Thilo Rentschler, IHK-Hauptgeschäftsführer, fasst die aktuelle Lage zusammen: „Die konjunkturelle Erholung verstetigt sich, ist aber noch ein zartes Pflänzchen. Wir dürfen daher nicht nachlassen, Reformen konsequent weiter voranzutreiben. Bei der Transformation in der Wirtschaft ist jeder gefordert und muss aktiv mit anpacken.“
Blick in die Umfragezahlen
Mehr als ein Viertel der Unternehmen in Ostwürttemberg beschreiben ihre Geschäftslage weiterhin als gut (28 %), mehr als die Hälfte (57 %) bewerten sie mit „befriedigend“ und lediglich 15 % mit „schlecht“. Die optimistische Erwartungshaltung setzte sich weiter fort: Jedes vierte Unternehmen geht von einer Verbesserung der Geschäfte in den kommenden zwölf Monaten aus, während der Anteil der Betriebe, die von einer Verschlechterung ausgehen, weiter gefallen ist auf nun 17 %. Zudem gehen mehr als die Hälfte der Betriebe von gleichbleibenden Geschäften aus.
Multiple Risiken und Herausforderungen
Insgesamt schätzen die Unternehmen in Ostwürttemberg die wirtschaftlichen Risiken geringer ein als noch zu Jahresbeginn 2024. Hauptrisiken sind weiterhin die Inlandsnachfrage, gefolgt vom Fachkräftemangel und den Arbeitskosten. Während die Industrie die schwache Inlands- und Auslandsnachfrage als größte wirtschaftliche Risiken sehen, nennen die arbeitsintensiven Dienstleistungsbranchen weiterhin am häufigsten den Fachkräftemangel, gefolgt von der Inlandsnachfrage. Die Unternehmen sprechen weiterhin von multiplen Unsicherheitsfaktoren, die zu fehlender Planungssicherheit und „sehr ungünstigen Kombinationen“ führen: Bürokratie, „immer neue Auflagen“ und unzureichende Wohnungsbauförderung kombiniert mit einem hohen Zinsniveau sowie einer fehlenden weitsichtigen Wirtschafts- und Strukturpolitik. Kundenseitig führe dies zu einer „starken Verunsicherung hinsichtlich der Zukunft“.
Arbeitsmarkt stabil, Investitionsbereitschaft leicht verbessert
Insgesamt führt die optimistischere Erwartungshaltung nicht zu einem Beschäftigungsaufbau, eine leichte Verbesserung in der Investitionsbereitschaft ist jedoch erkennbar: Nur jedes zehnte Unternehmen geht von steigenden Beschäftigtenzahlen aus, während eine Mehrheit von 60 % von gleichbleibenden Beschäftigtenzahlen spricht. 30 % wollen ihre Beschäftigtenzahlen voraussichtlich reduzieren. „Jobgaranten“ in Ostwürttemberg sind und bleiben kleine und mittlere Unternehmen.
Dagegen sprechen mehr als ein Fünftel der Unternehmen von „zunehmenden“ Inlandsinvestitionen. Insgesamt werden über 60 % der Unternehmen in Ostwürttemberg in den kommenden zwölf Monaten Investitionen tätigen – ein Wert, der vergleichbar ist mit der Situation vor einem Jahr. Dabei handelt es sich vor allem um Ersatzbedarf und damit um Investitionen zum Erhalt der Produktionskapazitäten am Standort Ostwürttemberg. Von Innovationen sprechen 30 % und von Kapazitätserweiterungen mittlerweile 22 % der Unternehmen, was einer erfreulichen Erhöhung um 8 Prozentpunkte im Vergleich zum Jahresbeginn entspricht. Beide Investitionsarten sind notwendig für positive Impulse und die Transformation der Wirtschaft.
Leichter Optimismus bei Umsatzerwartungen, Erträgen und Auftragseingängen
Das Bild bei den Auftragseingängen hat sich im Vergleich zu Jahresbeginn 2024 weiter leicht gebessert: Ein Viertel der Unternehmen gehen von fallenden Auftragseingängen aus, jedes fünfte von steigenden und etwas mehr als die Hälfte von gleichbleibenden. Mit „gut“ bewerten 27 % der Unternehmen in Ostwürttemberg ihre Ertragslage, mehr als die Hälfte sprechen von „befriedigend“. Während am Jahresbeginn 27 % mit steigenden Umsätzen gerechnet haben, sind es nun 29 %. Jedes vierte Unternehmen erwartet einen fallenden Umsatz.
Aufhellung in der Industrie
Die Lageeinschätzung in der Industrie hat sich im Vergleich zur vergangenen Konjunkturumfrage zwar nicht verändert – die optimistische Erwartungshaltung setzt sich jedoch weiter fort: Nur noch jedes zehnte Unternehmen spricht von einer Verschlechterung, von einer Verbesserung geht nun jedes dritte Unternehmen aus. Die Kapazitätsauslastung steigt nochmals von 80 % zu Beginn des Jahres 2024 auf nun 84 % an. Eine weitere Auslastung der Kapazitäten lassen die Zahlen für die Auftragseingänge vermuten: Während zu Jahresbeginn noch 18 % von steigenden Auftragseingängen sprachen, sind es nun 24 %. Lediglich 17 % der Unternehmen gehen von fallenden Eingängen aus – zu Jahresbeginn waren es noch ein Drittel der Unternehmen. Jedes zehnte Unternehmen geht von steigenden, die Hälfte von gleichbleibenden Exporten aus.
Der Konjunkturbericht mit Dashboards und Analysen einzelner Sektoren, einem Blick in die Landkreise sowie weitere Erläuterungen zur Konjunktur sind abrufbar unter:
https://www.ihk.de/ostwuerttemberg/produktmarken/standortpolitik/konjunktur oder http://www.ihk.de/ostwuerttemberg Seitennummer: 3291754.