Das System der dualen Ausbildung findet in Südkorea von Jahr zu Jahr größere Beachtung. Bislang zählte in dem asiatischen Land, das durch Strebsamkeit und Ehrgeiz geprägt ist, nur ein Studium, um beruflich Fuß zu fassen. Nach deutschem Vorbild gibt es nun seit einigen Jahren wenige „Berufsschulen“. Beispielsweise werden in Seoul oder auch in Busan, die Technical Meister High School mit angegliedertem Internat, betrieben. „Die theoretische Ausbildung ist in Südkorea sehr gut. Das Handling an modernen Maschinen fehlt den angehenden Fachkräften aber meist“, erklärt Uwe Heßler, Leiter der Aus- und Weiterbildung bei MAPAL.
Deshalb tat sich für die sieben Austauschschüler aus Südkorea im November 2024 eine Tür für die berufliche Qualifizierung auf. Ihnen bot sich die Möglichkeit, im Ausbildungszentrum bei MAPAL sowie im modern eingerichteten Bildungszentrum der IHK unter engagierter Anleitung der Ausbilder zeitgemäße Metallbearbeitung kennenzulernen. „Zunächst wurde konventionell gedreht und gefräst, bevor die koreanischen Schüler einfache CNC-Programme erstellten“, erläutert Oliver Kosik, Leiter des IHK-Bildungszentrums. Ulrich Pflieger, Ausbilder an der IHK-Bildungseinrichtung, hat zusätzlich zum Unterricht an den Maschinen mit Hilfe der betreuenden Lehrer Arbeitsmaterialien zusammengestellt, die die jungen Südkoreaner in ihrer Muttersprache anleiteten. „Die Jugendlichen waren sehr motiviert. Trotz der etwas schwierigen Verständigung erlernten sie intuitiv die wesentlichen Inhalte aufgrund einer guten Auffassungsgabe“, erklärt Ulrich Pflieger.
Ähnlich äußert sich Tobias Ilg, der für die koreanischen Azubis verantwortliche DHBW-Studierende bei MAPAL: „Bereits nach kurzer Zeit konnten die koreanischen Gäste auf unseren modernen CNC-Steuerungen programmieren und Fräs- und Drehteile nach Zeichnung fertigen. Unser gemeinsames Highlight zum Abschluss der Qualifizierung war das Arbeiten an unseren hochpräzisen und komplexen Sechsachs-CNC-Schleifmaschinen.“ Tobias Ilg betreute die Südkoreaner zwischen dem 28. Oktober und 15. Dezember 2024 gemeinsam mit den Ausbildungsverantwortlichen bei MAPAL um Uwe Heßler.
Bei einer Führung durch die Technische Schule Aalen, die Abteilungsleiter Achim Stiefel organisierte, konnten die Südkoreaner mit ihren Betreuern sehen, wie gut verzahnt die Betriebe und die Berufsschule in Deutschland zusammenarbeiten. Diese Kooperation wird über viele Bereiche und unterschiedlichste Ausbildungsberufe hinweg aktiv gelebt. „Die gute Zusammenarbeit der dualen Partner ist die Grundlage für die qualitativ hochwertige berufliche Ausbildung in Deutschland“, betonte IHK-Hauptgeschäftsführer Thilo Rentschler.
Deutschunterricht, gehalten von der Familie Gerschewski aus Aalen-Dewangen im IHK-Bildungszentrum, sowie eine Wochenend-Betreuung rundeten den Aufenthalt der koreanischen Gäste in Aalen ab. „Wir haben eine gute Grundlage für eine weitere Kooperation bei der Qualifizierung von jungen Südkoreanern zwischen MAPAL und dem IHK-Bildungszentrum geschaffen“, sind sich Oliver Kosik und Uwe Heßler einig. Die Kooperation zwischen MAPAL und dem IHK-Bildungszentrum fand zum zweiten Mal nach 2023 statt.