Carola Schaar, Präsidentin der IHK Halle-Dessau, betonte: "Es ist erfreulich, dass wir insgesamt auf ein recht gutes Jahr 2014 zurückblicken können. Allerdings zeigen die eingetrübten Erwartungen eine deutliche Verunsicherung vieler Unternehmen, zu der falsche politische Weichenstellungen maßgeblich beigetragen haben." Nach wie vor seien viele Unternehmen besorgt wegen hoher und mittelfristig wohl weiter steigender Strompreise. Hinzu kämen Belastungen durch die Arbeitsmarkt- und Rentenpolitik: "Die überstürzt eingeführte Rente mit 63 führt jede planvolle Personalpolitik ad absurdum. Denn viele hoch qualifizierte und erfahrene Fachkräfte scheiden nun kurzfristig aus dem Arbeitsleben aus und die Betriebe können diese Lücken so schnell nicht schließen. Das kostet Beschäftigung und Wertschöpfung. Aber dafür kann man nicht die einzelnen Arbeitnehmer verantwortlich machen, sondern verantwortlich ist die Politik, die diese Maßnahme beschlossen hat", so Schaar. Hinzu kämen neue Beschäftigungshürden durch den gesetzlichen Mindestlohn. "Nach einem Jahr mit Rekordbeschäftigung hat die Politik alles getan, damit der positive Trend am Arbeitsmarkt nicht anhält. Die Beschäftigungspläne der Unternehmen haben sich bereits deutlich eingetrübt. Leider müssen wir befürchten, dass vor allem Berufseinsteiger und gering Qualifizierte es in Zukunft deutlich schwerer haben werden."
Rolf Lay, Vizepräsident der IHK Magdeburg, ergänzte: "Leider erfasst die konjunkturelle Abwärtsbewegung mittlerweile auch die Industrie, die allein immerhin für ein Fünftel der Bruttowertschöpfung im Land steht." Rückläufige Auftragseingänge nicht zuletzt auch aus dem Ausland hätten dazu geführt, dass die befragten Industrieunternehmen ihre Exporterwartungen im Jahresverlauf 2014 kontinuierlich nach unten korrigiert hätten. "In den letzten beiden Quartalen des vergangenen Jahres verzeichneten die Erwartungen an das Exportgeschäft im Saldo sogar Minuswerte - eine solche Situation gab es zuletzt Mitte des Krisenjahres 2009", so Lay. Die inzwischen vorliegenden Strukturdaten zu Auslandsumsatz und Exportvolumen der sachsen-anhaltischen Industrie von Januar bis Oktober 2014 würden diesen Befund stützen. In Bezug auf das Auslandsgeschäft schlug Lay, wie zuvor Präsidentin Schaar, einen Bogen zum Thema Politik: "2014 war ein Jahr, in dem neben konjunkturellen vor allem auch politische Entwicklungen die Außenhandelstätigkeit stark beeinflusst haben." Der Vizepräsident nannte hier als beherrschendes Thema die Ukraine-Krise, deren ökonomische Auswirkungen das osteuropäische Land in eine tiefe Rezession geführt hätten. Die politisch verhängten Sanktionen gegen Russland und das eingebrochene Ukraine-Geschäft hätten nicht zuletzt auch für die sachsen-anhaltischen Unternehmen, die traditionell eng mit dem osteuropäischen Wirtschaftsraum verbunden sind, deutlich negative Auswirkungen nach sich gezogen.
Hintergrund: Die Landesarbeitsgemeinschaft der beiden Industrie- und Handelskammern in Sachsen-Anhalt (LAG) besteht seit 1997 und vertritt die Interessen von über 100.000 Unternehmen der gewerblichen Wirtschaft in Sachsen-Anhalt. Die Landesarbeitsgemeinschaft führt Umfragen unter ihren Mitgliedsunternehmen durch, erarbeitet fachliche Stellungnahmen und vertritt das Gesamtinteresse der Unternehmen gegenüber Politik, Verwaltung und Öffentlichkeit.