„Besser konnte die Sommersaison für die Gastronomie kaum verlaufen“, meint Antje Bauer, Geschäftsführerin Starthilfe und Unternehmensförderung der Industrie- und Handelskammer Halle-Dessau. Das warme Wetter bis in den Spätherbst hinein habe dazu beigetragen, dass die Außengastronomie früh in Schwung kam und lange profitierte. „Der dauerhafte ‚Supersommer‘ hat insbesondere Tagesausflugstouristen und Kurzurlauber zum Reisen und zur Einkehr bewegt“, erklärt Bauer. Deshalb meldeten alle Bereiche der Tourismuswirtschaft deutlich gestiegene Umsätze gegenüber dem Vorjahreszeitraum.
Doch trotz der Umsatzsteigerungen blickt die Branche skeptisch nach vorn, wie die Umfrage weiter zeigt: Die Erwartungen an die bevorstehende Wintersaison 2018/2019 sind sowohl bei den Hotelbetrieben als auch in der Gastronomie eher negativ. Lediglich die Reisebranche geht mit leichtem Optimismus in die kommende Saison. Fehlendes Personal stellt aber für nahezu alle Unternehmen inzwischen das größte Risiko dar. Mehr als die Hälfte der Beherbergungs- und Reisebetriebe und fast drei Viertel der Gastronomen sehen ihre wirtschaftliche Entwicklung dadurch bedroht. Fast jedes zweite der gastgewerblichen und ein Viertel der Reiseunternehmen melden derzeit offene Stellen, die sie schon länger nicht besetzen können. Gestiegene Arbeits-, Energie-, Lebensmittel- und Rohstoffkosten stellen zusätzliche wirtschaftliche Herausforderungen dar. Einen Spielraum auf Ertragsseite gebe es kaum noch, so dass branchenübergreifend mit Preiserhöhungen zu rechnen ist: Ein Drittel aller befragten Hoteliers, knapp die Hälfte der Gastronomen sowie über die Hälfte der Reisebüros und -veranstalter planen ihre Preise anzuheben.
André Rummel, Geschäftsführer im Geschäftsbereich Industrie und Infrastruktur bei der Industrie- und Handelskammer Magdeburg, verweist auf die komplexen Rahmenbedingungen der Branche: „Die Daten zeigen deutlich: Gestiegene Übernachtungszahlen und gute Umsätze allein sind kein Garant für eine weiter florierende Tourismuswirtschaft.“ So belasteten die Unternehmen unter anderem die gestiegenen Anforderungen an Kassensysteme oder starre Arbeitszeitregeln, aber auch die EU-Datenschutzgrundverordnung und die Novellierung des Reiserechts mit Einführung der EU-Pauschalreiserichtlinie – demnach können Reisende künftig etwa zwei Jahre lang Mängelansprüche gegen den Reiseveranstalter geltend machen.
Die Ergebnisse im Einzelnen:
Das Beherbergungsgewerbe schätzt seine Geschäftslage überwiegend positiv ein. 64 Prozent aller befragten Hoteliers vermelden gute Geschäfte in der abgelaufenen Sommersaison – Spitzenreiter ist dabei die Harzregion. Getragen wird die Grundstimmung von einer positiven Umsatzentwicklung: Über drei Viertel der befragten Hoteliers melden gestiegene oder zumindest gleich bleibende Umsätze aus dem Sommergeschäft, die hauptsächlich dank der Urlaubsgäste erzielt wurden. Insgesamt besuchten nach Angaben des Statistischen Landesamtes Sachsen-Anhalt von Januar bis September 2018 2,6 Millionen Gäste die Beherbergungstätten des Landes und buchten dabei rund 6,3 Millionen Übernachtungen – ein leichtes Plus gegenüber dem Spitzenergebnis im Vorjahr. Fehlende Fachkräfte sowie hohe Arbeits- und Energiekosten lassen die Branche jedoch verhalten auf die Folgesaison schauen.
Mit einer sehr guten Geschäftslage und gestiegenen Umsätzen wartet auch die Gastronomie auf und profitiert damit vom langen und sonnigen Sommer 2018. Über die Hälfte der Befragten meldet eine gute Sommersaison, knapp ein Drittel verzeichnet Umsatzsteigerungen. Die Erwartungen an die bevorstehenden Monate sind jedoch getrübt. Die Fachkräfteproblematik sowie weiter steigende Arbeits-, Lebensmittel- und Rohstoffkosten verunsichern die Unternehmer.
Ebenso zufrieden mit der Sommersaison in diesem Jahr zeigen sich die sachsen-anhaltischen Reisebüros und -veranstalter. 55 Prozent von ihnen melden eine gute Geschäftslage. Zurückzuführen ist dies vor allem auf die steigenden Auslandsbuchungen und ein Umsatzplus durch Urlaubsreisende. Rückläufig hingegen waren die Buchungen für den Inlandsreisemarkt (minus zwei Punkte verglichen mit 2017) sowie das sogenannte Incoming-Reisesegment, also Touristen, die von außerhalb der Landesgrenzen kommen. Diese Sparte verzeichnet minus 20 Punkte im Vergleich zum Vorjahr. Die Prognosen für die kommende Wintersaison sind dennoch optimistisch. Ein Fünftel der Unternehmen rechnet mit günstigeren und weitere zwei Drittel mit gleich gut bleibenden Geschäften.
Hintergrund:
Die Landesarbeitsgemeinschaft der beiden Industrie- und Handelskammern in Sachsen-Anhalt (LAG) besteht seit 1997 und vertritt die Interessen von rund 110.000 Unternehmen der gewerblichen Wirtschaft in Sachsen-Anhalt. Die Landesarbeitsgemeinschaft führt Umfragen unter ihren Mitgliedsunternehmen durch, erarbeitet fachliche Stellungnahmen und vertritt das Gesamtinteresse der Unternehmen gegenüber Politik, Verwaltung und Öffentlichkeit. Die ausführlichen Ergebnisse dieser LAG-Umfrage stehen auf den Internetseiten der IHKn unter www.halle.ihk.de und www.magdeburg.ihk.de zum Download bereit.