„Es gibt Alternativen zu vorschnellen Stundenstreichungen in den Kernfächern“, macht Olbricht eigene Vorschläge, dem Lehrermangel zu begegnen. „Die IHK Magdeburg sieht diese u.a. in der Verbesserung der Bewerbungsmöglichkeiten für Lehrer in Sachsen-Anhalt. Seit Jahren sichtbare und verhältnismäßig einfach abstellbare handwerkliche Fehler im Bewerbungsverfahren wie langsames Feedback und stark verzögerte Zusagen verschärfen den bundesweiten Wettbewerb um das knappe Lehrerpersonal zu Ungunsten von Sachsen-Anhalt.“ Eine weitere Maßnahme wäre auch die Einbindung von Lehramtsstudenten schon vor dem Referendariat im Unterricht an den Schulen zur Unterstützung der Lehrerschaft und zur Theorie-Praxis-Verknüpfung im Studium.
Ein noch größeres Potenzial bietet die standardisierte Implementierung von digitalen Unterrichtsinhalten und Blended-Learning Unterrichtsangeboten, betonte der Präsident. Zukunftsfähige Konzepte zur Digitalisierung im Unterricht können auch langfristig mangelnde Lehrerkapazitäten kompensieren. „Wir brauchen diese Konzepte und deren Umsetzung durch die Landespolitik, Schulträger und Schulen schnellstmöglich. Auch nach den Sommerferien ist die verlässliche Aufnahme des Präsensunterrichts an den Allgemeinbildenden und den Berufsbildenden Schulen noch nicht garantiert“, erklärte Olbricht abschließend.
Hintergrund
Mit dem Runderlass des Bildungsministeriums vom 20.5.2020 - 24-82000 hat Bildungsminister Marco Tullner (CDU) veranlasst, den 170 Sekundar- und Gemeinschaftsschulen im Land zum neuen Schuljahr die Stundentafel für Fächer wie Deutsch, Mathe und Physik zu kürzen. An Sekundar- und Gemeinschaftsschulen ist die Unterrichtsversorgung mit 92,3 Prozent unterdurchschnittlich. Mit den geplanten Stundenkürzungen hätten Sekundarschüler etwa 15 Prozent weniger Unterrichtsstunden als noch vor fünf Jahren.
Die IHK Magdeburg hat im September 2019 ein Positionspapier „Bildungspolitische Forderungen der IHK Magdeburg mit 60 Forderungen zur Reformierung des Bildungssystems veröffentlicht.