In Wien speichern die Funkchips Angaben wie Exemplarnummer, Autor, Bibliothekskennung, Standort in der Bibliothek, Systematikgruppe, letzter Entleiher, Status (ausgeliehen oder nicht) und die Information über Vollständigkeit bei Medienpaketen (bei mehrbändigen Büchern oder mehrteiligen CDs). Das Gesamtsystem der Wiener Hauptbücherei umfasst darüber hinaus 13 Lese- und Schreibeinheiten zur Verbuchung der ausgeliehenen und zurückgegebenen Medien. Vorteile der RFID-Technologie: Beim Entleih- und Rückgabevorgang werden mehrere Bücher zeitgleich erfasst. Bisher muss jedes Etikett im Innenbuchdeckel einzeln ausgelesen werden. Ein Vorgang, der bei vergleichbaren Großstadtbibliotheken rund 3.500 Besucher täglich betrifft. Das Wiener System entstand unter maßgeblicher Beteiligung des Infineon Entwicklungszentrums in Graz.
Zeiteinsparungen ergeben sich auch bei der Aufnahme neu angekaufter Medien in den Bibliotheksbestand. Anstatt zweier Informationsträger, nämlich dem Barcode für die Verbuchung und dem elektromagnetischen Sicherungsstreifen für die Diebstahlssicherung, wird nur der Funkchip mit den Daten beschrieben. Je Arbeitsgang halbiert sich so der Zeitaufwand. Die im Hintergrund wirkende Technologie übernimmt die Routine des Verleihens und Verwaltens der Medien, während die Bibliothekarinnen mehr Zeit für ihre Hauptaufgabe, der Beratung des Lesers finden.
Weitere Vorteile der Umrüstung auf RFID: RFID-Chips sind individuell gekennzeichnet und speichern weit mehr Informationen zum Objekt, als es mit Barcodes je erreichbar wäre. Außerdem können RFID-Chips wieder beschrieben werden, wodurch Daten ausgetauscht oder automatisch aktualisiert werden können. Das funktioniert selbst dann, wenn der Chip nicht sichtbar ist. Die RFID-Chips von Infineon bieten außerdem Sicherheitsfunktionen und können dem Diebstahl wertvoller Bücher vorbeugen. Dies würde ähnlich dem Diebstahlschutz im Einzelhandel durch eine Schranke realisiert, die bei berührungslosem Kontakt mit dem RFID-Chip im Buch einen Signalton abgibt.
Die benutzerfreundliche SB-Bibliothek der Zukunft
Der erste Schritt zur Selbstbedienungs-Bibliothek ist in Wien bereits vollzogen: Zur Ausleihe legt der Kunde die ausgewählten Bücher auf den Arbeitsplatz und gibt seinen Bibliotheksausweis in den Schlitz des Lesegeräts ein, ähnlich wie bei Geldautomaten. Über eine Funkverbindung mit dem in den Tisch integrierten System werden die Inhalte der RFID-Chips eingelesen und die Ausleihe verbucht. Außerdem kann der Leser über das Terminal seinen Kontostand prüfen und nachsehen, ob er noch ein Buch zurückgeben muss. Ab Ende 2003 soll es auch möglich sein, an einem solchen SB-Terminal die entliehenen Bücher ordnungsgemäß an die Bücherei zurückzugeben. Bei der Einführung eines solchen SB-Systems könnte besonders die Rückgabe entliehener Bücher von den offiziellen Öffnungszeiten losgelöst werden.
Das RFID-Gesamtsystem der Wiener Hauptbücherei auf einen Blick
240.000 Bücher sowie 60.000 CDs und DVDs aus dem Bestand der neuen Wiener Hauptbücherei wurden mit so genannten RFID-Chips (Radio Frequency Identification) zur Datenübertragung ausgerüstet. Sieben Lese- und Schreibeinheiten zur Einarbeitung der RFID-Chips in die Bücher und die Speicherung der Informationen auf den Chips wurden eingerichtet. Weitere sechs Lese- und Schreib-Einheiten stehen den Mitarbeitern für die Verbuchung der ausgeliehenen Medien zur Verfügung. Darüber hinaus gibt es für die Kunden vier Selbstverbuchungsterminals, so genannte EasyChecks.
Hintergrundinformation zu Infineons Bibliothekssystem
Das RFID-Verfahren stellt überall dort eine kostengünstige Lösung dar, wo Tausende von Objekten schnell und zuverlässig identifiziert und verwaltet werden müssen, beziehungsweise deren Position mitverfolgt werden muss. Infineons „my-d“ Chip kann aber auch in Ausweise, Eintrittskarten und Waren sowie Verpackungen jeder Art integriert werden. Er hat bis zu 10 Kilobit verfügbaren Speicher, das entspricht etwa zwei DIN-A4-Seiten einfachem Text. Der Speicher selbst kann für verschiedene Anwender in mehrere Sektoren aufgeteilt werden, nur berechtigte Personen haben dann auf diese gesonderten Bereiche Schreib- oder Lesezugriff. Spezielle Verschlüsselungsverfahren verhindern den unberechtigten Zugriff auf die gesicherten Daten.
Für die Anwendung in Bibliotheken hat Infineon auf Basis des my-d ein Gesamtsystem designed, das den Anforderungen der RFID Anwendung in Bibliotheken entspricht. Hierbei ist die Durchgängigkeit der Datenkommunikation von und zu den RFID Etiketten sowie der Anbindung an die Datenbank der entscheidende Faktor. Neben der Auswahl der richtigen Hardwarekomponenten stützt insbesondere die erstellte Software den Erfolg des Gesamtsystems.
Für die Anwendung in Bibliotheken liegt der my-d-Chip als RFID-Etikett vor und besteht aus vier Teilen: Chip und Antenne, die gemeinsam das so genannte Inlay bilden, sowie Ober- und Untermaterial der Etiketten, zumeist Papier oder Kunststoff. Das Etikett hat eine Größe von etwa 8 x 5 cm und wird neben dem Barcode auf das Buch aufgebracht. Für die Anbringung auf CDs und DVDs wurde ein spezielles CD Etikett entwickelt, das 30 mm im Durchmesser misst und direkt auf dem Bild oder Tonträger aufgebracht wird.
Technische Informationen zu Infineons „my-d“ Chips unter: www.infineon.com/ident
Über Bibliotheca
Bibliotheca RFID Library Systems AG ist ein Schweizer Unternehmen, das ein Soft- und Hardwaresystem für die Sicherung, Selbstverbuchung und Inventarisierung sowie die Rückgabe von Medien auf Basis der RFID-Technologie bereitstellt. Besondere Kennzeichen sind die langjährige Erfahrung in der Artikelsicherung und die Eignung der Etiketten für alle Medien (auch CDs). Bibliotheca hat inzwischen Referenzen in 14 öffentlichen und wissenschaftlichen Bibliotheken vorzuweisen und ist damit Marktführer in Europa. Das System wurde in enger Zusammenarbeit mit Bibliothekaren und Infineon erarbeitet.