Konkret würden eine degressive Abschreibung sowie eine Erhöhung der Baukostenobergrenze (Sonder-AfA in Verbindung mit dem Energiestandard KfW 40) für Neubauwohnungen der aktuell gebeutelten Baubranche helfen. „Sollten die Fertigstellungszahlen im Wohnbau noch weiter zurückgehen oder ein Baubeginn für bereits kalkulierte Wohnbauprojekte hinausgezögert werden, droht ein massiver Arbeitsplatzabbau in einer Branche, die dringend gebraucht wird, um genügend Wohnraum zu schaffen. Der gesellschaftliche und soziale Sprengstoff, der aus fehlendem Wohnraum resultiert, muss wirksam entschärft werden“, so der IHK-Hauptgeschäftsführer Thilo Rentschler.
In diesem Zusammenhang ist zwar wichtig, dass das Landesbauministerium Anfang Dezember 2023 zum zweiten Mal eine Fördermittelerhöhung auf insgesamt 61,7 Millionen Euro verkündet hatte. Diese Gelder fließen in die Finanzierung von niedrigeren Mieten für den geförderten Wohnbau sowie zur Bereitstellung zinsverbilligter Kredite für den Sozialwohnungsbau in Baden-Württemberg. „Angesichts der Antragsflut sind die Mittel aber immer noch zu gering. Die Wohnungs- und Immobilienunternehmen im Land stehen in den Startlöchern und warten dringend auf Zusagen, damit sie mit ihren Projekten sofort loslegen können“, bewertet Rentschler die derzeitige Situation.
Hilfreich wäre, wenn es ein Sonderprogramm des Landes für den Wohnungsbau gebe. „Förderungen schaffen nicht nur dringend benötigten Wohnraum, sondern lösen innerhalb der Baubranche weitere Investitionen aus, die die Branche stützen und der gesamten Volkswirtschaft Konjunkturimpulse geben“, erklärt IHK-Hauptgeschäftsführer Thilo Rentschler, der von 2013 bis 2021 als Oberbürgermeister in Aalen den Wohnbau kräftig angekurbelt hatte.
Wohn- und Gewerbebau nicht „verunmöglichen“
Die IHK Ostwürttemberg begrüßt zudem die Forderung nach einem sorgsamen Umgang mit unseren Flächen und dem Schutz der Natur. Gleichzeitig warnt sie aber davor, den Flächengebrauch für Gewerbe- und Wohnbauflächen zu verunmöglichen. „Unsere Volkswirtschaft braucht Flächen, um den Einwohnerzuwachs zu bewältigen und die notwendigen Arbeitsplätze zu erhalten bzw. zu schaffen“, sagt Thilo Rentschler. Gerade der Wohnungsbau für Fachkräfte muss vorangetrieben werden, um den Mangel an bezahlbarem Wohnraum zu bekämpfen.
Die IHK fordert daher einen ausgewogenen Ansatz, der sowohl den Schutz der Natur als auch die Bedürfnisse der Volkswirtschaft und der Bevölkerung berücksichtigt. Als mögliche Lösungen nennt Thilo Rentschler innovative Baukonzepte, beispielsweise durch die Ausweitung der Gebäudehöhe und gemischte Wohnquartiere sowie die bessere Nutzung von Brachflächen und innerstädtischen Flächen.
Die IHK Ostwürttemberg appelliert an die Politik, bei der Diskussion um den Flächengebrauch alle Interessen zu berücksichtigen. „Es darf nicht zu einer einseitigen Verhinderung von Gewerbe- und Wohnbauprojekten kommen“, so Rentschler. „Wir brauchen eine Entwicklung, die sowohl den Schutz der Umwelt als auch den Bedürfnissen der Menschen entgegenkommt.“