Der Begriff "Big Data" beschreibt extrem umfassende Datenbestände, die heute aufgrund der Computerisierung im Alltag in unterschiedlichem Kontext anfallen. Dabei geht es beispielsweise um Kunden- oder Mobilitätsdaten, aber auch um Spuren, die im Internet hinterlassen werden. Immer mehr Daten werden heute im Alltag erfasst - die immer leistungsfähigere Kommunikationstechnik macht es möglich.
In Unternehmen und Wissenschaft wird Big Data heiß diskutiert, da hier eine mächtige Grundlage für die Analyse bisherigen und die Prognose künftigen Verhaltens entstanden ist. Doch wie steht die Bevölkerung dazu? Ist Big Data ein bekanntes Thema? Und wie werden Risiken und Chancen wahrgenommen, die sich aus der Erfassung und Auswertung großer Datenmengen im Alltag ergeben? Das infas Institut für angewandte Sozialwissenschaft GmbH hat in Kooperation mit dem Schwesterunternehmen infas 360 GmbH - Anbieter von Big Data-Unternehmenslösungen - im Rahmen einer repräsentativen telefonischen Erhebung unter 1.500 Bundesbürgern ab 18 Jahren nachgefragt.
Noch ist der Begriff "Big Data" eher in der Wirtschaft beheimatet. Gerade einmal 19 Prozent der Bevölkerung haben davon bereits einmal gehört. Von allen Befragten assoziiert jeder Vierte etwas Negatives mit "Big Data". Die überwiegende Mehrheit empfindet den Begriff neutral. Aktuell verbinden noch sehr wenige etwas Positives mit dem neuen Buzz-Word.
Unabhängig vom Begriff "Big Data" haben wir gefragt, wie die Bundesbürger generell zur vielfachen Sammlung von Daten von Privatpersonen und Konsumenten durch Unternehmen stehen. Von den Bundesbürgern wird hier eine vertrauensvolle und transparente Vorgehensweise erwartet. Über 80 Prozent empfinden ein Risiko, dass persönliche Daten von Unternehmen missbraucht werden könnten. Und annähernd 90 Prozent der Befragten bemängelt, dass immer mehr Daten erfasst werden ohne dass der Einzelne dies beeinflussen könne.
Hinzu kommen Bedenken darüber, ob die Unternehmen von ihnen akkumulierte Daten überhaupt ausreichend vor Missbrauch schützen können. 86 Prozent der Befragten denken, dass es den Unternehmen auch mit viel Mühe nicht gelingen wird, die gesammelten persönlichen Daten vor Missbrauch zu schützen.
Allerdings bestehen nicht ausnahmslos Vorbehalte gegenüber der Datensammlung. 27 Prozent finden es gut, wenn ihre Daten dazu genutzt werden, um gute Produkte zu entwickeln. Rund 15 Prozent der Bevölkerung würden es begrüßen, wenn auf Basis der jeweiligen individuellen Daten für jeden Konsumenten persönlich ausgerichtet Angebote entwickelt werden.
Optimierte Produkte und individualisierte Angebote überzeugen noch einen eher geringen Teil der Bevölkerung. Big Data wird seine Nützlichkeit im Alltag erst noch beweisen müssen. Dass der Trend, umfassend Daten zu sammeln und auszuwerten, aufgehalten werden könnte, wird jedoch bezweifelt: 61 Prozent der Deutschen sind der Meinung, dass die Option, große Datenmengen auszuwerten, in Zukunft noch wichtiger für die Wirtschaft wird. Von der jungen Bevölkerung, die sich gerade in Ausbildung oder Studium befindet, sind sogar 85 Prozent davon überzeugt. Im Alltag haben sich die Bundesbürger mehrheitlich längst auf die umfassende Datensammlung und -analyse durch Unternehmen eingelassen. Fast die Hälfte der Deutschen ist auf die eine oder andere Weise online in sozialen Netzen unterwegs. Ein Drittel hat eine Payback-Karte in ihrem Haushalt, die auch aktiv genutzt wird. Vier von zehn sind ADAC-Mitglied und etwa die Hälfte kauft beim Versandriesen Amazon ein. Dass hier mannigfaltig Verbraucherdaten anfallen, dürfte den meisten Bundesbürgern klar sein.
Die Bevölkerung erwartet bei der umfassenden Datensammlung im Alltag vor allem Transparenz und größtmögliche Sicherheit und ist gleichzeitig überzeugt, dass der Trend nicht aufzuhalten ist. Mögliche Chancen durch Big Data werden noch eher zögerlich erkannt. Insgesamt ist die Einstellung zur Datensammlung inzwischen aber eine völlig andere als beispielsweise 1984, als eine vergleichsweise datenarme Volkszählung schon zu massiver Gegenwehr geführt hat.