Dass ein Umdenken beim Bauen hin zu einem ganzheitlichen Ansatz und zu schnellen, effizienten Lösungen dringend notwendig ist, machte Sarah Wörz, Referentin Wohnungsbau und Immobilienwirtschaft bei der IHK, in ihrer Begrüßung deutlich. Hohe Kosten, lange Planungs- und Genehmigungsverfahren und nicht zuletzt auch Qualitätsmängel stellten die Baubranche vor große Herausforderungen. Dabei sei doch ausreichender und bezahlbarer Wohnraum ein entscheidender Faktor im Kampf gegen den Fachkräftemangel. Diesen Zusammenhang auf die politische Bühne zu bringen, sei ein großes Anliegen der IHK, so Wörz.
Dass IPA die Integrierte Projektabwicklung, für viele in der Baubranche vielleicht noch unbekanntes Terrain, ganz sicher aber keine Hexerei ist, das machte Prof. Dr. Claus Nesensohn deutlich. Der gelernte Zimmermann und Bauingenieur ist Vorstand und Gründer der Unternehmensberatung refine Projects AG und Professor an der Hochschule für Technik in Stuttgart. Er ist der Erste Professor in Deutschland, der sich vollständig auf Lean Construction und die IPA spezialisiert hat. Inzwischen, so Nesensohn, hätten unter den großen Bauauftraggebern im Land auch die Bundesbaubehörde und die Deutsche Bahn gelernt, „dass es mit IPA anders läuft“.
Und wie läuft’s mit IPA? Planer und Bauausführende kommen bereits in einem sehr frühen Projektstadium als Team zusammen. Das vorgegebene Budget des Bauherrn, aber auch die Frage, wer fachlich und menschlich zu diesem Projekt passt, bestimmen die Auswahl der ausführenden Teampartner. Gemeinsam werden dann der Kosten- und der Zeitplan erarbeitet. Auf Basis der Baugenehmigung erfolgen schließlich im Team die endgültige Planung und die Bauausführung. „Wenn ich ein Team aus Planern und Ausführenden von Anfang an aufsetze, wollen alle gemeinsam den Erfolg“, machte Nesensohn deutlich. Um dann den Mehrwert durch IPA anhand konkreter Zahlen aufzulisten: IPA, das bedeute 51 Prozent weniger Administrationsaufwand, 59 Prozent Steigerung der Produktivität, eine um 67 Prozent kürzere Bauzeit, 68 Prozent mehr Qualität, 38 Prozent weniger nachträgliche Änderungen, 37 weniger Unfälle auf dem Bau und schließlich – ganz wichtig – um 63 Prozent geringere Kosten. IPA mache umständliche Ausschreibungsverfahren überflüssig, was rechtlich absolut erlaubt sei, ebenso mehrstufige Planungsabläufe. „Eine Ausführungsplanung ist für die Tonne“, so Nesensohn. Die Frage weshalb bislang nicht noch viel mehr Bauherren, öffentliche wie private, auf den IPA-Zug aufgesprungen sind, schob Nesensohn fehlendem Mut und mangelnder Kenntnis zu, ohne dass dies bislang wissenschaftlich erforscht sei.
Zwei Unternehmen, die im Prinzip nach der IPA-Methode zusammenarbeiten, das Ganze aber Bauteam-Modell nennen und daraus ein ganzes Wohnsystem aus Holz entwickelt haben, sind die Firmen Merz Objektbau in Aalen und Schlosser Holzbau in Jagstzell. Markus Bamann, Geschäftsführender Gesellschafter von Merz Objektbau, und Florian Eitel, Vertriebsleiter bei Schlosser, verdeutlichten den gemeinsamen Weg der beiden Unternehmen weg von der „Manufaktur“ hin zum systematisierten Bauen „wie im Lego-Kasten“ unter anderem am Lias-Quartier im Gebiet Galgenberg-Ost in Aalen, an dem Landesgartenschau-Wohnprojekt „In den Auwiesen“ in Wangen im Allgäu sowie am neuen Projekt „Kleehof“ in Heidenheim. Ihre Methode des systematisierten Holzbaus, so die beiden Referenten, ermögliche eine schnelle und effiziente Umsetzung von bezahlbarem Wohnraum, optimiere die Baukosten und führe zu einer guten Nutzung bei den Fördermitteln. Ihr Bauteam-Modell stelle dabei eine partnerschaftliche und wiederkehrende Kooperation von Planungs- und Ausführungspartnern dar. Das bedeute auch eine stetige Kostentransparenz, ein gemeinsames Controlling, Zeiteinsparung sowie eine kontinuierliche Verbesserung durch einen Wiederholungseffekt.
Und wer hilft beim schnellen und effizienten Bauen finanziell? Dieser Frage ging schließlich Joachim Hörrmann, Koordinator Holzbau bei der proHolzBW GmbH, nach und zeigte dabei viele Möglichkeiten der Förderung auf. Allerdings, so räumte er ein, müsse man sich in diesem „Förderdschungel“ schon sehr gut auskennen. Und lange Zeit hätten sich auch die Banken geweigert, einen Holzbau zu beleihen. Inzwischen, so Hörrmann, öffneten sich Banken wie Versicherungen aber dem Bauen mit Holz zunehmend. Der Referent verwies auf verschiedene Förderprogramme auf europäischer, auf Bundes- und Landesebene ebenso wie von einzelnen Kommunen, aber auch auf die steuerlichen Förder- und Abschreibungsmöglichkeiten. Die Holzbauoffensive Baden-Württemberg habe das Holz-Innovativ-Programm aufgelegt. Für eine Förderung daraus müsse ein Projekt diverse innovative Merkmale aufweisen.