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IHK Magdeburg verleiht Forschungspreis 2015

(PresseBox) (Magdeburg, )
Die Industrie- und Handelskammer Magdeburg hat hervorragende wissenschaftliche Leistungen, die an der Universität „Otto-von-Guericke“ Magdeburg sowie in den Hochschulen Magdeburg-Stendal und Harz erbracht worden sind, mit jeweils einem Forschungspreis 2015 ausgezeichnet. Die Laudatio auf alle Preisträger hielt Prof. Dr. Armin Willingmann, Präsident der Landesrektorenkonferenz Sachsen-Anhalt und Rektor der Hochschule Harz, im Rahmen der Veranstaltung „Industriedialog Ost“ in der IHK Magdeburg.

Preisträger der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg ist 2015 Dr. David Schmicker mit seiner Dissertationsschrift „A holistic approach on the simulation of rotary friction welding“.

Diese thematisiert einen neuartigen Ansatz zur numerischen Simulation des Rotationsreibschweißprozesses. Dieses Verfahren dient zum zusatzlosen Fügen von Werkstücken von gleich- und ungleichartigen Materialien und basiert auf eine nur durch Reibung induzierte Erwärmung der Schweißpartner. Das Verfahren wird zahlreich in der Industrie eingesetzt, insbesondere bei kraftübertragenden Bauteilen wie Gelenkwellen, Nockenwellen, Kolbenstangen, Ventilen, Turbinenrädern, Getriebeteilen und Bohrern zum Beispiel. Bedingt durch die immer kürzeren Produktentwicklungszeiten und den parallel stetig steigenden Kostendruck, ist es in der Industrie ein immer stärkeres Bestreben Produktionsprozesse, wie das Reibschweißen, computergestützt abzubilden. Neben der Einsparung von kostenintensiven Versuchen, lässt sich über solche numerische Hilfsmittel der Produktentwicklungsprozess maßgeblich beschleunigen, welches eine wesentliche Voraussetzung für die nachhaltige Entwicklung der Wirtschaft ist.

Der Aufgabe, solch ein Werkzeug für den Rotationsreibschweißprozess zu entwickeln, hat sich Dr. David Schmicker am Anfang seiner 4-jährigen Promotionszeit gestellt. Ausgehend vom neusten Stand der Technik unter anderem auf Gebieten der technischen Mechanik, Mathematik, Numerik, Kontinuumsmechanik, Thermodynamik, Tribologie, Umform- und Werkstofftechnik, wurden neuartige Ansätze entwickelt und kombiniert, welche bereits heute die praktische Anwendung dieses Verfahrens in der Industrie ermöglichen. Wesentliche Erkenntnisse seiner Arbeit sind der Carreau-Fluid Ansatz zur Beschreibung des plastischen Materialverhaltens, die Implementierung von impliziten Methoden zur Finite-Elemente Netzerstellung, das Reibgesetz, ein effektives Verfahren zur Gewinnung der Materialparameter und die Ausarbeitung von zahlreichen, industriellen Anwendungsfeldern der Reibschweißsimulation. Letztere umfassen zum Beispiel die Prädiktion der Wulstform und Bauteilverkürzung, die computergestützte Bestimmung geeigneter Maschinenparameter, die Modellierung der Verbindungs- und Gefügeeigenschaften, sowie die Optimierung dieses komplexen Prozesses. Die auf Englisch geschriebene Arbeit genießt weltweit eine hohe Aufmerksamkeit durch Veröffentlichungen in international angesehenen Journals und Präsentationen auf Fachtagungen unter anderem in Barcelona, Singapur und Peking.

Die wirtschaftliche Relevanz - insbesondere für den Standort Sachsen-Anhalt - wird anhand des Netzwerkes, in welchem die Promotionsarbeit von Herrn Schmicker entstand, deutlich. So trug die Nähe zu den Praktikern des Verfahrens bestehend aus dem Reibschweißmaschinenbau (H&B OMEGA Europa GmbH), der Prozessentwicklung und -validierung (InKRAFT GmbH) bis hin zu den Anwendern (IFA Rotorion Holding GmbH) zu einem nicht unwesentlichen Teil zu dem Erfolg dieser Arbeit bei. Auch die interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen den Hochschuleinrichtungen der Otto-von-Guericke Universität Magdeburg, der Hochschule Magdeburg-Stendal und des Instituts für Kompetenz in Automobilität (IKAM) prägen den Charakter dieses Forschungsschwerpunktes. In bereits jetzt schon initiierten Kooperationsprojekten zwischen der Universität Magdeburg und der Automobilindustrie (OEMs), werden die Forschungstätigkeiten von Dr. David Schmicker und jüngeren Kollegen fortgesetzt, welches die nachhaltige Stärkung des Wissenschafts- und Industriestandortes Sachsen-Anhalt unterstreicht.

Preisträger der Hochschule Magdeburg-Stendal ist 2015 Hannes Krüger mit seiner Bachelorarbeit zum Thema “Beschleunigung der Festigkeitsentwicklung flugaschehaltiger Mörtel“.

Ein erhöhter Einsatz von Flugaschen als Hauptbestandteil von Zement kann Ressourcen schonen, Energie sparen und die Emissionen reduzieren. Flugasche ist ein anorganischer Stoff, welcher bei der Verbrennung von fein gemahlener Kohle bei der Stromerzeugung als Begleitprodukt anfällt, daher hat deren Verwendung nicht nur einen ökologischen Nutzen, sondern bietet auch ökonomische Vorteile. Problematisch ist die geringe Frühfestigkeitsentwicklung im Beton durch die spät einsetzende puzzolanische Reaktion der Flugaschen und den verringerten Klinkeranteil im Zement.

Das Ziel dieser Bachelorarbeit war die Untersuchung der Festigkeitsentwicklung flugaschehaltiger Mörtel. Inwieweit es möglich ist, durch eine schrittweise prozentuale Erhöhung des Flugascheanteils, normgerechte Mörtel mit vorhersagbarer Performanz zu entwickeln. Zudem wurde analysiert, welchen Einfluss ein Erhärtungsbeschleuniger im Vergleich zur Referenzmischung hat. Die ausgewählten Prüfverfahren für Zement wurden nach den gültigen DIN-Normen durchgeführt, dabei wurde ein CEM I 42,5 N verwendet. Nach Auswertung der Untersuchungsergebnisse ist der Einsatz von Flugaschen als Sekundärbindemittel möglich, dieser Anwendungsbereich befindet sich zwischen einem Flugaschegehalt von 25 bis 50 M.-%. Allgemein führte die Erhöhung des Flugaschegehaltes zu niedrigeren Festigkeiten. Der Erhärtungsbeschleuniger erhöhte die Anfangsfestigkeiten (bis zu einem Flugaschegehalt von 50 M.-%) deutlich, bei weiterer Erhöhung wirkt sich der Einsatz negativ auf die Festigkeitsentwicklung aus. Mit zunehmenden Flugaschegehalten verzögerte sich auch der bautechnische relevante Erstarrungsbeginn, wobei die Rezepturen mit Erhärtungsbeschleuniger im Vergleich zu den Referenzmischungen einen deutlich früheren Erstarrungsbeginn aufwiesen. Der Wirkungsgrad der Reaktivität der Flugaschen ist mit Hilfe alternativer Aktivatoren in Folgeprojekten zu untersuchen.

Der Preisträger der Hochschule Harz ist 2015 Fabian Degen mit seiner Masterthesis „Kundenzentrierte Analyse der Kaufentscheidungskriterien auf dem deutschen Fachbuchmarkt - Aufdeckung von Defiziten in Angebot und Erwartung“.

Zentrale Zielstellung der Arbeit ist, auf welcher Basis Konsumenten ihre Kaufentscheidung für ein bestimmtes Fachbuch fällen. Der Autor stellt hier die Frage, ob ausschließlich inhaltliche Aspekte im Fokus stehen oder ob mittlerweile Zusatzangebote, wie multimediale Bestandteile, weitere Erscheinungsformen (E-Books) oder begleitende Internetangebote, eine Entscheidung beeinflussen. Weiterhin wird die Wirkung weicherer Faktoren, wie bspw. Haptik, Gestaltung und Umfang, im Rahmen der Arbeit untersucht. Zu diesem Zweck wurden die genannten Faktoren im Rahmen einer Onlinebefragung untersucht. Aufbauend auf den Ergebnissen des empirischen Teils wurde ein Modell aufgestellt, das es ermöglichte, die Qualität eines Fachbuches und ihre einzelnen Aspekte detailliert aus Kundensicht zu beschreiben. Weiter erfolgte eine Betrachtung der Informations- und Kommunikationswege entlang des Prozesses der Bucherstellung bis hin zum Verkauf an den jeweiligen Konsumenten. Hierbei wurden Defizite herausgearbeitet. Diese zeigten deutlich auf, dass ein potentieller Konsument nur unzureichend bzw. nur unter persönlichen Anstrengungen an die Informationen gelangen kann, die er für das Treffen seiner Kaufentscheidung heranziehen möchte. Den Abschluss der Untersuchung bildet ein umfangreicher Abschnitt, der sich der Lösung dieses Kommunikationsproblems widmet. Es werden verschiedene Ansätze aufgezeigt und bewertet, die herangezogen werden können, um eine bessere Verständigung von Autoren und Konsumenten zu ermöglichen. Ein besonderes Augenmerk wird hier auf die Bereiche Lean Publishing und Social Media gelegt. Auch werden verschiedene Verlagsformen und die Möglichkeit des Selfpublishing bei der Bewertung berücksichtigt. Die Arbeit richtet sich somit vor allem an Autoren, um ihnen bei neuen Projekten Denkanstöße zu liefern, wie sie sich von der grauen Masse abheben und kundenorientierter an ihren Werken arbeiten

Hintergrund Forschungspreis: Seit dem Jahr 2002 schreibt die IHK Magdeburg jährlich einen Forschungspreis für die Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg sowie die Hochschulen Magdeburg-Stendal und Harz aus, der mit jeweils 1.500 Euro dotiert ist. Mit diesem Preis sollen wissenschaftliche und anwendungsorientierte Arbeiten ausgezeichnet werden, die einen Beitrag zur zukünftigen Entwicklung der gewerblichen Wirtschaft leisten und an der Universität „Otto-von-Guericke" Magdeburg und den Hochschulen Magdeburg-Stendal bzw. Harz erstellt wurden.

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