IHK-Präsident Markus Maier ging auf die aktuellen Entwicklungen in den vergangenen Wochen ein. Raum nahm dabei der Bericht über die Präsentation der Region Ostwürttemberg im Oktober in Berlin ein, ebenso der Blick auf die wirtschaftliche Situation nach der Wahl des neuen US-Präsidenten sowie dem Bruch der Ampel-Regierung in Berlin. „Die meisten Unternehmen stehen unter enormem Druck. Es gab schon bessere Zeiten. Das verdeutlicht auch die Herbst-Konjunkturumfrage bei unseren Mitgliedsunternehmen“, betonte IHK-Präsident Maier. Das Investitionsgeschehen werde durch die fehlende Planungssicherheit und eine gewisse generelle Skepsis gegenüber dem Standort Deutschland erheblich gebremst. Markus Maier: „Baden-Württemberg trägt derzeit im Ländervergleich beim Wirtschaftswachstum die Rote Laterne.“
Der Austausch der IHK-Vollversammlungsmitglieder zeigt eine insgesamt schwierige wirtschaftliche Lage mit rückläufigen Auftragseingängen und Investitionen sowie einer steigenden Sparquote und Kaufzurückhaltung der Endverbraucher. Während einige Branchen wie die Bildungswirtschaft und Verpackungsindustrie positive Entwicklungen verzeichnen, kämpfen andere, insbesondere der Maschinenbau und Automobilsektor, mit erheblichen Herausforderungen. Bürokratische Hürden und hohe Mietkosten belasten zusätzlich, und es besteht eine große Unsicherheit bezüglich zukünftiger Lohnanpassungen und deren Auswirkungen auf die Beschäftigung.
IHK-Hauptgeschäftsführer Thilo Rentschler: „Ihre Rückmeldungen sind wichtig und notwendig angesichts der ernsten Lage und des Stellenabbaus in der Region durch Bosch Automotive Steering.“ Positiv hervorzuheben seien die Senkung der Netznutzungsentgelte und damit der Absenkung des Industriestrompreises ab dem 1. Januar 2025, die Erweiterung des digiZ-Netzwerks um sechs neue Unternehmen. Zudem bestehe Handlungsbedarf aufgrund des massiven Rückgangs ausländischer Studierender in Baden-Württemberg, was die Abschaffung der Studiengebühren erforderlich macht. „Wir müssen dringend handeln, um die Attraktivität unseres Bildungsstandorts zu sichern und Talente aus aller Welt anzuziehen,“ so Thilo Renschler.
Instandhaltung des IHK-Gebäudes in Heidenheim und Bildungsanbau
Eine einstimmige Entscheidung der IHK-Vollversammlung war der Beschluss eines Anbaus ans bestehende IHK-Gebäude in Heidenheim sowie dessen Sanierung. Insgesamt investiert die IHK in den kommenden drei Jahren in Räume für den Bildungs- und Veranstaltungsbereich, die IT-Infrastruktur, die Heizungs- und Lüftungstechnik sowie energetische und brandschutztechnische Neuerungen rund 8 Millionen Euro. „Die Baumaßnahmen ermöglichen, dass IHK-Mitarbeitende, die extern in angemieteten Räumen untergebracht sind, am zentralen Standort in Heidenheimer beschäftigt werden können. Das Projekt wurde und wird intensiv von einem Bauausschuss begleitet. Das bestehende Gebäude ist nunmehr seit 38 Jahren in Betrieb“, sagte IHK-Präsident Markus Maier. „Wir wollen einen modernen und attraktiven Lernort schaffen. Diese Gesamtinvestition in Sanierung und Anbau ist notwendig, um als IHK attraktiv zu bleiben.“
Bevor der Baubeschluss gefasst wurde, hatte Architekt Christoph Baur von der Architektengruppe Wittmann (AGW) die wesentlichen Eckdaten der geplanten Baumaßnahme erläutert. AGW wurde zudem von der Vollversammlung beauftragt, bis zur Fertigstellung des Projekts den Bau zu begleiten. IHK-Ehrenpräsident Dr. Hansjörg Rieger betonte: „Die IHK sollte als gutes Beispiel vorangehen. In dieser Situation ist es richtig, diesen Schritt auch zu gehen und zu investieren.“
Zuwahl zur Vollversammlung
Bei der Sitzung am 3. Dezember wurde in die Wahlgruppe Industrie in die Vollversammlung zugewählt. Nach dem Ausscheiden von Dr. Christian Müller aus dem ZEISS-Vorstand und dem Präsidium der IHK Ostwürttemberg war die optische Industrie nicht mehr in der Vollversammlung vertreten. Stefan Müller, seit Januar 2024 Finanzvorstand bei ZEISS, wurde in die Vollversammlung einstimmig zugewählt und danach ins IHK-Präsidium berufen.
IHK-Finanzen im Fokus
Für das Wirtschaftsjahr 2024 deutet sich einen Monat vor dessen Abschluss ein positives Ergebnis ab. Dazu beigetragen haben höhere Beitragseinnahmen als geplant, Fördermittel von Bund und Land sowie der Aufschwung bei Umschulungsmaßnahmen im Bildungszentrum in Aalen.
Die IHK-Vollversammlung folgte deshalb dem Vorschlag des IHK-Präsidiums, den Beitragssatz um weitere 0,01 Prozentpunkte auf 0,21 Prozent ab Anfang 2025 zu senken. „Diese Entlastung unserer Mitgliedsunternehmen im vierten Jahr in Folge freut uns vor dem Hintergrund der nicht ganz so positiven konjunkturellen Nachrichten“, sagte IHK-Präsident Markus Maier.
Der Wirtschaftsplan und die Wirtschaftssatzung inklusive des Stellenplans für das Kalenderjahr 2025 wurden entsprechend der Ansätze der IHK Ostwürttemberg von der Vollversammlung einstimmig beschlossen. Zudem wurde den Mitgliedern des Gremiums die mittelfristige Finanzplanung bis 2028 vorgelegt.
Die IHK-Vollversammlung hat zudem einer Anpassung des Gebührentarifs für das Jahr 2025 beschlossen. Dabei wurde der Gebührentarif um einige Positionen bereinigt. Grundsätzlich müssen die erhobenen Gebühren dem Aufwand der IHK entsprechen. Lediglich im Bereich der Ausbildungsgebühren wurde von der Vollversammlung weiterhin ein auf 30 Prozent reduzierter Sonderdeckungsgrad beschlossen.
Verabschiedung Mitglieder Vollversammlung
Nachdem Eberhard Funk im Oktober als Geschäftsführer der Alfing-Sondermaschinen-Beteiligungsverwaltungsgesellschaft mbH ausgeschieden ist, ist seine Mitgliedschaft in der Vollversammlung abgelaufen. Auf eigenen Wunsch ist Rainer Horlacher aus der IHK-Vollversammlung ausgeschieden. Für ihn rückte Stefan Arnold, ARNOLD Stahlhandels GmbH Essingen, nach.
Gero Nicklas, Kreissprecher der Wirtschaftsjunioren Ostwürttemberg, stellte die Aktivitäten seiner Organisation im Jahr 2024 vor. Einige Beschlüsse wie der Richtlinie zum Beschaffungs- und Vertragsmanagement sowie der Übertragung von Aufgaben an andere IHKs wurden von der Vollversammlung ebenfalls getroffen.