Saldo erreicht über alle Branchen einen Wert von +33, nach +35 im Vorquartal. Insbesondere die Vorleistungsund die Investitionsgüterproduzenten bleiben in ihren Lagebewertungen noch verhalten. In beiden Teilbranchen entwickeln sich die Auftragseingänge nach wie vor rückläufig - mit Ausnahme der Auslandsaufträge im Investitionsgüterbereich, die ein kleines Plus aufweisen.
Parallel zur negativen Auftragsentwicklung berichtet jeder dritte Vorleistungs- und Investitionsgüterhersteller von geringeren Umsätzen. Der Konsumgüterbereich hingegen hebt sich im positiven Sinne ab: Auftragseingänge (sowohl aus dem Inland als aus dem Ausland) und Umsätze haben hier im 4. Quartal 2012 deutlich zugelegt, demzufolge zeigen sich in dieser Teilbranche auch 45 Prozent der Befragten zufrieden mit dem gegenwärtigen Geschäftsverlauf.
Legt man die aktuellen Geschäftsprognosen der befragten Unternehmen zugrunde, wird die Industriekonjunktur in absehbarer Zeit wieder deutlich anziehen. Insbesondere die Investitionsgüterproduzenten verbreiten Optimismus - hier steigt der Saldo der Geschäftserwartungen von -15 im Vorquartal auf einen Wert von +21! Die Umsatzerwartungen tendieren in allen drei Teilbranchen deutlich ins Positive. Auch die Exporterwartungen, die zuletzt stagniert hatten, haben sich wieder sichtlich aufgehellt - im Saldo von +3 auf +14. Die Investitionsneigung erholt sich nur langsam, hier ist erst mit anziehender Konjunktur wieder ein echter Aufwärtstrend zu erwarten. Die Beschäftigungspläne deuten möglicherweise auf ein Ende der
"Konjunkturdelle": nach negativem Saldowert von -4 im Vorquartal erreichen sie aktuell einen Wert von +12. Es bleibt die Frage, ob der regionale Arbeitsmarkt diese potenziell steigende Nachfrage nach Arbeitskräften vollumfänglich bedienen kann.
Baugewerbe
Die vergleichsweise milde Witterung zum Jahresende hat sicher dazu beigetragen, dass im Baugewerbe noch einiges an Aufträgen abgearbeitet werden konnte. Die Lagebewertungen der Branche erleben nicht den sonst saisontypischen Einbruch, im Gegenteil: der Saldowert bewegt sich im 4. Quartal 2012 mit +6 sogar noch im positiven Bereich. Für diesen Trend sind in erster Linie der Hochbau und das Ausbaugewerbe verantwortlich.
Saisontypischer ist die Tendenz bei den Auftragseingängen: 61 Prozent der befragten Bauunternehmen vermelden hier eine rückläufige Entwicklung. Die Auftragsreichweiten haben sich deutlich in den kurzfristigen Bereich verschoben.
Der Blick ins neue Jahr bleibt zunächst verhalten: die Geschäftsprognosen der regionalen Bauwirtschaft liegen per Saldo bei einem Wert von -23. Mittelfristig erwartet die Branche aber Zuwächse im Wohnungsbau und - bei entsprechender Aufhellung der Konjunktur - auch im Wirtschaftsbau. Die eigenen Investitionspläne bleiben aber nach wie vor verhalten, auch die Beschäftigungspläne verharren unverändert im Minus.
Handel
Gemäß den aktuellen Konjunkturdaten zieht der regionale Einzelhandel einer eher gemischte Bilanz aus der Jahresendsaison: keine signifikanten Umsatzsteigerungen, der Saldo der Lage einschätzungen erreicht nur einen leicht positiven Wert von +3. Das Weihnachtsgeschäft verlief dabei innerhalb der Branche unterschiedlich: der Elektronikfachhandel beispielsweise zeigte sich durchaus zufrieden, während Teilen des Textileinzelhandels die Konsumzurückhaltung aufgrund der milden Witterung zu schaffen machte.
Der Großhandel hingegen hat sich wieder erholt: die Lagebewertungen hellen sich hier deutlich auf und erreichen im Saldo einen Wert von +39.
Der Einzelhandel hat seine Umsatzerwartungen zum Jahreswechsel nach unten angepasst, auch im Großhandel sind die Umsatzprognosen eher gedämpft. Daraus resultiert eine Eintrübung der Geschäftserwartungen insgesamt, von +3 im Vorquartal auf aktuell -10. Die Investitionsbereitschaft bleibt relativ unverändert, allerdings auf recht niedrigem Niveau. Die Beschäftigungspläne der Handelsunternehmen tendieren inzwischen deutlich ins Minus.
Gastgewerbe
Im Gastgewerbe haben sich die Lagebewertungen abgekühlt - für die Nebensaison nicht untypisch: der Saldowert sinkt von +22 auf +10. Die Auslastung der Beherbergungskapazitäten ist aktuell leicht gesunken. Immerhin zeigt sich aber noch jeder dritte Hotel - und Pensionsbetrieb und jeder vierte Gastronom vergleichsweise zufrieden mit dem gegenwärtigen Geschäft.
Die Geschäftsprognosen der Hoteliers und Gastronomen für die kommenden Monate haben sich wieder aufgehellt, jedoch verharren sie mit einem Wert von -8 noch im negativen Bereich. Die Investitionsneigung ist in der Branche aktuell nur äußerst gering ausgeprägt, dafür haben sich die Beschäftigungsabsichten stabilisiert.
Verkehrsgewerbe
Die Umfrageergebnisse aus dem Verkehrsgewerbe bestätigen das uneinheitliche Bild, das sich in dieser Branche bereits durch das gesamte Jahr 2012 zog und das es schwer macht, einen eindeutigen Konjunkturverlauf zu definieren. Die Ertragslage wird, nicht zuletzt aufgrund der Preisentwicklungen, weiterhin überwiegend negativ eingeschätzt. Die Umsätze sind im Vergleich zum 3. Quartal 2012 aber weitestgehend stabil geblieben. Insgesamt schätzen die Unternehmen des regionalen Verkehrsgewerbes ihre Geschäftslage überwiegend gut ein - der entsprechende Saldowert erreicht +24.
Das Verkehrsgewerbe hat zwar seine Umsatzprognosen aktuell wieder nach oben korrigiert, die Geschäftsaussichten der Branche insgesamt bleiben aber mit einem Saldowert von -27 weiterhin trübe. Investitionsplanungen sind noch ganz überwiegend auf Eis gelegt. Die Beschäftigungspläne verharren, wie schon in den Quartalen zuvor, im Minus. Unabhängig davon weisen Experten schon seit längerem auf das zunehmende Problem hin, Nachwuchskräfte für den Einsatz im Güterverkehr zu gewinnen.
Dienstleistungsgewerbe
Der Stabilitätsanker Dienstleistungsgewerbe zeigt im 4. Quartal leichte konjunkturelle Schwächen.
Sowohl unternehmensbezogene als auch personennahe Dienstleister vermelden zwar eine stabile Umsatzentwicklung, jedoch signifikante Einbußen bei den Auftragseingängen. Der Gesamteffekt bewirkt einen kleinen Dämpfer bei den Lagebewertungen: von +41 im Vorquartal sinkt der entsprechende Saldo auf +33 - im Vergleich zu anderen Branchen aber ein nach wie vor recht guter Wert.
Der Trend rückläufiger Umsatzerwartungen in der Dienstleistungsbranche verfestigt sich nicht weiter: 34 Prozent der Befragten rechnen hier wieder mit Zuwächsen. Dennoch bleiben die Geschäftserwartungen vorerst noch knapp im negativen Bereich (Saldowert: -4). Diese Tendenz zeigt sich mehrheitlich bei den unternehmensnahen Dienstleistern. Die Investitionsbereitschaft der Branche bleibt unter diesen Umständen verhalten. Die Beschäftigungspläne des Dienstleistungsgewerbes haben sich, ähnlich wie in der Industrie, wieder aufgehellt und liegen aktuell mit einem Wert von +14 wieder sichtbar im positiven Bereich.