Die gute Stimmung geht im Wesentlichen auf die außerordentlich guten Bewertungen der Geschäftslage zurück: Der Saldo aus guten und schlechten Lagebewertungen erreichte im vierten Quartal 2011 mit 42 Prozentpunkten sogar einen Spitzenwert. Weniger günstig fielen die Geschäftserwartungen aus. "Diese Diskrepanz ist einerseits logisch: Schließlich kann es nicht ewig weiter in diesem Tempo bergauf gehen. Hier werden aber auch wachsende Sorgen im Zusammenhang mit der Staatsschuldenkrise im Euroraum deutlich", so Carola Schaar, Präsidentin der Industrie- und Handelskammer Halle-Dessau. Dennoch fielen die konkreten Beschäftigungspläne der Unternehmen 2011 etwas günstiger aus als im Vorjahr. Auch die Investitionspläne entwickelten sich relativ stabil, wenngleich zum Jahresende ein leichter Rückgang zu verzeichnen war. "Die regionale Wirtschaft konnte den Konjunktursorgen im Euroraum bislang trotzen. Viele Unternehmen beklagen aber steigende Kosten für Energie und Rohstoffe. Angesichts der Herausforderung 'Energiewende' ist es wichtig, dass der Dreiklang aus umweltschonender, zuverlässiger und bezahlbarer Energieversorgung gewahrt bleibt."
Lob für die Politik gab es für das sogenannte "Innovationsassistenten-Programm", das Unternehmen den Zugang zu externer Forschung und Entwicklung erleichtert. Kritisch sieht die Wirtschaft hingegen die Einführung des Wassercent, den Expansionsdrang öffentlicher Betriebe und die geplante Überfrachtung des Vergaberechts mit sachfremden Kriterien. Hierzu betont Klaus Olbricht, Präsident der IHK Magdeburg: "Die Industrie- und Handelskammern lehnen die Aufnahme solcher willkürlich gewählter Zusatzkriterien in die Vergabeentscheidung grundsätzlich ab. Auf diese Weise werden all jene Unternehmen des regionalen Mittelstands diskriminiert, die diese Auflagen nicht erfüllen können, auch wenn sie als fachkundige, leistungsfähige, gesetzestreue und zuverlässige Unternehmen gelten dürfen."
Die wichtigsten Ergebnisse des Konjunkturberichts:
Industrie bleibt Motor des Aufschwungs: Die Stimmung in der Industrie verbesserte sich in der ersten Jahreshälfte 2011 weiter: Mit 34,2 Punkten erreichte der Geschäftsklimaindex für die Branche im zweiten Quartal 2011 einen Spitzenwert. Eine gewisse Normalisierung setzte in der zweiten Jahreshälfte 2011 ein. Die Stimmung in der Industrie blieb aber überdurchschnittlich gut, so dass von der Branche weiterhin positive Impulse für die Gesamtwirtschaft ausgingen. Die optimistischen Exporterwartungen der Unternehmen wurden gegen Jahresende 2011 gestützt durch wieder anziehende Auftragseingänge aus dem Ausland. In der Folge blieben auch die Investitions- und Beschäftigungspläne auf Expansion ausgerichtet.
Baugewerbe boomt durch Sondereffekte: Das Baugewerbe in Sachsen-Anhalt profitierte frühzeitig nach der Krise von öffentlichen Konjunkturpaketen. Das allmähliche Auslaufen dieser Aufträge konnte weitgehend kompensiert werden durch anziehende Aufträge aus dem traditionell eher schwachen privaten Wohnungsbau: Angesichts massiv gestiegener Inflationssorgen bei gleichzeitig niedrigen Zinsen investierten Privatleute verstärkt in "Betongold". Hinzu kam die relativ stabile Investitionstätigkeit in anderen Branchen. Dadurch fiel die Stimmung im Baugewerbe 2011 besser aus als im Vorjahr.
Handel profitiert von gutem Konsumklima: Der Handel konnte stark vom guten Konsumklima profitieren, das sich nicht zuletzt infolge sinkender Arbeitslosigkeit einstellte. In der Folge war die Stimmung im Handel im Jahr 2011 besser als im Vorjahr. Auch die Geschäftserwartungen fielen zum Jahresende per Saldo optimistisch aus. Eine Fortsetzung der günstigen Entwicklung des Arbeitsmarktes und ein weiterer Anstieg der Reallöhne im Jahr 2012 könnten die Konsumlaune der Verbraucher weiter beflügeln.
Dienstleistungsgewerbe entwickelt sich stabil: Im Dienstleistungsgewerbe lag die Stimmung stabil auf hohem Niveau. Verantwortlich dafür waren sehr gute Lagebeurteilungen: Der Saldo aus positiven und negativen Einschätzungen erreichte mit 45,7 Prozentpunkten im vierten Quartal 2011 den höchsten Wert der vergangenen beiden Jahre. Allerdings wuchs auch hier die Diskrepanz zwischen Lage und Erwartungen: Der Saldo aus optimistischen und pessimistischen Erwartungen fiel im vierten Quartal 2011 auf -5,4 Prozentpunkten und damit auf den niedrigsten Wert der letzten acht Quartale.
Verkehrsgewerbe von hohen Kraftstoffpreisen verunsichert: Das Verkehrsgewerbe ist die einzige Branche, in der sich das Geschäftsklima im Verlauf des Jahres 2011 deutlich eintrübte und im vierten Quartal 2011 sogar auf ein leicht negatives Niveau von -2,9 Punkten absackte. Verantwortlich für diesen Stimmungsabschwung war vor allem ein enormer Kostendruck, der durch steigende Preise für Kraftstoff und Energie verursacht wurde. Hinzu kamen Verzögerungen beim Ausbau wichtiger Verkehrswege und eine allgemein ungünstige politische Stimmung im Zusammenhang mit Diskussionen um weitere Umweltauflagen und Mautpläne.